Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Im Dienste der Königin

Von Helmut Atteneder, 08. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Im Dienste der Königin
Der Meister: Christian Kögler im Lager der 1000 Orgelpfeifen Bild: Alexander Schwarzl

SANKT FLORIAN/LOHNSBURG. Die Orgelbauer von St. Florian: Anton Bruckners Grabesort ist die Hochburg einer langsam aussterbenden Handwerkskunst.

Dieses hohe C hat schon bessere Tage erlebt. Orgelbaumeister Franz Windtner zieht das Prinzipal-8-Register ("Der Oberchef, die Hauptstimme jeder Orgel") und schlägt die Taste der Kirchenorgel in Lohnsburg am Kobernaußerwald an. In die 16,6 Grad kalte Luft der Kirche dringen wehklagende Laute. Langsam wird es besser und besser, bis eine Stimme sagt: "Passt." Die Stimme von Christian Hartinger. Mit seinem Stimmeisen hat er, ebenfalls Orgelbaumeister und Windtners Nachfolger, die Pfeifenlänge fast unmerklich manipuliert. Jetzt sitzt der Ton.

So geht das schon seit Tagen, denn die marode Lohnsburger Orgel hat 700 Pfeifen. Die Misstöne haben verschiedene Ursachen. "Jede kleine Fliege, die in der Pfeife verendet, verstimmt die Orgel. Wir holen aber auch Tauben oder Mäuse heraus. Auch einen Marder habe ich schon in einer Orgel gefangen", erzählt Windtner. Sieben Wochen lang arbeitet das Duo hier, putzt, repariert und intoniert, am 25. Oktober werden die Lohnsburger ihre Orgel feierlich "wiedereröffnen".

Im Dienste der Königin
Franz Windtner restaurierte soeben die Orgel von Lohnsburg Bild: LMS

Franz Windtner restaurierte soeben die Orgel von Lohnsburg

Gesteckt, nicht geleimt

Auch in der Pfarrkirche "Heilige Familie" in Wels wartet das Kirchenvolk auf eine Orgel. Die entsteht gerade in Christian Köglers Orgelbauwerkstatt in St. Florian. Der 51-Jährige hat sie geplant und jetzt wird sie Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt – ein ganzes Jahr lang. Die Königin der Instrumente kostet auch: Etwa den Gegenwert eines (sehr großen) Einfamilienhauses. Alles machen Kögler und seine neun Mitarbeiter selber, vom Holzkörper aus Eiche und 29 Registern über die Windladen und das Gebläse bis hin zu den Orgelpfeifen. Wie viele? "Typische Journalistenfrage", lächelt Kögler, der die Werkstatt von seinem Vater übernommen hat, milde und lässt sie unbeantwortet.

Viel wichtiger ist ihm, dass seine mechanisch betriebenen Orgeln – sie stehen unter anderem in Österreich, Finnland oder Schottland) – nagel-, schrauben- und leimfrei sind. "Alles nur gesteckt." Orgelbauer müssen viel können, sie sind eine Berufsverschmelzung aus Tischlern, Schreinern, Sattlern, Feinmechanikern, Schmieden, Spenglern, Elektrikern und Musikern. Bespielen müssen sie die Königin nicht unbedingt können, hören sehr wohl.

Im Dienste der Königin
Köglers Orgelphilosophie: Keine Schrauben, keine Nägel, alles gesteckt – auch nicht in der Koppelmechanik (Bild). Bild: Alexander Schwarzl

Köglers Orgelphilosophie: Keine Schrauben, keine Nägel, alles gesteckt – auch nicht in der Koppelmechanik (Bild).

Die Gemeinde der Orgelbauer und -restaurierer im Land ist kaum eine Handvoll groß, gleich zwei davon gibt es im Stiftsort. "Daran ist der Bruckner schuld", sagen Kögler und Windtner (der Cousin des ÖFB-Präsidenten Leo) unisono. In der Stiftsbasilika steht die berühmte Brucknerorgel und der Meister hat sich unter seinem Instrument begraben lassen. 1996 hat Kögler - finanziert mit Spendengeldern der OÖN-Lesergemeinde - ein ganzes Jahr lang an der Brucknerorgel Hand angelegt, sie völlig zerlegt, restauriert und wieder zusammengebaut. Sein Urteil? "Sagen wir so, es ist eine weltberühmte Orgel."

500 Jahre nach dem ersten Ton

Ob die Orgel der Heiligen Familie weltberühmt werden wird, kann er nicht sagen, das technische Zeug dazu wird sie haben. Etwa 500 Jahre soll sie spielbar bleiben: "Und dann hoffe ich, dass ein Restaurator kommt und sagt: ,Sehr gute Arbeit’", sinniert Christian Kögler.

Auf einen Moment im Februar, März kommenden Jahres freut sich der Florianer besonders. Dann nämlich wird er auf der neuen Orgel den perfekt klingenden, ersten Prinzipal (Hauptton) anschlagen: "Das ist für einen Orgelbauer ein erhabener Moment."

Im Dienste der Königin
Das wird die künftige Orgel der Kirche „Heilige Familie“ in Wels. Bild: Alexander Schwarzl

Das wird die künftige Orgel der Kirche „Heilige Familie“ in Wels.

 

mehr aus Kultur

Billie Eilish kommt 2025 nach Wien

Linzer Festival 4020 widmet sich heuer der "Erfindung der Moderne"

„Blick ins Kastl“: „Blind ermittelt“ zwischen Techno und Florett

Programmm Brucknertage St. Florian

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen