Der Visionär einer besseren Zukunft
Heute hätte "Star Trek"-Erfinder Gene Roddenberry seinen 100. Geburtstag gefeiert
"Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise." Die im Original von William Shatner gesprochenen Worte zählen zu den berühmtesten ersten Sätzen der TV-Geschichte. Am 8. September 1966 lief auf dem US-Sender NBC die erste Episode von "Star Trek". Es war der Startschuss für einen globalen Siegeszug. Heute hätte Enterprise-Erfinder Gene Roddenberry 100. Geburtstag gefeiert.
Bereits als Kind träumte der in Texas geborene Science-Fiction-Fan von einer Fernsehkarriere. Nach seiner Militärlaufbahn und einem Zwischenspiel bei der Polizei in Los Angeles wagte Roddenberry den Sprung nach Hollywood. Dort schlug er sich einige Jahre wacker als Drehbuchautor durch. Erst mit seinem ersten eigenen Projekt, das er als "Western in der fernen Zukunft" bei den Studios anpries, gelang der Durchbruch.
So billig die Pappkulissen, so haarsträubend mancher Dialog auch war – mit "Star Trek" gelang es Roddenberry, die gesellschaftspolitischen Strömungen seiner Zeit perfekt zu kanalisieren. Die Abenteuer der Enterprise-Crew spielten zwar im 23. Jahrhundert, kommentierten aber die drängendsten Themen der "Sixties": der Vietnamkonflikt, Bürgerrechte, Kalter Krieg, die Umweltbewegung. Es ist eine Volte des Schicksals, dass ausgerechnet ein hochdekorierter Bomberpilot der Army als idealistischer Visionär einer pazifistischen, demokratischen und multiethnischen Gesellschaft in die TV-Annalen einging.
"Er hat die schlimmsten Seiten der Menschheit gesehen, und er hat ihre besten Seiten gesehen. Ich glaube, dass das seinen Blick für eine in Star Trek gezeigte bessere Zukunft geschärft hat", sagte sein Sohn Rod in der Doku "50 Years of Star Trek". Eine Zukunft, in der Menschen (und Aliens) aller Nationen und Hautfarben gleichberechtigt sind. Der Leinwand-Kuss in Folge 65 zwischen Kirk und der von der Afroamerikanerin Nichelle Nichols gespielten Lieutenant Uhura war ein Meilenstein, den sogar Martin Luther King lobte. TV-Sender in den Südstaaten weigerten sich, die Folge auszustrahlen.
Gescheiterte Neuauflage 1978
Das Lob der Kritiker und der Fans wog allerdings gering angesichts der sinkenden Einschaltquoten in der dritten Staffel. Nach dem Aus der Serie 1969 wurde es stiller um Roddenberry. All seinen Post-Enterprise-Projekten war kein Erfolg beschieden. Erst der allenthalben grassierende Hype um "Star Wars" im Jahr 1977 erneuerte das Interesse an einer Enterprise-Neuauflage. Das unter dem Arbeitstitel "Star Trek: Phase II" firmierende Revival mit allen Mitgliedern der Originalserie wurde Anfang 1978 allerdings kurz vor Beginn der Dreharbeiten plötzlich gecancelt.
Stattdessen begann die Arbeit an "Star Trek: Der Film", der Ende Dezember 1979 in die Kinos kam. Roddenberry fungierte beim Kino-Debüt, ebenso wie später bei den Nachfolgefilmen, als Produzent und Berater. Eine Rolle, die er bedeutend großzügiger anlegte als von den Verantwortlichen intendiert. Während diese Roddenberry als Stichwortgeber und Verbindungsmann zu den Fans sahen, gebärdete sich dieser als pedantischer Gralshüter, der bereit war, bereits wegen minimalster Abweichungen von seiner Vision, der "wahren Lehre", einen Streit vom Zaun zu brechen. Roddenberrys schwieriger Charakter stand ihm auch bei der Produktion von "Star Trek: Die nächste Generation" im Wege. Nach der ersten Serienstaffel, die 1987 debütierte, war er in die Abenteuer von Picard, Data und Riker kaum noch involviert.
Ein Grund für diese zunehmende Unberechenbarkeit war sein sich ständig verschlechternder Gesundheitszustand. Roddenberry litt an Diabetes und Bluthochdruck, war gleichzeitig aber Alkohol, Kokain und Amphetaminen nicht abgeneigt. Am 24. Oktober 1991 starb er im Alter von 70 Jahren an einem Herzinfarkt. Roddenberrys Traum vom Weltall erfüllte sich nach seinem Tod. 1997 ließ seine Witwe seine Asche per Rakete in den Orbit befördern.
Quiz-Reise ins All: Wie steht es um Ihr Star Trek-Wissen?
Hans Pammer, Oberösterreichs Ikone der Volkskultur, ist tot
68. Song Contest - Kaleen: "So emotional war es für mich noch nie"
Förderung für qualitativen Journalismus ausgeschüttet
68. Song Contest: So lief das erste Halbfinale
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.