Hupf in Gatsch: Wie wir die Wahrnehmung von Kindern fördern können
Warum Kinder die Welt mit allen Sinnen entdecken und Erwachsene sie dabei nicht bremsen sollten, erklären zwei Expertinnen.
Durch Betrachten, Angreifen, Spüren, Hören und Riechen lernen Kinder die Welt kennen. Es sind unendlich viele Eindrücke, die Tag für Tag aufs Neue auf sie einprasseln und die sie mit allen Sinnen kennenlernen können. In der warmen Jahreszeit, die jetzt Einzug hält, warten auch in der Natur wieder die vielfältigsten Erlebnisse auf die kleinen Entdecker. Sie gatschen mit Erde und Sand, lassen einen Marienkäfer über ihre Hand krabbeln oder hören die Vögel zwitschern.
„All diese sensorischen Erfahrungen sind essentiell für die Entwicklung eines Kindes“, sagen Ergotherapeutin Hannah Kastner und Pädagogin Elisa Hummer. In der heutigen Zeit würden Kinder jedoch häufig eine einseitige Überlastung mit optischen und akustischen Reizen und gleichzeitig einen Mangel an Bewegungserfahrungen erleben. Durch die vermehrte Nutzung digitaler Medien oder hohen Fernsehkonsum zeigen viele Kinder Auffälligkeiten bei der Wahrnehmung, sie tun sich schwer damit, bestimmte Reize zu registrieren und zu verarbeiten.
„Nahrung für das Gehirn“
Die beiden Mühlviertlerinnen wollen in einem Workshop für Eltern Bewusstsein dafür schaffen, welche Rolle Sinnesreize und –wahrnehmungen beim Heranwachsen spielen (Termin siehe unten). „Erwachsenen ist oft nicht bewusst, wie wichtig diese für Kinder sind“, sagt Hummer, die in einer Krabbelstube in Feldkirchen an der Donau beschäftigt ist: „Sinnesreize sind wie Nahrung für das Gehirn. Sie liefern die Informationen, die das Hirn braucht, um den Körper und den Verstand zu steuern.“ Tatsächlich beginnt die Entwicklung der Sinne schon sehr früh im Mutterleib. Bereits zum Ende der achten Schwangerschaftswoche nehmen fünf Sinne ihre Arbeit auf: Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Geschmackssinn, Eigenwahrnehmung und das Gehör. Mit der Geburt sind schließlich alle Sinne arbeitsbereit. Das Neugeborene hört, sieht und fühlt, jedoch haben diese Eindrücke noch keine sinnvolle Bedeutung für ihn. Erst durch zahlreiche und wiederkehrende Sinneserfahrungen lernt es, die Eindrücke geordnet zu verarbeiten.
Sinne ansprechen
Sensorische Angebote im Alltag seien daher von Anfang an maßgeblich für ein gesundes Zusammenspiel aller Körpersinne, auch sensorische Integration genannt. „Das können Bewegungsangebote sein wie zum Beispiel Rutschen oder Klettern. Oder Erfahrungen, bei denen das Kind seinen Körper spüren kann, etwa beim Spielen mit Erde, beim Herumgatschen mit Rasierschaum oder wenn es sich selbst eincremen darf“, erklärt Kastner, die mit Kindern und Jugendlichen in einer Praxis für Ergotherapie in Wien arbeitet. Auch das Ansprechen der Sinne ist dabei hilfreich: Riech einmal, wie die Blume duftet! Oder: Wie hört sich das an, wenn der Stein runterfällt?
Um ihren Kindern Möglichkeiten zum Entdecken und Selbermachen zu schaffen, müssen Eltern weder viel Zeit noch Geld investieren. „Ein Kind, das im Familienleben gut eingebunden ist und viel selbstständig machen darf, wird automatisch seine Sinneserfahrungen machen. Vieles passiert da ganz nebenbei“, sagt Kastner. Auch einfache Materialien, mit denen sich die Kleinen oft intensiv und lange beschäftigen können, sind meistens zuhause oder in der Natur zu finden und müssen nicht extra gekauft werden. Im Garten brauche es weder unbedingt die XXL-Kletterturm-Schaukel-Kombination noch die stylische Matschküche, damit Kinder ins Spiel finden. „Als Erwachsene sind wir oft ungeduldig, wenn das Kleinkind draußen jeden Stein umdreht oder jedes Blatt bewundert. Aber wir dürfen nicht vergessen: Für ein Kind ist das alles neu. Erst durch seine Sinne kommt es in den Kontakt mit sich und seiner Umwelt“, so Hummer.
Mehr Ideen für Sinneserfahrungen
- Verschiedene (Natur-)Materialien zum Erkunden anbieten
- Barfuß über verschiedene Untergründe laufen
- Beim Kochen helfen, an Lebensmitteln riechen
- Kleinkinder mit dem Brei spielen lassen
- Im Wald auf Geräusche achten
- Schwere Dinge ziehen oder schieben (z.B. Wäschekorb, Bollerwagen)
- Gleichgewichtssinn durch Schaukeln, Wippen oder Balancespiele anregen
- Mit Holzstöcken auf verschiedene Flächen klopfen
- Mit Fingerfarben malen
Vorträge
„Wie die Sinneswahrnehmung die Entwicklung beeinflusst“, darüber sprechen Ergotherapeutin Hannah Kastner und Früherziehungspädagogin Elisa Hummer am Samstag, 15. April 2023 in Feldkirchen an der Donau. Der Vortrag im Sitzungssaal des Gemeindeamtes beginnt um 19 Uhr (Ende: 21 Uhr). Anmeldung unter: hummerelisa@gmail.com. Kosten pro Familie: 10 Euro.
Der nächste Workshop der beiden Expertinnen am 13. Mai behandelt das Thema „Mein Körper gehört mir! Begleitung der Sexualentwicklung und Missbrauchsprävention von Anfang an“. Von 19 bis 21 Uhr im Gemeindeamt Feldkirchen an der Donau.
Also für uns Kinder der 70er Jahre war es ganz normal barfuß zu gehen und in jede pfütze zu hüpfen! Am Abend ging's ab in die Wanne natürlich mit den Geschwistern. Es gab Hausbrot mit Wurst, Himbeersaft oder selbst gemachter Ribiselsaft. Auch die Worte: Grüß Gott, Bitte und Danke waren Selbstverständlich
In dem man sich mit Kindern befasst,
Kinderkrippe/Kindergarten/Schule sind zuwenig😉
da müßten die Eltern mal ihr Handy zur Seite legen😋