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Vergebung öffnet das Tor zur Freiheit

Von Dietlind Hebestreit, 30. Oktober 2013, 00:04 Uhr
(symbolbild) Bild: APA

Einem anderen Menschen zu verzeihen, tut gut - sogar wenn der Betroffene bereits verstorben ist. Noch schöner ist es, wenn man sich bereits zu Lebzeiten versöhnen kann.

Zu Allerseelen denken wir an unsere Verstorbenen – oft in Liebe, manchmal aber auch mit gemischten Gefühlen. Oder man hat dem verstorbenen Menschen eine schlimme Kränkung überhaupt nicht verziehen. „Dann ist man auf Dauer der Gefangene eines Toten. Denn Hass bindet genauso wie Liebe“, sagt Melanie Wolfers. Sie hat ein Buch über das Verzeihen geschrieben. „Das Lebensglück hängt entscheidend davon ab, ob man verzeihen kann“, ist die katholische Theologin und Ordensfrau überzeugt. Für sie gibt es zwei Hauptargumente, die für das Verzeihen sprechen:

1 Freiheit finden: „Wenn man gekränkt ist, kaut man die Geschichte immer wieder durch – beim Zähneputzen, beim Warten an der Ampel…“, sagt Wolfers. Heilt diese Beziehungswunde nicht, können die verletzten Gefühle und Erinnerungen einen regelrecht gefangen nehmen. Man wird blind für die Gegenwart und lebt in der Vergangenheit. „Deshalb ist es befreiend, Schritt für Schritt das Erlittene loszulassen“, so die in Wien lebende Theologin.

2 Unrecht nicht weitergeben: Ein zweites wichtiges Argument für das Vergeben ist, dass man dadurch befreit wird, selbst neues Leid zu verursachen. „Denn wenn eine Kränkung nicht heilt, geben wir erlittenes Unrecht bewusst oder unbewusst an andere weiter. Verzeihen ist also nicht nur Privatsache, sondern hat gesellschaftliche Relevanz. Werden wir frei von Bitterkeit, tun wir auch unserer Umwelt einen Gefallen.“

Starke Gefühle zulassen

Wie das mit dem Verzeihen konkret funktioniert, erklärt Wolfers so: „Wichtig ist, sich zuzugestehen, dass man verletzt wurde. Man sollte den Schmerz zulassen. Denn nur, wenn an die Wunde Luft kommt, heilt sie. Das bedeutet auch, dass man sich Gefühle wie Scham, Wut oder Hass eingesteht, denn sonst werden diese ein Schattendasein führen.“ Ein Zweites: Ist man gekränkt, kommt es oft zu einem Tunnelblick, etwa: „Der andere ist das schwarze Schaf und ich bin das arme Unschuldslamm.“ Dann sei es wichtig, den eigenen Blick zu weiten. Wer sich in den anderen hineinversetzt und nach den Gründen seines Verhaltens fragt, erlebt möglicherweise, „dass es gar nicht mehr so viel zum Verzeihen gibt“.

Ebenso ist der Blick auf die eigenen Anteile bei einem Konflikt unabdingbar. „Bei allem eigenen Bemühen erfahren es Menschen oft auch als ein Geschenk, wenn sie eine Sache gut sein lassen können. Eine Studie besagt, dass eine spirituelle Perspektive für 80 Prozent der Menschen beim Verzeihen eine wichtige Rolle spielt. Als Glaubende gebe ich dieser Kraftquelle den Namen ‚Gott’“, sagt Wolfers. Schließlich ist es wichtig, zwischen Verzeihung und Versöhnung zu unterscheiden. Verzeihen spielt sich im Innern ab, Versöhnung ist etwas Zwischenmenschliches. Wenn es Menschen gelingt, eine Verletzung zu vergeben, heißt dies nicht automatisch, dass auch eine Versöhnung mit dem anderen notwendig oder sinnvoll wäre.

Im Blick auf einen Verstorbenen bedeutet dies: Man kann sich nicht mehr mit ihm versöhnen, aber man kann ihm Kränkungen verzeihen und Frieden finden.

Buchtipp: Melanie Wolfers: Die Kraft des Vergebens: Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden, Herder-Verlag, 14,99 Euro

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3  Kommentare
3  Kommentare
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IT-IS (1.535 Kommentare)
am 30.10.2013 18:40

...Denn wenn eine Kränkung nicht heilt, geben wir erlittenes Unrecht bewusst oder unbewusst an andere weiter.

Stimme mit dem Bericht 100% ueberein.
SO...WARUM wollen wir dies Kraenkung weiterhin "umarmen" es ist nicht noetig Mitmenschen damit aufzuladen!!

Wenn man verzeihen kann, auch wenn man ueber viele Jahre gekraenkt ist, ist dies ein sehr positiver Schritt was man fuer sich SELBER tun kann. Man wird FREI und schleppt nicht immer eine "Kette" mit sich.... und wir sind doch alle NUR MENSCHEN, wir alle haben mal einen Fehler gemacht.
Und es ist OK Fehler zu machen, Fehler sind dazu da um daraus zu lernen.

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( Kommentare)
am 30.10.2013 07:29

nun, ja das stimmt schon -
eigenartig ist nur, dass immer die nichtbetroffen von verzeihung reden / predigen- aber selbst nie erlebt haben wie es ist verletzt zu werden - UND
verzeihung ist auch oft ein freibrief für die verursacher die dann laut schenkelklatschend lustig johlen.....
auch das darf nicht außer acht gelassen werden....

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despina15 (10.091 Kommentare)
am 30.10.2013 16:39

volle zustimmung!!!
man muss nicht verzeihen,
man muss es eben vollkommen
ignorieren!

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