Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Wir sind gnadenlose Optimisten"

Von Reinhold Gruber, 11. Mai 2023, 18:29 Uhr
Alle Achtung heben ab, um (musikalisch) neue Planeten zu erkunden. Bild: Universal Music

Mit „Marie“ hat sich Alle Achtung, die steirische Band um Sänger Christian Stani, ihren Platz in der österreichischen Popmusikgeschichte schon gesichert. Doch dabei soll es nicht bleiben. Mit "Das wird groß" will die Band weiter wachsen.

Man findet selten fünf Menschen, die den Fokus darauf gerichtet haben, andere Menschen mit ihrer Musik zu unterhalten. Das empfindet Frontmann Christian Stani so. Mit den OÖN hat er ausführlich über die neue Single "Das wird groß", Veränderungen, Erfahrungen und Zukunftsüberlegungen gesprochen. 

OÖN: Mit „Das wird groß“ zieht es euch im Video in den Weltraum. Stand da „Major Tom“ Pate?

Christian Stani: Nein, beim Schreiben nicht. Wir sind zwar alle Fans von David Bowie und wir sind Weltraum-Fans. Aber damit hat es sich schon.

OÖN: Man könnte euren Abflug ins Weltall im Video auch so deuten, dass ihr dem ganzen Wahnsinn auf der Erde entfliehen wollt. Oder ging es darum, im Blick von oben vielleicht zu erkennen, was es braucht, damit wir Menschen auf der Erde die richtigen Schritte setzen?

Christian Stani: In erster Linie war es ein Flucht-Song, aber mit einem positive Ausblick. Ich beschäftige mich mit dem Weltall und jeder weiß, dass es in der Nähe nichts Vergleichbares wie die Erde gibt. Wir haben also nur diesen einen Planeten. Wir haben jetzt die Chance, dass wir diesen Platz als lebensfreundlich erhalten. Die Menschen haben das Können, den Planeten zu erhalten, besitzen aber gleichzeitig auch die Dummheit, ihn zu zerstören. Man hat oft die Tendenz zu fliehen, aber wir glauben an die Klugheit des Menschen.

OÖN: Als der Unterhaltung dienender Künstler hat man auch eine Verantwortung, oder?

Christian Stani: Absolut. Unabhängig davon, was man macht, sind wir alle Menschen. Insofern machen sich auch wir Musiker Gedanken. Aber der erhobene Zeigefinger ist nicht unsere Art. Ich glaube, dass man Menschen nicht erreicht, wenn man ihnen nur vorhält, was sie falsch machen. Aber eine kann eine Perspektive schaffen, dass es eigentlich auch anders gehen würde. Dass man nicht nur zurückstecken muss, wenn man etwas verändert, sondern dass es für das menschliche Leben auch Vorteile bringt, wenn man zum Beispiel mehr Grünflächen schafft und Böden nicht versiegelt.

OÖN: Stehen eure fröhlich gestimmten Lieder da nicht im Widerspruch dazu?

Christian Stani: Auch wenn wir positive Songs zum Mittanzen und Mitsingen machen, sind wir nicht weltfremd (lacht). Man spürt, dass sich die Natur verändert. Das ist schon bedrohlich.

OÖN: Gleichzeitig kommt die Künstliche Intelligenz quasi um die Ecke und lässt vieles möglich erscheinen.  Fürchtet ihr da um Konkurrenz beim Songwriting? Habt ihr darüber als Band schon diskutiert?

Christian Stani: Es ist so unglaublich schnell dahergekommen und wird wohl noch viel schneller weiter entwickelt. Wenn man merkt, dass da Texte von einer KI geschrieben werden, die nicht schlecht sind, bin ich mir sicher, dass es mehr Hits geben wird. Es wird mehr KI-generierte Songs geben. Es ist zu erwarten, dass Streaming-Dienste die Songs direkt generieren nach den persönlichem  Geschmack von Nutzern. Solche Dinge kann es durchaus geben. Aber ich glaube, dass ein Mensch mit einer Gitarre auf der Band immer noch die Massen anziehen und begeistern kann. Das war immer so, das ist so und das wird auch so bleiben. Es wird viele KI-Hits geben, es wird aber das andere nicht aussterben. Computermusik hat die echte Musik nie ersetzt, aber es hilft. Keine musikalische Produktion  würde ohne Computer funktionieren. Mit der KI wird es meiner Meinung nach ähnlich sein.

OÖN: Live gespielte Musik wird immer anders klingen als aus der Konserve. Ihr seid eine Band und die spürt man in einer Konzertsituation anders, es ist organisch. Das wird sich doch nicht ersetzen lassen?

Christian Stani: Da bin ich mir ganz sicher, dass sich das nicht ersetzen lässt. Sobald jemand ein Instrument spielt, ist etwas im Raum, eine Stimmung, eine Schwingung, die nicht zu ersetzen sein wird. Den Wunsch, sich kreativ auszudrücken, wird es immer geben. Das wird auch in 100 Jahren nicht so sein, dass das die KI machen so. Dieses Leiden des Musikers kann eine KI nur nachmachen, aber nicht spüren.  Das wird es immer geben, solange es Menschen gibt, weil das Spüren so tief in uns drinnen ist. KI wird wie Internet zu unserem Leben dazu gehören.

OÖN: Wie sehr hat die Zeit und die Veränderung der Musik in den vergangenen Jahren euren Zugang zu Musik und zum Songwriting verändert? 

Christian Stani: Es ist sicher jetzt anders. Was ich interessant finde, dass es viele verschiedene Blasen gibt. Die klassischen Medien, wie Fernsehen und Radio, sind eine Blase, in der wir jetzt noch drinnen sind. Da ist man bekannt, ein Star. Aber dann gibt es soziale Medien, in denen Menschen absolute Megastars sind, finden aber nirgendwo anders statt. Jeder hat seine eigene Plattform und seine eigenen Stars. Wir machen schon noch sehr klassische Musik. Bei ganz Jungen wird teilweise nur mehr für Social Media produziert, das heißt, du brauchst 30 Sekunden, das muss auffallen und das Rundherum ist nicht wichtig. Alle drei Wochen kommt ein neuer Track heraus. Inzwischen ist alles schnelllebiger und wird anders konsumiert.

OÖN: Kommt man als klassische Band dann nicht aus der Mode?

Christian Stani: Ich glaube schon, dass eine Band noch einen Wert hat auch bei jungen Menschen, weil es etwas Besonderes ist. Mir hat es zum Beispiel etwas Hoffnung gegeben, dass Maneskin den Songcontest gewonnen haben und jetzt echte Rockstars sind. Sie bieten eine Rockshow wie in den 1970er Jahren. Das kennen junge Menschen nicht. Das Bedürfnis nach seinen eigenen Stars und lässigen Shows ist immer noch das gleiche. Die kurzlebigen Dinge sind auch ganz schnell wieder vergessen. Das ist ein ganz eigenes Produzieren, das nur auf den schnellen Klick-Erfolg ausgerichtet ist. Das andere ist das Langlebige. Da sehen wir uns schon eher als Band, mit klassischen Songs, die auch in ein paar Jahren noch interessant sind.

OÖN: Und es sind die Geschichten. Ihr seid ja Geschichtenerzähler in euren Liedern, die länger brauchen dürfen als nur zwei bis drei Minuten. "Major Tom" würde es nicht mehr in dieser epischen Breite geben, wenn es heute auf den Markt gebracht würde, und doch lieben den Song die Jungen auch. Man muss also nur auf dem Weg bleiben, oder?

Christian Stani: Genau. Qualität setzt sich letztlich immer durch, egal in welche Genres das ist. Es gibt durchaus ganz Junge, die ich cool finde, wie Nina Chuba. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. 

OÖN: Heute sind die Mechanismen des Musikgeschäftes auch andere geworden. Noch einmal an den Songwriter gefragt: Früher brachte eine Band, ein Künstler in regelmäßigen Abständen Alben heraus, die immer eine Visitenkarte des Moments, in dem sie entstanden sind, waren. Heute agiert man vielfach nur mehr mit Singles. Wie kommt ihr mit so einem Rhythmus zurecht?

Christian Stani: Uns sind Alben schon wichtig. Jeder hat im Normalfall schon den Wunsch, sich weiter zu entwickeln, deshalb ist ein Album auch für die Künstler wichtig. Ob es wirtschaftlich noch Sinn macht, Alben zu produzieren, ist eine andere Frage. Vinyl ist wieder ganz stark, da macht es durchaus Sinn. Wenn eine junge Künstlerin wie Billie Eilish noch Alben macht, dann kann es nicht falsch sein.

OÖN: Ist "Das wird groß" jetzt der Auftakt für einen neuen Zyklus von Alle Achtung? Wo wird der Weg hinführen?

Christian Stani: In den Weltraum (lacht). Das Lied ist schon auch eine Botschaft an uns selbst. Wir wollen den nächsten Schritt setzen. Wenn man als Band so einen "Über-Song" wie "Marie" hat, dann muss man sich emanzipieren davon, aber wir wollen ihn nicht weghaben. Wir lieben den Song noch immer, er hat uns so viele Türen geöffnet. Wir spielen ihn live immer noch unglaublich gerne. Der Wunsch ist aber, in neue Sphären vorzustoßen, und "Marie" ein wenig hinter uns zu lassen. Im vergangenen Jahr haben wir innerhalb einer Woche von der "Starnacht" bis zum "Nova Rock" sehr unterschiedliche Planeten angesteuert. Jetzt wollen wir schauen, wo uns der Weg hinführt.

OÖN: Wo war die Reaktion auf euch besser, bei der "Starnacht" oder beim "Nova Rock"?

Christian Stani: Es hat beides unglaublich gut funktioniert. Damit hätten wir nicht gerechnet. Wir versuchen, eine optimistische und menschliche Botschaft weiterzutragen, weil wir das auch sind. Wir sind gnadenlose Optimisten.

OÖN: Und? Wann kommt ein neues Album der gnadenlosen Optimisten auf dem neuen Planeten?

Christian Stani: Wahrscheinlich wird es erst Anfang des nächsten Jahres so weit sein. Der Sommer zuvor ist voll mit feinen Konzerten.

mehr aus Musik

Kopfhörer #108: Stammtisch-Brüder mit Humor

Kopfhörer #110: Rahel und ihre feine Sprache

Kopfhörer #109: Hang zum Weltmusiker

Kopfhörer #112: Eine Kärntnerin in Berlin

Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen