Erfrischendes Chaos aus "Rhythmus und Rausch" bei den Tanztagen in Linz
Die Salzburger CieLaroque lud am Mittwoch im Posthof zu einer partizipativen Performance
"Fünf und fünf ist …?", fragt ein Tänzer lächelnd. Nicht alle Tage findet man sich als Besucher einer Tanzperformance mit Rechenaufgaben konfrontiert. Schon jene mit Sprühflasche für Wohlgeruch ausgestattete Tänzerin beim Einlass hat einen am Mittwoch auf einen eher ungewöhnlichen Abend eingestimmt. Im Sesselkreis rund um die Bühne nimmt das Publikum diesmal im Posthof Platz.
Die 1995 gegründete CieLaroque lud bei den Tanztagen zu "Rhythmus und Rausch", einer Choreografie ihrer Gründerin und Leiterin Helene Weinzierl aus Salzburg. Der Name des Stücks hält, was er verspricht: eine mitreißend vitale Performance, die sich im Lauf des Abends rauschhaft verdichtet.
Tänzer und Publikum werden Teil eines gemeinsamen Experiments: Schafft die Einladung zur Interaktion Intimität oder vergrößert sie die Distanz zwischen Performer und Publikum? Dem spürt das zehnköpfige Ensemble in seinem bunten szenischen Reigen nach, indem die Tänzer immer wieder persönlich auf einzelne Besucher zugehen: Eine Garderobennummer sei gefunden worden, ob es die eigene sei? Man kramt in der Tasche, um fünf Minuten später mit der Botschaft überrascht zu werden, der eigene blaue Mantel sei der schönste von allen. Auch zu einer Umarmung wird man – nach höflicher Frage – eingeladen.
Während das Publikum so auf verschiedenste Weise Teil der Performance wird, entfaltet sich parallel auf der Bühne ein Tanzspektakel, das von Erlebnissen und Begegnungen aller Art erzählt.
Humorvoll entlarvt eine Tänzerin mit ihrer Kokosnussöl-Haarmassage wie aus einem Influencer-Video die Selbstoptimierung. Filmreif ist der längste Kuss.
Zum pulsierenden Sound von Oliver Stotz verdichtet sich das Geschehen zum organisierten, herzerfrischenden Chaos aus "Rhythmus und Rausch".
Fazit: Eine erfrischend unkonventionelle Einladung zu mehr Offenheit.
Am 24. 4. bei den Tanztagen: Österreich-Premiere mit der Flamenco-Königin Rocio Molina, 20 Uhr, 0732 / 78 18 00, posthof.at