Bewegung wirkt so gut wie Tabletten gegen Depression

Sport beeinflusst die psychische Erkrankung positiv – zudem sollen auch Ängste durch Bewegung gelindert werden
Sport reduziert nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken: Regelmäßige Bewegung soll bei mentalen Erkrankungen sogar eine ähnliche Wirkung haben wie Medikamente (Psychopharmaka) und Psychotherapie. Das besagt eine aktuelle Metaanalyse, die jetzt im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht wurde.
Wie das funktionieren kann? Bewegung führt – neurophysiologisch gesehen – zu einer Ausschüttung verschiedener Transmitter – unter anderem von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die Glücksgefühle freisetzen, die Leistungsbereitschaft erhöhen und einen Belohnungseffekt vermitteln.
Das „Verschreiben“ von Sport- und Bewegungseinheiten wie ein Medikament könnte sich jedoch als Schwachstelle in der Therapie erweisen, schreiben die Studienautoren. Patienten würden teilweise frustriert darüber sein, wenn ihnen gesagt werde, sie sollten „einfach nur Sport betreiben, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern“. Man müsse eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung stellen.
Sport als beste Vorsorge
Expertinnen und Experten empfehlen schon länger ein ausreichendes Maß an moderater Bewegung als Prophylaxe für psychische Erkrankungen. Besonders gleichförmige, regelmäßige Ausdauersportarten wie Laufen und Walken sowie Kraftsport gelten als potente Heilmittel.
Sportliche Aktivität ist nachgewiesenermaßen auch wirksam gegen Ängste. Das liegt daran, dass während der Anstrengung vermehrt das Neuropeptid Y (NPY) freigesetzt wird.
Es wirkt wie ein Resilienzfaktor und beruhigt die Amygdala, einen Bereich im Gehirn, der unter anderem für Ängste zuständig ist. Beim Umfang des Trainings scheint die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genau richtig zu liegen. 150 Minuten pro Woche sind wohl eine gute Dosis. Am besten so verteilt, dass täglich eine körperliche Betätigung stattfindet – und sei es nur ein gemütlicher Spaziergang.
Wer absolut keine sportlichen Ambitionen hege, habe ein um 44 Prozent größeres Risiko, Depressionen zu entwickeln.
Mehr Frauen betroffen
In Österreich leben derzeit rund 730.000 Menschen mit einer Depression, 264.000 davon gehören dem männlichen Geschlecht an. Dass Depressionen bei Männern seltener diagnostiziert werden, wird heute nur mehr zum Teil darauf zurückgeführt, dass sie seltener ärztliche Hilfe suchen als Frauen.