Hoffnungslos im Delta verlaufen
Auf ihrer neuen CD "Delta" lassen Mumford & Sons frühere Klasse vermissen.
Eines muss man Mumford & Sons lassen: Sie machen es sich wirklich nicht leicht. Nachdem ihr mit elektronischen Versatzstücken experimentierendes 2015er-Album "Wilder Mind" bei Publikum und Kritikern auf eine von höflichem Desinteresse bis unverhohlener Ablehnung reichenden Reaktionspalette stieß, war für "Delta" mit einer fixen Rückkehr zu den folkigen Wurzeln gerechnet worden.
Falsch gedacht. Mit "Delta" öffnet das britische Quartett um Sänger und Songschreiber Marcus Mumford seinen Sound sogar noch weiter – es gibt Trompeten, Streicher, Synthesizer, ein paar zarte R&B-Beats und verzerrte Stimmen zu hören. Das ist mutig. Blöd nur, dass die guten Songs fehlen. Waren zu Beginn ihrer Karriere die Mumford-Lieder zwar oft rustikal bis simpel gestrickt, dafür unwiderstehlich ins Ohr gehend, so ist mittlerweile das Gegenteil der Fall. Super-Produzent Paul Epworth durfte sich im Studio austoben, Soundeffekt über Soundeffekt stapeln. Ohne richtig zupackende Refrains, ohne frühere Herzenswärme hinterlassen Songs wie "Rose of Sharon", "Woman", "If I Say" oder auch "October Skies" aber keinen tiefergehenden Eindruck. Lediglich bei der euphorischen Vorabsingle "Guiding Light" und der zärtlichen Akustikballade "Beloved" blitzt kurz die alte Klasse auf. Das ist leider zu wenig. Mumford & Sons haben ihren Song-Kompass verstellt und sich schier hoffnungslos im Delta verlaufen.
CD-Kritik: Mumford & Sons "Delta" (Universal)
OÖN Bewertung: