Sie sangen sich das Herz aus der Seele
Mumford & Sons gastierten in der ausverkauften Wiener Stadthalle.
Brachial stampfender Folkrock mit einer Überdosis Emotion, auf hohem Energielevel vorgetragen – mit dieser simplen Formel haben sich Mumford & Sons in die oberste Liga gespielt. Aus bärtigen Banjo- und Gitarrenzupfern mit kaum verhohlener Begeisterung für den frühen Dylan, für den US-Folk der 60er und Bluegrass sind globale Superstars geworden. Am Freitagabend gastierte das britische Quartett um Sänger und Frontmann Marcus Mumford in der Wiener Stadthalle.
Los ging’s mit "Guiding Light", der ersten Single aus dem aktuellen Album "Delta", direkt gefolgt von "Little Lion Man", dem so lässigen wie waidwunden Folk-Kracher, der die West-Londoner einst raus aus der Obskurität katapultierte. Zwei Songs, die das Leitmotiv des knapp 100-minütigen Abends prägten: Neu traf Alt, die hemdsärmelige Folk-Vergangenheit kollidierte mit dem deutlich rockigeren, dezent um elektronische Einsprengsel angereicherten Sound der vergangenen beiden Alben "Wilder Mind" und eben "Delta".
Quantitativ triumphierten die neuen Stücke. Als musikalische Sieger der Herzen gingen aber Fan-Favoriten wie "The Cave", "Lover Of The Light" und speziell die die Stadthalle zu Recht in kollektive Verzückung versetzende Zugabe "I Will Wait" hervor. Mit der lässigen und kongenialen Qualität dieser alten Hadern konnten mediokre Nummern wie "Picture You", "Beloved", "Darkness Visible" oder auch "Slip Away" nicht mithalten.
An mangelndem Einsatz der Protagonisten lag es nicht. Marcus Mumford war bestens aufgelegt, sang wie ein Zeiserl und unternahm bei "Ditmas" sogar einen ausgiebigen Spaziergang durch die Menge. Der Rest, Gitarrist Winston Marshall, Bassist Ted Dwane und Pianist Ben Lovett, agierte extrem kompakt, knackig und gut eingespielt. Und doch, den neuen Liedern fehlte der raue Esprit, das Zwingende und das zupackend Intime, das einem beim Hören einst das Gefühl vermittelte, diese Burschen würden sich exakt in diesem Moment nur für einen selbst ihr Herz aus der Seele singen.
Fazit: Trotz qualitativer Schwankungen zwischen alten Klassikern und neuen Songs präsentierten sich Mumford & Sons als kompetente Live-Band mit Massen-Appeal.
Konzert: Mumford & Sons, Stadthalle Wien, 3. Mai