Ein 23-Jähriger inszeniert beim Lehar-Festival

Das Bad Ischler Operetten-Festival zeigt heuer Millöckers „Bettelstudent“, Paul Abrahams „Märchen im Grand Hotel“ und Lehars „Der Sterngucker“, bei dem der erst 23-jährige Shooting-Star Sebastian Kranner Regie führt
Vom Klassiker bis zur Rarität: Auch heuer ist beim Lehar-Festival in Bad Ischl von 6. Juli bis 25. August für Operetten-Fans alles dabei. Den Beginn macht Paul Abrahams „Märchen im Grand Hotel“ am 6. Juli, das Intendant Thomas Enzinger selbst in einer jazzigen Version als Revue-Operette inszeniert. Die Uraufführung des Stücks, dessen Libretto Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda schrieben, konnte 1934 nicht mehr in Berlin stattfinden, weil die Nazis das Werk der drei Juden als „entartet“ ansahen. „Trotzdem ist es ein witziges, unterhaltsames Stück“, sagt Enzinger. Musikalisches Unterhaltungstheater und die Operette sind für ihn „Ankerplätze“: „Sie bieten Zeit zum Innehalten und Kräftesammeln.“
„Eine Luxus-Edition“
Jüdische Künstler stehen heuer im Fokus des Festivals: So widmet Marie-Theres Arnborn Grünwald, Löhner-Beda und ihrem Kollegen Ludwig Herzer eine Ausstellung im Kongress- und TheaterHaus. Choreografin Evamaria Mayer will „Märchen im Grand Hotel“ lebendig und mit vielen Tanzeinlagen choreografieren. „Das wird eine Luxus-Edition“, ist sie überzeugt. Oder, wie es Susanna Hirschler, die die Gräfin Inez de Ramires spielt, sagt: „Ein Fitness-Programm für uns Darsteller.“
Als zweite Premiere steht Carl Millöckers Hit „Der Bettelstudent“ ab 13. Juli auf dem Programm. Regisseurin Angela Schweiger, die bereits 2022 und 2023 in Ischl Regie führte, will sowohl den „#MeToo-Aspekt“ der Story hervorheben als auch die „lebenslustige, raue Barockwelt“ zeigen. In beiden Produktionen baut Markus Olzinger, Intendant des Musical-Frühlings Gmunden, das Bühnenbild.
Für Franz Lehars selten gespielte Operette „Der Sterngucker“ (ab 9. August) hat Intendant Enzinger den erst 23 Jahre alten Regisseur Sebastian Kranner für dessen erste Musiktheater-Inszenierung verpflichtet. Der Wiener gilt als Regie-Shooting-Star und assistierte etwa Lotte de Beer oder Andrea Breth. Bad Ischl ist für ihn kein Neuland. Sein Vater Gernot inszenierte mehrmals beim Lehar-Festival, Mutter Andrea, ebenfalls Sängerin und Schauspielerin, war einst Pressechefin. „Für mich ist es wie ein Heimkommen“, sagt Kranner, der hier viele Sommer verbrachte.
Mit der Kulturhauptstadt hat das Festival einen Kurzoperetten-Wettbewerb ausgeschrieben. Die drei 20-minütigen Siegerprojekte werden am 2. und 3. Juli gezeigt. Präsidentin Brigitte Stumpner ist mit dem heurigen Vorverkauf zufrieden. Im Vorjahr kamen 23.400 Besucher, um 1400 mehr als 2022. Die Auslastung lag bei 85 Prozent. Insgesamt verfügt das Festival über 1,5 Millionen Euro Budget. 20 Prozent davon stammen aus Förderungen des Landes und der Stadt Bad Ischl.
Nähere Infos und Karten gibt es auf leharfestival.at
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