Kopfhörer #101: Oh du fröhliche Cher

Knapp zwei Monate vor Weihnachten ist es höchst Zeit für die passende Musik. Die kommt heuer unter anderem von Cher.
Auf dem Albumcover zu „Christmas“ spiegelt sich in jeder Christbaumkugel das Antlitz der Sängerin mit der großen Stimme, die vor 25 Jahren mit „Believe“ eines ihrer erfolgreichsten Alben eingespielt hat. Dass sie nun erstmals ein Weihnachtsalbum auf den Markt bringt, mag damit zu tun haben, dass man ein solches als Popkünstler einfach einmal gemacht haben muss.
Es wäre aber nicht Cher, würde „Christmas“ vordergründig mit reichlich Lametta und Spritzkerzen-Zauber daherkommen. Schon der Opener „DJ Play A Christmas Song“ ist mehr Pop-Party als nach innen gekehrte Begleitmusik für das Betrachten des leuchtenden Christbaums.
Weihnachten darf schon auch ausgelassen und fröhlich sein, dürfte das Motto lauten. Und es darf auch rocken, wie in „Run Rudolph Run“. Wären da nicht die Texte, man würde zu „Angels In The Snow“ vorzüglich einen lauen Sommerabend feiern.
Aber auch wenn Cher bekannt dafür ist, keine Kompromisse einzugehen und ihren Weg zu gehen, hat sie dann doch auch die Lieder auf „Christmas“, die man erwarten durfte, die zum Innehalten einladen. Das wunderbare „Home“ von Michael Bublé wird so im Duett der beiden zu einem schönen Song für die ruhigen Tage. Die Duette sind überhaupt ein Gedicht. „What Christmas Means To Me“ mit Stevie Wonder vermittelt ein souliges Gefühl dafür, was das Fest sein soll, und „Put A Little Holiday In Your Heart“ mit Cyndi Lauper lässt die Fangemeinde am Weihnachtsabend kollektiv tanzen. Weihnachten ist ein Fest der Familie und der Freunde. Das ist der Soundtrack dazu.
Neben Klassikern wie „Please Come Home For Christmas“ oder „Santa Baby“ (im bluesig swingenden Kleid) stehen Pop-Songs wie „Christmas Ain’t Christmas Without You“, und irgendwie passt das schon. Es muss ja nicht immer „Last Christmas“ sein.
Cher "Christmas" (Warner)
Noch mehr Weihnachtliches
- Der Ausnahmesänger Gregory Porter erfüllt mit „Christmas Wish“ (Blue Note Records) die Sehnsucht von Menschen, die die stillste Zeit des Jahres genau so begehen wollen. Die zwölf Songs sind Ausdruck eines Familienmenschen, der die Weihnachtszeit liebt und dafür Klassiker neu interpretiert, aber auch seine eigenen Geschichten zum Fest des Jahres zu bieten hat. „Someday At Christmas“ und „Heart For Christmas“ glänzen besonders hell auf einem Album, das vom ersten bis zum letzten Ton von einer großen Gabe getragen ist, Menschen zu berühren. Porter hat die Seele in der Stimme. Die trifft das Herz. Zu jeder Zeit.
- „A Joyful Holiday“ (Verve) wünscht Samara Joy, die ihren sechs Liedern für die Weihnachtszeit auf der EP eine besondere Jazz-Note gibt. Da können sich die Gedanken in aller Ruhe den Themen zuwenden, die wichtig sind. Wenn die Welt draußen gerade wieder einmal in voller Lautstärke tönt, ist ein Besuch bei Joy die Garantie, ganz schnell zur Ruhe und zu sich selbst zu finden.
- Das Jazz-Paar Michaela Rabitsch & Robert Pawlik zeigt, dass sogar den klassischsten Weihnachtsliedern noch gehörig viel neue Wirkung gegeben werden kann. „Leise rieselt der Schnee“ entpuppt sich auf dem Album „It’s Christmas Time“ (TOAK music) als lässig dahin groovendes Stück, bei dem abwechselnd Trompete und Jazzgitarre den Ton angeben. Und „Süßer die Glocken nie klangen“ ist hier ein Bossa Nova. So kann Weihnachten auch klingen.
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