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Die haarsträubenden Seiten der Bücherwelt

Von Peter Grubmüller, 15. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Die haarsträubenden Seiten der Bücherwelt
Satiriker Martin Sonneborn als "Stauffenberg" Bild: APA/AFP

Mit mehr als 280.000 Besuchern ging die Frankfurter Buchmesse zu Ende – zwei Vorfälle überlagerten sogar den Buchpreis-Roman.

Die Frankfurter Buchmesse, die bis zu ihrem gestrigen Ende mehr als 280.000 Besucher anlockte, ist nicht nur ein Riesengetümmel, bei dem aus jeder Ecke Weisheit quillt. So waren während der fünf Tage zwei Vorfälle häufiger im Gespräch als etwa "Archipel", jener Roman der Autorin Inger-Maria Mahlke, der ihr zu Messebeginn den Deutschen Buchpreis eingetragen hat. Einer hatte sich angekündigt, dessentwegen ein Sturm der Aufregung erwartet worden war.

"Stauffenbergs" Auftritt

Eine andere sagte ihre Veranstaltung ab, weil sie in ihrem Hotel belästigt worden war. Der eine ist AfD-Politiker und Rechtsausleger Björn Höcke. Auf der Buchmesse präsentierte er unter Polizeischutz in der Halle 4.1 seinen Gesprächsband "Niemals in denselben Fluss", auf den kein Mensch aufmerksam geworden wäre, hätte nicht Europa-Politiker und Satiriker Martin Sonneborn versucht, als Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg verkleidet und samt neuralgischer Aktentasche zu der Veranstaltung durchzudringen.

Das Sicherheitspersonal hinderte ihn daran, wie alle anderen auch, die nicht angemeldet gewesen waren. Der reale Stauffenberg hatte 1944 bekanntlich versucht, mit einer Bombe in seiner Aktentasche Adolf Hitler zu töten. Vier Menschen starben, Hitler überlebte.

"Ordner ließen mich nicht rein, ob’s an der Aktentasche lag?", twitterte Sonneborn. Nach einer Dreiviertelstunde war Höckes Auftritt in einem abgelegenen Konferenzsaal und somit der Spuk vorbei. Randale blieben aus.

Die andere ist Anna Todd – eine US-Autorin, die mit einer Reihe erotischer Romane internationale Bekanntheit und beträchtlichen Bestseller-Status erlangt hat. Am Samstag hätte sie am Stand des Heyne-Verlags zu ihren Fans sprechen sollen, aber dazu kam es nicht, weil sie in ihrem Hotel, 100 Meter vom Messegelände entfernt, von Männern angepöbelt und verbal angegriffen worden sein soll. Sie habe ein Video von dem Vorfall angefertigt, aber die deutsche Polizei habe die Schriftstellerin gezwungen, das Beweismittel zu löschen. Die Polizei widersprach diesen Angaben, die Exekutive stritt obendrein ab, Kontakt mit Todd gehabt zu haben, obwohl ein Hotel-Angestellter dies bestätigte. Es tue ihr leid, die Veranstaltung abzusagen, twitterte Todd, "aber diese Männer sind noch immer nicht identifiziert und so auch nicht von der Buchmesse entfernt worden."

Dementsprechend ist nicht alles edel, was sich in der Umgebung dieser kolossalen Bücherschau so aufblättert. Das gilt auch für Bestsellerlisten, die der Irrtum begleitet, sie würden die besten Bücher ausweisen. Nein, es sind die meistverkauften Bücher, die gut und gerne grottenschlecht sein können. Bestes Beispiel ist das Papier beschmutzende Werk des Rappers Kollegah, der mit seinem Ende September erschienenen 256-Seiten-Werk "Das ist Alpha – Die 10 Boss-Gebote" sogar auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste aufleuchtete. Der 34-jährige Rapper, der bürgerlich Felix Blume heißt, unterteilt die Welt in Bosse (wie ihn) und in "ungefickte Lauchs" (was immer das auch bedeutet).

Katastrophal mies

So schreibt er: "Es ist ein selbstbewusstes Männerbuch… in einer vermehrt androgyn gewordenen Gesellschaft, und so etwas schmeckt den verweichlichten Pressepussys selten." Was Sie hier also lesen, ist der Text einer Pressepussy – und Kollegah hat vollkommen recht: Dieses Buch ist katastrophal mies. Lesen Sie lieber "Archipel", Juli Zehs "Neujahr", Maxim Billers "Sechs Koffer", Wolf Haas’ "Junger Mann" oder Robert Seethalers "Das Feld". Da haben Sie etwas davon.

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1  Kommentar
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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 15.10.2018 06:19

Büchermesse, Stauffenberg.....sehr schwach
Opernball, Hitler!
:-)

(für die jüngeren: Hubsi Kramar google-n)

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