"Solaris": Ein atemberaubendes Opernerlebnis
Bereits wenn man den Saal der Blackbox des Musiktheaters betritt, ist man mitten im Geschehen, und beinahe Crewmitglied einer zum Scheitern verurteilten Mission.
Am Samstag war dies bei der Premiere von Michael Obsts 1996 uraufgeführter Kammeroper "Solaris" nach Stanislaw Lems Roman zu erleben. Falko Herold schuf ein Szenario, das die zweistündige, pausenlose Aufführung zu einem atemberaubenden Erlebnis werden ließ. Dazu kommt die ausgefeilte Personenregie durch Hermann Schneider, der nicht bloß beeindruckende Bilder inszenierte, sondern mit dem jungen Ensemble minutiös penible Charakterstudien zeichnete.
Justus Seeger begeisterte als Forscher Kris Kelvin, der die Station im Chaos vorfindet und mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Hervorragend gespielt und exzellent gesungen. Ebenso beeindruckend war Julia Grüter als Harey, als Kelvins verstorbene Ehefrau. Mit Präzision setzt sie ihre Spitzentöne in Michael Obsts perfekt auf das Sujet abgestimmten Musik, die in ihrer modernistischen Faktur die Sphärenklänge des Universums einfängt. Michael Wagner begeisterte als Snaut, und Christian Manuel Oliveira überzeugte in der Sprechrolle des Sartorius. Rastislav Lalinsky faszinierte als Gibarian, Anna Sterbová als bedrohender "Gast". Das Ensemble des Brucknerorchesters bereitete die spärliche, aber perfekt passende Musik unter Daniel Linton-France restlos überzeugend auf. Ein Abend, den man sich nicht entgehen lassen sollte. (wruss)
Oper: Premiere "Solaris" 17. 9., Black Box, Musiktheater