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Kasperls innere Stimme

Von Von Eva Allerstorfer, 01. Oktober 2010, 00:04 Uhr
Kasperls innere Stimme
Franz Rosenthaler ist selber ein echter Kindskopf geblieben. Bild: Volker Weihbold

Wenn der Kasperl ein Problem hat oder den Kindern ein Anliegen nahebringen will, dann ist Franz Rosenthaler nicht weit. Der 46-Jährige gibt dem Kasperl nicht nur eine Stimme, sondern seit September auch eine Bühne in Linz-Urfahr. Selbst gebaut, versteht sich.

In der Leonfeldner Straße 10 riecht es frisch gestrichen. Kein Wunder, waren die Wände im Untergeschoß doch vor einem Monat noch kahl und kalt. Nun ziert eine Kasperlbühne den liebevoll dekorierten und märchenhaft bemalten Hauptraum. Eingerahmt ist die Bühne mit rotem Samt. „Das ist beim Puppentheater so. In diesem Fall beruhigt die Farbe Rot die Szenerie“, sagt Puppenspieler Franz Rosenthaler, der die Puppenkistlbühne gemeinsam mit seiner Frau Gabriele seit Anfang September betreibt.

Dass Rosenthaler einmal Kinderträume wahr werden lassen würde, hätte er sich vor 20 Jahren nicht träumen lassen. Vor der Geburt seines ältesten Sohnes arbeitete er als Postbeamter, ehe er während eines Karenzjahres seine Liebe zum Kasperltheater entdeckte. Und mit dieser Leidenschaft gleich auch den guten Draht zu Kindern. „Und nicht nur zu meinen eigenen, die damals das Hauptpublikum waren“, erinnert sich der 46-Jährige gerne. Mit seinem humorvollen Nachbarn spielte er bald für die ganze Nachbarschaft mit einem mobilen Kasperltheater und mit selbst gebastelten Kasperlpuppen.

Dann wagte Rosenthaler, was sich kaum einer traut: Mit Mitte dreißig und mittlerweile vierköpfiger Familie kündigt er seinen Job, holt die Berufsreife nach und lässt sich zum Lehrer für Kindergartenschulen (BAKiP) ausbilden. Neun Jahre lang arbeitet er dann als Kindergärtner, bevor es ihn in den Lehrberuf verschlägt. Heute unterrichtet er Didaktik und Kindergartenpraxis an der BAKiP in der Ledererstraße in Linz.

„Ich bin anfangs im Lehrkindergarten hängen geblieben. Das hat mir so viel Spaß gemacht. Meine Schmähs, die den Kasperl und den Sepperl ja ausmachen, hole ich mir von den Kindern. Die Ängste, die Gaudi und die Blödeleien, die ich in meinen Stücken behandle, kommen direkt von der Zielgruppe.“

Der Mann weiß also genau, für wen er da Theater macht. Kann nur ein Kindergärtner einen guten Kasperl geben? „Nein. Man muss sich bei jeder Form des Schauspiels in sein Publikum hineinfühlen können. Da ist es egal, ob ich für Erwachsene oder Kinder spiele, ein tragisches Theaterstück inszeniere oder Puppentheater“, sagt Rosenthaler.

Dass das Konzept des Kasperltheaters auch bei Erwachsenen funktioniert, hat der gebürtige Schwertberger schon ausprobiert. „Bei einer Geburtstagsfeier habe ich die Biografie des Jubilars nachgespielt“, erzählt er. „Sympathisch dabei ist, dass der Kasperl alles sagen kann, was einem sonst als unhöflich ausgelegt wird. Die Figur hat Narrenfreiheit.“

Lieber sind ihm aber trotzdem Kinder als Publikum. Denn wenn es mit den Erwachsenen lustig ist, dann ist es mit Kindern eine Mordsgaudi. „Kinder sind das ehrlichste Publikum. Wenn ihnen fad wird, dann stehen sie einfach auf und gehen. Das find’ ich toll. Gott sei Dank, ist mir das noch nie passiert.“ Kein Wunder: Wenn Rosenthaler vom Kasperl erzählt und wie er frech zur bösen Hexe ist oder jemanden gar „Pfurzkopf“ nennt, dann muss er selber herzlich lachen. „Ich bin ein riesiger Kindskopf und ein Kasperl.“

Und der Kasperl wollte doch insgeheim schon jeder einmal sein. Warum das so ist, liegt für Rosenthaler auf der Hand: „Der Kasperl ist der Archetyp eines Helden, eine Identifikationsfigur. Er ist ein Kind, das alles selber können will und dabei oft auf die Nase fällt. Dem Kasperl macht das aber nichts aus. Der rappelt sich wieder auf und probiert es noch einmal.“ Den Kasperl spricht er daher in gehobenem Dialekt. „Jede Figur hat ihre eigene Sprache. Der Sepperl spricht ein bisschen schlampig.“

Seinen einstigen Kasperl-Partner hat Rosenthaler im Laufe der Jahre verloren. „Der Beruf hat es zeitlich nicht mehr zugelassen.“ Jetzt steht Gattin Gabriele mit hinter dem Vorhang. Und selbst Sohn Christoph hat die Leidenschaft für das Kasperltheater entdeckt. Ab und zu hilft der 16-Jährige bei den Vorstellungen aus. Textbuch gibt es keines. „Ein Fremder könnte nicht so leicht mit mir spielen. Sicher, es gibt einen roten Faden. Aber wir gehen auf die Zurufe aus dem Publikum ein. Die Kinder haben manchmal so gute und einfache Ideen, dass ich mich frage, warum mir das nicht eingefallen ist.“

Dass er mit seiner Puppenkistlbühne gegen das Linzer Puppentheater im Kuddelmuddel antritt wie David gegen Goliath, will er so nicht gelten lassen: „In Linz hat leicht noch ein Puppentheater Platz. Es gibt genug Kinder. Ich denke, es sind zwei unterschiedliche Zugänge. Ich habe meinen eigenen Stil, die Stücke zu leben, die ich spiele. Wir stehen sicher nicht in Konkurrenz.“

Übrigens: Sohn Thomas (18) hilft beim Familien-Kasperltheater an der Kasse mit. Bei Spielbeginn verlässt er aber den Raum. „Er sagt, er hat in seinem Leben schon so viel Kasperl gehabt, dass er ihn nicht mehr sehen kann“, sagt Rosenthaler lachend.

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