Bescheidener Sieger des Competizione: "Ich kopiere die Stimme meines Vaters"
Der 26-jährige Ukrainer Michailo Malafi trotzte beim gestrigen Finale des großen Nachwuchs-Wettbewerbs der Italienischen Oper der singenden Phalanx aus Südkorea.
Der Operntraum von Michailo Malafi ist noch ein zartes Pflänzchen, das gerade einmal in Osteuropa langsam zu wachsen begonnen hat. Ein Pflänzchen allerdings, das gestern frisch und heftig bewässert worden ist. Der 26-jährige aus Lwiw in der Ukraine begeisterte das Publikum und überzeugte die Jury beim gestrigen Finale des "Competizione dell’Opera" mit seiner kraft- und gefühlvoll vorgetragenen Arie "E lucevan le stelle" ("Es leuchten die Sterne") aus Giacomo Puccinis Tosca.
Sprachen, Partien, Technik
Der Tenor, der neben dem mit 8000 Euro dotierten Hauptpreis auch mit zwei Engagements (Bolschoi Minsk und Düsseldorf) die Heimreise in die Ukraine antrat, hat bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen gewonnen. Er weiß aber auch, dass noch viel zu tun ist: "Sprachen lernen, neue Partien und vor allem noch viel an der Technik feilen", sagt der überaus talentierte – und bescheidene – Künstler. Zur hohen Kunst des Operngesangs brachte ihn sein Vater, der allerdings alles andere als ein "Eiskunstlauf-Vater" war: "Mein Vater hat im Kirchenchor gesungen und eigentlich kopiere ich nur die Stimme meines Vaters", sagt Michailo Malafi. Über die Sangeskarriere des Vaters ist ansonsten wenig bis nichts überliefert, der Filius indessen steht vor einer veritablen Karriere.
Ähnlich ist es beim russischen Bariton Chuluunbaatar Bardal, der mit "O Carlo, ascolta" aus Verdis Don Carlo den mit 5000 Euro dotierten zweiten Preis gewann. Der dritte Preis ging – ebenso wie der Publikumspreis der OÖNachrichten – an den Tenor Beom Jin Kim ("Che gelida manina" aus Puccinis "La Bohème"). Er führte das gesangstechnisch versierte südkoreanische Sextett im Finale an.
Gut eingestimmt präsentierte sich auch das Bruckner Orchester, das wenige Stunden nach der sehr fordernden Premiere von "Frau ohne Schatten", den Umstieg auf die subtilen Anforderungen der Italienischen Oper bemerkenswert gut geschafft hat. Das lag zu einem Gutteil am umsichtigen, unaufgeregten, aber umso wirkungsvolleren Dirigat von Dmitri Jurowski. Barbara Rett führte charmant, launig und vor allem sehr kompetent durch diese Matinee der jungen Stimmen.
Competizione dell’Opera
Zum 18. Mal fand gestern das Finale des von Hans-Joachim Frey, dem künstlerischen Leiter des Brucknerhauses, ins Leben gerufene „Competizione dell’Opera“ statt.
Hunderte junge Opernsänger aus aller Welt bewarben sich mit Arien aus dem Genre der italienischen Oper in den Vorrunden – unter anderem in St. Petersburg, Seoul, New York, Rom, Paris, Wien und Linz.
Die Semifinali fanden im Brucknerhaus statt, die 13 besten Sängerinnen und Sänger qualifizierten sich für das gestrige Finale im Großen Haus des Linzer Musiktheaters. 18.000 Euro Preisgeld und zahlreiche Engagements von der 25-köpfigen Jury wurden dabei vergeben.