Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    ANMELDUNG
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.
    '
gemerkt
merken
teilen

"Ich esse meine Suppe nicht. Nein, meine Suppe ess` ich nicht"

Von Franziska Giles, 20. September 2023, 13:04 Uhr
Struwwelpeter aus dem Jahr 1844 Bild: Hoffmann

Abgeschnittene Daumen, bis auf Asche verbrannte Mädchen, aufgeschnittene Tierbäuche, kannibalistische Fantasien einer alten Einsiedlerin und ein verhungerter Bub - die Gutenachtgeschichten unserer Kindheit.

Märchen der Gebrüder Grimm oder der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann, wer kennt sie nicht aus seiner Kindheit, oder liest die Bücher vielleicht aktuell seinen eigenen Kindern vor. Die Geschichten sind zum Teil ganz schön tragisch und nicht selten haben sie eine starke erzieherische oder abschreckend, warnende Komponente. Doch ist so etwas überhaupt noch zeitgemäß? 

Zur Auffrischung: Der Struwwelpeter, geschrieben von Heinrich Hoffmann, einem Arzt aus Frankfurt, ist eingeteilt in mehrere Kapitel. In einem verliert der Daumenlutscher Konrad beide Daumen - sie werden ihm abgeschnitten von einem Schneider, mit einer überdimensional großen Schere. "Frau Mama" hatte ihn gewarnt, er wollte nicht hören. Das hat er nun davon.

„Pfui! ruft da ein jeder: Garst’ger Struwwelpeter“

Der Suppenkaspar will auch nach mehrmaligen Aufforderungen und Drohungen seine Suppe nicht essen - und stirbt nach einigen Tagen. Er verhungert. Das hat er nun davon. Weniger tragisch endet die Geschichte vom Zappel-Philipp. Er hört nicht auf mit dem Sessel zu schaukeln und mag nicht still am Tisch sitzen „und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum“. Schlussendlich fällt er mitsamt Tischdecke, Essen und Gedeck auf den Boden. 

Paulinchen ist auch unartig und spielt trotz der Warnungen mit Streichhölzern - sie verbrennt vollständig. Illustriert ist die Geschichte einmal mit einem komplett in Flammen stehenden Mädchen und einmal mit der Asche, die zum Schluss von ihm übrig bleibt. Struwwelpeter kämmt sich nicht und wird ausgelacht. 

Heinrich Hoffmann ging es wohl vorrangig um Warnungen und Hilfestellungen für Eltern. Kinder sollen folgsam sein, aus Angst vor möglichen schrecklichen Konsequenzen ihrer "unartigen" Taten. Hoffmann illustrierte seine Texte selber. Er behandelte als Arzt auch Kinder. Ab 1851 leitete Hoffmann die „Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main.

Auch ein weibliches Pendant zum Struwwelpeter wurde 1950 veröffentlicht. Die Struwwellise liegt nach etlichen Streichen nach einem Unfall krank zuhause - bevor sie dann endlich zum braven, ordentlichen Mädchen werden kann, das sie immer schon hätte sein sollen.

Von bösen Stiefmüttern und bösen Wölfen

Auch in den alten Märchen der Brüder Grimm geht es nicht zimperlich zu. Hänsel und Gretel werden vom Vater in einem dunklen Wald ausgesetzt. Sie finden das Häuschen einer alten, menschenfressenden Hexe - die Gretel als Dienstmagd hält und Hänsel in einen Käfig sperrt und mästet. Bevor die Hexe jedoch ihre Mahlzeit zu sich nehmen kann, wendet Gretel eine List an und schiebt die böse Alte in ihren eigenen lodernden Ofen. Oder der Wolf, der von den sieben jungen Geißlein riesige Steine in den Magen operiert bekommt (ohne Narkose, versteht sich von selbst). Das Tier überlebt, ertrinkt aber kurz darauf in einem Brunnen, an den er sich noch durstig schleppen konnte. Und Stiefmütter sind sowieso immer böse.

Neue Kinderbücher zeichnen sich recht deutlich ab von den alten Klassikern. Oft werden Themen wie Ausgrenzung, Ängste und Anders-Sein sensibel aufgegriffen. Es wird versucht auf Kinder einzugehen, sie zu stützen und fördern und nicht sie abzuschrecken. "Magie im Haar" und "Keine Angst vor der Angst" sind beispielsweise die Titel der neuen Kinderbücher der aus dem TV bekannten Tänzerin Motsi Mabuse, die "Good Night Stories for Rebel Girls" (Carl Hanser Verlag) dürfen heute in kaum einem Kinderzimmer fehlen. Beliebt sind auch Titel wie "Ich kann einfach alles sein" von Frances Stickley und "Genau so wie du bist" von Joanna Gaines.

Aus dem Netz: Verstörende Dachbodenfunde

In den sozialen Netzwerken lassen sich einige Schmankerln aus vergangener Zeit finden, die es heute Großteils wohl nicht mehr in die Kinderzimmer schaffen. Und das nicht ohne Grund - lesen Sie selbst, aber seien Sie gewarnt: Mögliche Nebenwirkung könnten Alpträume sein.

Dachbodenfund: Erziehungsmethoden der 50er Jahre
byu/darthvalium inde

Fallen Ihnen Bücher aus Ihrer Kindheit ein, die heute nicht mehr zeitgemäß sind? Haben Sie vielleicht sogar ein eine Geschichte im Kopf, das Sie verstört zurückgelassen hat? Schreiben Sie uns ein Kommentar!

mehr aus Kultur

Eric Papilaya: "Kein Konzert dieser Welt war nur annähernd so schön wie die Geburt meines Sohns"

Kinderchorfestival: 250 Kinder singen von 8. bis 10. Dezember in Linz und Umgebung

Verdorbene Maroni

Sie nennt Freud "einen alten stinkenden Mann" und Hitler einen "Proleten"

Autorin
Franziska Giles
Redakteurin nachrichten.at
Franziska Giles
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

10  Kommentare
10  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung
Aktuelle Meldungen