Pro & Contra: Verliert Schavan zu Recht ihren Doktortitel?
Der deutschen CDU-Bildungsministerin Annette Schavan wurde wegen eines Plagiatsvorwurfes die Doktorwürde aberkannt.
Pro: Doktorwürde
von Lucian Mayringer, Politik-Redakteur der OÖNachrichten
Eines vorweg: Natürlich hat Annette Schavan nach der Aberkennung ihres Doktortitels Anrecht auf eine zweite Prüfung. Der „akademischen Unschuldsvermutung“ steht nun freilich ein vernichtendes Urteil des Fakultätsrates der Universität Düsseldorf entgegen. „Systematisch und vorsätzlich“ habe sich Schavan mit fremden Geistesleistungen geschmückt, befindet der Rat nach immerhin neunmonatiger Prüfung. Als Spitzenpolitikerin gelten für Schavan strengere Verhaltensregeln, die ihr umgekehrt durch Machtfülle abgegolten werden. Mit diesen Hinweisen auf ein Plagiat blieb den Professoren nur, den Titel abzuerkennen. Alles andere wäre ein schrilles Signal gegen das Grundprinzip akademischer Redlichkeit, ausgehend ausgerechnet von der Bildungsministerin.
Contra: Hexenjagd
von Wolfgang Braun, Stv. Chefredakteur der OÖNachrichten
Sicher kann man Annette Schavans Dissertation kritisieren. Natürlich lässt sich die Aberkennung ihres Titels argumentieren, wenn man strengste akademische Kriterien heranzieht. Aber ist das angemessen? Schavan hat ihre Arbeit (anders als der deutsche Ex-Minister Karl Theodor Guttenberg) zu einer Zeit verfasst, als sie noch eine junge, unbekannte Frau war. Jetzt wird ihre Dissertation aber an Maßstäben gemessen, die man an einer Ministerin anlegt. Es ist eine Arbeit mit Schwächen – solche gibt es aber hunderte, an allen Universitäten. Schavan hat das Pech, dass sie mit ihrer Prominenz eine lockende Beute für Plagiatsjäger ist.
Sollte es einen Schutzpatron für Österreichs Unis geben, dann möge er verhindern, dass dieses Jagen auch bei uns Mode wird.