50 Jahre Mutter-Kind-Pass: Ärztekammer feiert "Meilenstein"
Die Mediziner wünschen sich eine Ausweitung auf die Zeit nach dem fünften Lebensjahr, um Erkrankungen früher zu erkennen
Seit 50 Jahren gibt es den Eltern-Kind-Pass (früher: Mutter-Kind-Pass). Der Pass zur gesundheitlichen Vorsorge für Schwangere und Kleinkinder sei "ein medizinhistorischer Meilenstein", wie Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart bei einer Pressekonferenz betonte.
Hauptziel bei der Einführung des gelben Mutter-Kind-Büchleins 1974 war die Senkung der Säuglings- und Müttersterblichkeit. Dieses Ziel wurde schnell erreicht: Bereits fünf Jahre nach der Einführung sank die Säuglingssterblichkeit in Österreich um rund 40 Prozent. Dieser Trend setzte sich weiter fort: 2008 lag die Säuglingssterblichkeit bei 3,7 Promille, heute bei 2,4 Promille. Auch bei der Müttersterblichkeit brachte der Mutter-Kind-Pass "sensationelle" Erfolge, wie der Linzer Gynäkologe Thomas Fiedler, Obmann der Fachgruppe Frauenheilkunde, erklärte. Vor Einführung des Mutter-Kind-Passes seien 36 Frauen pro Jahr bei der Geburt gestorben, heute gebe es 2,3 Fälle pro Jahr. Erfolgreich sei das kostenlose Programm, weil es nahezu lückenlos angenommen werde, so Fiedler. Letzter Impuls sei das finanzielle Anreizsystem, denn die im Mutter-Kind-Pass vorgeschriebenen Untersuchungen seien verpflichtend, um das Kinderbetreuungsgeld vollständig zu erhalten.
Eine Lücke sehen die Ärzte aber in der Vorsorge nach dem fünften Lebensjahr, wo der Eltern-Kind-Pass endet. Ab 18 Jahren startet dann erst das reguläre Vorsorgeprogamm. "Gerade in der Zeit zwischen fünf und 18 Jahren passiert sehr viel", so der Obmann der Fachgruppe Kinderheilkunde, Bernhard Jochum.
Immer wieder neue Angebote
Durch regelmäßige Untersuchungen könnten etwa orthopädische Probleme wie Skoliosen an der Wirbelsäule oder Fehlstellungen der Füße frühzeitig erkannt werden. Sinnvoll wären aus Sicht der Ärzte angesichts des zunehmenden Problems Übergewicht auch Ernährungsberatungen im Kindesalter. Verknüpfen könnte man die Untersuchungen mit der Überprüfung des Impfstatus, um bestehende Impflücken zu schließen, meinte Jochum, betonte zugleich aber, dass zusätzliche Untersuchungen angesichts des bestehenden Personalmangels in den Kinderarztpraxen schwer umzusetzen seien. Auch in Bezug auf zusätzliche Untersuchungen im Laufe der Schwangerschaft wie das Organ-Screening verweist die Ärztekammer auf die Frage der Machbarkeit.
Der Mutter-Kind-Pass wurde 1974 unter der damaligen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter eingeführt. Seit Jänner dieses Jahres ist der Eltern-Kind-Pass digitalisiert. Zugleich wird der Leistungsumfang bis 2025 um zusätzliche Angebote während der Schwangerschaft und für Neugeborene erweitert, begonnen wurde etwa bereits die derzeit freiwillige Elternberatung.
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Warum wird hier noch mit dem veralteten Namen Mutter-Kind-Pass geworben?
Es gibt zahlreiche Untersuchungstermine vom Sprössling, die durchaus auch mit dem Papa wahrgenommen werden können.