Ein Liederabend im Zeichen der Seelentröstung
Die Mystik der Seelentröstungen stand am Donnerstag im Brucknerhaus im Zentrum des Liederabends mit Ildikó Raimondi und Gottlieb Wallisch.
Goethes Texte und seelenverwandte seiner Zeitgenossen gaben den lyrischen Kontext, aus dem Ildikó Raimondi und Gottlieb Wallisch Lieder von Franz Liszt, Robert Schumann, Hugo Wolf und Franz Schubert auswählten.
Dazwischen pianistische Tröstungen, die einen Wandel in Liszts Kompositionsweise und musikalischem Denken ausgelöst haben. Die "Consolations" verstand er selbst als sechs poetische Gedanken, die ihre Wurzeln im persönlichen Leid, in der leidvollen Betroffenheit finden und so sogar autobiografische Züge tragen. Nicht minder passend Liszt’sche Klaviertranskriptionen von Vokalwerken – Wallisch wählte dafür unter anderem das "Ave verum" und "Confutatis und Lacrymosa" von bzw. nach Mozart aus. So entstand ein Klavier-Vokalabend der programmatisch eine höchst geschlossene Form erreichte und in seiner Intensität das leider nur sehr kleine Publikum restlos begeisterte.
Raimondis Gesangskunst
Das macht aber auch Ildikó Raimondis Gesangskunst aus. Dass vielleicht nicht mehr jede Phrase leicht von der Hand geht, war durchaus zu spüren. Dennoch überzeugt sie mit einer perfekten Diktion, einer klugen Interpretation und einer absolut sicheren Technik, die vor allem im Pianissimo Töne von schier unendlicher Tragfähigkeit bereitstellt. (wruss)
Fazit: Ein absolut stimmiger und fein musizierter Abend der besinnlich-nachdenklichen Art, den sich durchaus ein größeres Publikum hätte gönnen dürfen.
Brucknerhaus: Liederabend mit Ildikó Raimondi und Gottlieb Wallisch, 15. 11.