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Vom Charme des Scheiterns

Von Karin Schütze, 27. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Vom Charme des Scheiterns
Manuel Rubeys Karriere begann in Linz. Bild: PeterDraxl

Manuel Rubey ließ sein erstes Solo-Kabarett "Goldfisch" im Linzer Posthof zu Wasser.

Ein unhörbarer Schuss knallte am Freitag im vollen großen Saal im Linzer Posthof. Der Auftritt eines österreichischen Volks-Rock’n’ Rollers bei "MTV Unplugged" ließ Kurt Cobain nicht länger in Frieden ruhen, sondern ein zweites Mal abdrücken. Die erste Pointe sitzt, mit der Manuel Rubey seinen "Goldfisch" zu Wasser lässt.

Zum Vierziger wagt er mit seinem ersten Solokabarett in der Regie von Rupert Lehofer den Alleingang, der zugleich jene Quelle ist, aus der sich viele Pointen speisen. Wie fühlt sich ein Mann, den Frau und Kinder ver- und ihm dafür einen Goldfisch überlassen haben, zur Fütterung? Er nagt selbst am seelischen Hungertuch, das zum Sprungtuch in humorvolle Höhen für den Sinnierenden wird.

Treffende Listen und Lieder

Über das Verlassenwerden und "gute Freunde bleiben", als würde der Tierarzt einem Kind den toten Hamster zum Spielen mitgeben. Über das ganz alltägliche Beziehungs- und Familienleben. Über das Vaterwerden an der Seite einer Schwangeren im Wechselbad der Gefühle. Über das Vatersein, wobei sich des Öfteren zwei hellwache Tochterstimmen aus dem Off zu Wort melden. Über die Ängste eines Vaters heranwachsender Töchter im Zeitalter von Social Media. Für die Nabelschau seines schüchternen, fast scheuen Bühnen-Ichs zelebriert Manuel Rubey im Understatement den Charme des Scheiterns. Manches hat er auf "Listen" festgehalten, die er vorträgt. Dinge, die ein junger Schauspieler – Rubey selbst hat beizeiten am Linzer Theater des Kindes und U-Hof begonnen – nicht hören will. Oder die eine Schwangere zum Weinen bringen. Mögliche Todesursachen in Österreich, wo man vom Einkaufswagen hinter einem an der frisch geöffneten Kassa überfahren werden kann.

Listen, in denen er pointiert dem Menschsein und dem Zeitgeist auf den Zahn fühlt. Konsumrausch. Handymania. Parteien, für die Erben eine Leistung ist. MeToo und die Besetzungscouch, die es nicht gibt, nur das Gebüsch am Küniglberg. Die digital beschleunigte Welt, in der uns ein Goldfisch mit seiner Aufmerksamkeitsspanne von elf Sekunden um drei Sekunden davonschwimmen und "Schnupper-Alzheimer" zur neuen Volkskrankheit werden könnte. Neben Listen sind es trefflich vorgetragene Lieder, in denen Rubey, Mitglied der "Familie Lässig"-Band, viele Gewässer des Lebens durchschwimmt, sicher begleitet und um ein Solo bereichert von Tonmeister wie Gitarrist Andreas Hamza.

Nicht alles ist abgrundtief, aber auch nie seicht. Und in alles ist spürbar viel Herzblut eingeflossen, so dass man keine Sekunde dieser zwei kurzweiligen Stunden bereut, dem "Goldfisch" gefolgt zu sein. Im Gedächtnis haften bleiben diesmal sicher mehr als acht.

Fazit: "Goldfisch" begleitet das Publikum sympathisch und klug durch einen amüsanten, vielseitigen Kabarett-Abend.

28. 5.: "Goldfisch" in der Bruckmühle Pregarten, 07236/2570; 27. 3.: Familie Lässig, Posthof Linz, 0732 / 78 18 00 5178, posthof.at

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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