"Die Faszination für die Fotografie ist geblieben"
Sein fotografisches Spektrum ist breit, sein Ruf exzellent: Der Brite Jonathan Knowles erzeugt mit seinen Bildern Emotionen und will Geschichten erzählen.
Ja, es sei schon etwas sehr Spezielles, wenn man den Grand Prix beim Trierenberg Super Circuit gewinne, sagte der 54-Jährige, als er sich den Hauptgewinn in Linz abholte. Ab 9. November sind seine Bilder Teil der Ausstellung „Die besten Fotos der Welt 2019“ im Neuen Rathaus, die bis 24. November täglich von 11 bis 19 Uhr zu sehen sein wird.
OÖNachrichten: Beim Blick auf Ihre fotografische Arbeit fällt auf, dass Sie inszenieren, porträtieren, dokumentieren. Ist dies das Zeichen, dass Sie einfach ein offener Typ für alles sind?
Jonathan Knowles: Ich mochte es immer schon, umfassend zu denken. Einmal ist es das Spiel mit dem Licht, das mich fasziniert. Ein anderes Mal ist es die Beziehung, die man zu einem Menschen aufbauen muss, wenn man ihn porträtieren will. Da versuche ich schon das Beste aus dieser Person herauszubekommen. Das ist natürlich ganz anders, als wenn man eine Bierflasche für eine Werbekampagne ins beste Licht rücken muss.
Kann einen Produktfotografie künstlerisch befriedigen?
Das wäre wohl zu hoch gegriffen. Bei einem Produkt geht es nicht um Kunst, aber dafür ist es interessant, als Fotograf Teil des Verkaufsprozesses zu sein.
Ist das eine besondere Herausforderung für Sie, etwa eine Flasche Bier gut aussehen zu lassen?
Auf alle Fälle. Denn es geht ja darum, dass das Bier so gut fotografiert ist, dass der, der das Plakatsujet im Vorbeigehen sieht, in die nächste Bar geht und ein solches Bier bestellt (lacht). Diese vielfältigen Herausforderungen haben mich immer wieder in neue Bereiche gebracht.
Sie gelten in der Fotografenszene als Meister der Flüssigkeiten, weil Sie viele Getränke für Kampagnen fotografiert haben.
Ja, das ist so, es stört mich auch nicht. Aber die Begeisterung für die Fotografie hat als Achtjähriger begonnen, als ich ein Foto von einer zerbrechenden Milchflasche in meiner Schule sah und völlig gefesselt davon war. Als ich im Alter von 16 Jahren meine erste Kamera in Händen hielt, wollte ich dieses Foto nachstellen. Das war faszinierend. Dann habe ich andere Wege eingeschlagen, habe Fotos von Partys für ein Magazin gemacht, um mir Geld für mein Equipment zu verdienen. Als ich 22 Jahre alt war, bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass ich nicht beschäftigungsfähig bin (lacht).
Daher konnte es nur der Weg in die Selbständigkeit sein.
Das war eine sehr arrogante Entscheidung damals, aber sie war getrieben von meinen Gefühlen. 31 Jahre später bin ich immer noch da, und es funktioniert. Also kann die Entscheidung nicht so falsch gewesen sein.
Haben Sie das perfekte Bild schon gemacht?
Nein. Weil es das perfekte Bild nicht gibt.