Jamie Cullum: Ein Lausbub, der mehr kann, als er zeigte
Jamie Cullum gastierte zum Abschluss des OÖN-Konzertsommers 2014 auf der Burg Clam.
Kaum zu glauben, dass Jamie Cullum zu Beginn seiner Karriere als männliches Pendant zu Norah Jones gehandelt wurde. Denn mit Jazz als solchem hatte der Soundcocktail, den der 35-jährige Brite am Freitag seinen Fans auf Burg Clam servierte, nur noch in Spurenelementen zu tun.
Vielmehr lieferte der Multiinstrumentalist mit dem Lausbubencharme vor 1300 Besuchern eine Show ab, in der Soul, Funk, Pop und Swing gleichberechtigt nebeneinander standen. Jazz gab’s nur in homöopathischer Dosierung. Diese Vielfältigkeit ist in den Augen seiner Anhänger Cullums größte Stärke – gleichzeitig aber markanteste Schwäche, wie sein Auftritt zum Abschluss des heurigen OÖNachrichten-Konzertsommers zeigte.
Wild wurden Genres, Spielarten und Arrangements durcheinandergewirbelt und verwurstet, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Soul-Phrasierung hier, eine Mainstreampop-Melodie da, gepaart mit einer funkigen Bass-Linie, die dann von einer Beatbox-Einlage abgelöst wurde, um schließlich in einem Jazz-Standard zu münden. Aus Abwechslungsreichtum wurde auf diese Weise rasch musikalische Beliebigkeit, und aus Schönklang oftmals gepflegte Fadesse.
Schade, denn Jamie Cullum hätte das Zeug zum großen Entertainer in sich. Er verfügt über ein gesundes Maß an Charme und Selbstironie, seine gelegentlichen Turnübungen auf dem Klavier besaßen Unterhaltungswert, und wenn er sich nicht gerade durch elendslange Improvisationen quälte, mochte seine Stimme zu betören. Wie sehr, bewies er in Clam mit feinen Songs wie "The Same Things", "I’m All Over It" und dem großartigen "When I Get Famous". Leider zu selten.
OÖN-Konzertsommer: Jamie Cullum, Burg Clam, 25. Juli
OÖN Bewertung: 3 von 6 Sternen
„Parov Stelar – das würde perfekt passen“
Acht Konzerte, 50.000 Fans und Stars von Dylan bis Fogerty: Im OÖN-Interview zieht Clam-Veranstalter Michael Ehrenbrandtner Bilanz und verrät, worauf sich die Fans 2015 freuen dürfen.
OÖNachrichten: Der heurige OÖN-Konzertsommer auf Burg Clam ist mit dem Konzert von Jamie Cullum zu Ende gegangen. Ihre Bilanz für 2014?
Michael Ehrenbrandtner: Weltklasse! Der Zusammenhalt von Crew und Publikum war großartig, ein richtiger "Clam-Spirit" hat sich entwickelt. Das hat sich vor allem beim Konzert von John Fogerty gezeigt. Es hat geschüttet wie aus Kübeln, aber niemand hat die Nerven weggeschmissen, alle haben zusammengearbeitet.
John Fogerty – das beste Konzert des heurigen Jahres?
Musikalisch auf jeden Fall. Stimmungsmäßig war der Auftritt der Sportfreunde Stiller aber nicht zu toppen. Und auch wenn mir 30 Seconds To Mars musikalisch nicht so nahestehen, hat Jared Leto mit seiner Bühnenshow gezeigt, warum er seinen "Oscar" echt verdient hat.
2015 feiert Burg Clam seinen 25. Geburtstag als Konzertlocation. Die Pläne?
Das Gelände wird weiter verschönert, die Toilettensituation verbessert und auch die kleine Bühne reaktiviert. Als Stars würde ich mir Neil Young und Phil Collins wünschen. Und dass Parov Stelar als "local hero" auftritt – das würde perfekt passen!
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