Dichten ist ansteckend
Bekanntlich ist Österreich ein Land der Dichter. Man muss lang suchen, um ein Land zu finden, in dem sogar ein Parteichef öffentlich in Reimen angeschmachtet wird („Glatt ist der Faymann wie ein Aal? / Nein, mutig ist er und sozial!“).
Bekanntlich ist Österreich ein Land der Dichter. Man muss lang suchen, um ein Land zu finden, in dem sogar ein Parteichef öffentlich in Reimen angeschmachtet wird („Glatt ist der Faymann wie ein Aal? / Nein, mutig ist er und sozial!“).
Diese Poesie muss ansteckend sein, denn zur Verblüffung der literarischen Welt hat das Reimfieber sogar den einstigen Bawag-Chef und Häftling Helmut Elsner erfasst. Seine Werke wurden doppelseitig in der Zeitschrift „profil“ veröffentlicht, wovon weniger prominente Dichter nur träumen können.
Kleine Kostprobe: „Im ÖGB wurd man sich klar / dass der Verlust, der einmal war / wieder mit Leben erfüllt werden muss. / Na, so weck ma halt den Lazarus! / Hierfür braucht man – wie wunderbar / nicht einmal an Zaubera!“
Viele Reime reimen sich saubera, doch der geweckte Lazarus Elsner scheint sein Schicksal mit Herzblut zu beschreiben, was kleinere Ungereimtheiten entschuldigt. Die Schöpfer deutscher Schlagertexte tricksen ja auch gern mit Zeilen wie diesen: „Bei deinem ersten Kuss / hab ich es sofort gewuss.“
Ein Genuss ist Elsners Dichtung vor allem deshalb nicht, weil sie stellenweise zu holprig daherkommt. „Und Goethe hätte schon gesagt: willst Du eine gescheite Antwort haben / musst Du erst einmal gescheit auch fragen.“
Frage: Hat man in Haft gar nicht so viel Zeit zum Feilen am Reim, wie allgemein vermutet wird? Egal, jedenfalls ist das Dichten ansteckend, also los.
Mit Villa und Penthaus / ist es längst Aus-Maus / jetzt hat er sein Gfrett / als Häfenpoet!