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Ihre Schönheit überstrahlte ihre Schläue

Von Nora Bruckmüller, 31. August 2018, 00:04 Uhr
Ihre Schönheit überstrahlte ihre Schläue
Ihr Hobby war das Erfinden (Polyfilm)

Der neue Kinofilm "Geniale Göttin" ergründet das Lebensdilemma der Diva Hedy Lamarr

Ihr Gesicht war wie gemacht für die Großaufnahme: volle Lippen, große, offene Augen, Marmorteint, dunkle Brauen und Locken als Rahmen. Doch das war Fluch und Segen zugleich im Leben von Hedy Lamarr – 1914 in Wien als Hedwig Kiesler in eine "assimilierte" jüdische Familie geboren, 2000 mit 86 Jahren als fallengelassener "Star" in Florida gestorben.

Ihr Gesicht lebt weiter in der Popkultur, wie der Dokumentarfilm "Geniale Göttin" zeigt. Es war Vorlage für Disneys Zeichentrick-Schneewittchen und Catwoman.

Die immense Fallhöhe von Lamarrs Leben besteht darin, dass sie Gefangene ihres eigenen Bildes wurde. Es wurde zu einer Form, in die man sie presste, ihr Intellekt hatte darin keinen Platz. Doch der "Diva" gehörte das Patent auf eine Funktechnologie, die den Briten im Unterwasser-Krieg gegen die Nazis helfen sollte. Was daraus wurde? Die Basis für Handy, GPS, WiFi und Raketentechnologie.

Sauber, akribisch, professionell

US-Regisseurin Alexandra Dean versteht es gut, diese Diskrepanz zwischen innen und außen aufzuarbeiten. Entlang der Geschichte des 20. Jahrhunderts montiert sie Animationen, Film- und Archivbilder sowie Interviews mit Zeitzeugen, darunter etwa Komiker Mel Brooks. So lakonisch, wie er das irre "Business" kommentiert, so bewegend sind die Gespräche mit Lamarrs Kindern Tony und Denise wie Adoptivsohn James. Alles sehr sauber, akribisch, professionell.

Dennoch hat Dean so auch das Leben der sechs Mal Verheirateten wieder nur in eine weitere Form gegossen. In jene der biographischen Erzählung, die den Protagonisten in Geschichte und Zeitgeist einbettet und herausarbeitet, wie er sich darin selbst ermächtigt.

Das tut Dean nahezu sklavisch, das Werk gerät damit zäh und ästhetisch wenig raffiniert. So scheint es, als hätte Lamarr nur eine "Diktatur" gegen eine andere getauscht – Hitlers Regime gegen "die Versklavung" durch das Hollywood-Studio MGM. Als hätten ihr ihre ersten Männer, Rüstungsmagnat Fritz Mandl und US-Drehbuchautor Gene Markey, aus demselben Grund ein Gefühl der Abweisung vermittelt wie die US-Navy, wo man sie wegen ihrer Idee zuerst belächelte: weil sie irritiert waren, dass mehr unter ihrer Oberfläche war, mehr als "ein dummes Ding", wie Lamarr sagte.

Das Schönste am Film wiederum ist, dass er meistert, woran viele biographischen Werke scheitern: das "letzte Kapitel" als Zeit der Reflexion zu erkennen. Er beleuchtet darin all das, was Lamarr unvollständig machte: das Verdrängen ihres jüdischen Erbes, den Bruch zwischen ihr und Sohn James. Und den Verlust ihres Vaters, der sie für Technik begeisterte, seiner bedingungslosen Liebe wie ihrer äußeren Schönheit, mit der sie sich die Zuneigung aller Übrigen sichern wollte, sogar die ihrer Enkelin.

 

"Geniale Göttin": USA 2017, 90 Min., Regie: A. Dean

OÖN Bewertung:

 

Wichtige Wendepunkte:

  • 1933: Der Skandalfilm „Ekstase“ zeigt Hedy Lamarr nackt, Hitler verbietet ihn, sie flieht 1937 vor dem Regime.
  • 1946: Lamarr produziert selbst Filme, nach einer plumpen Rolle erleidet ihre Karriere einen Knick.
  • 1949 geht es aufwärts in „Sampson & Delilah“, doch dann lässt ihr Ruhm nach.
  • 1997: Obwohl das US-Militär ihr Patent verwendete, wurde sie nie dafür bezahlt. Ihr wird eine Auszeichnung dafür verliehen. Sie will sich aber nicht mehr öffentlich zeigen.

 

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