Leoni: Pierer vor Übernahme des maroden Zulieferers

STUTTGART / WELS. Investor bringt 150 Millionen ein und stockt auf 100 Prozent auf.
Der oberösterreichische Leoni-Großaktionär Stefan Pierer hat es im OÖN-Gespräch angedeutet, dass er „durchs Reden“ eine Lösung für den strauchelnden Autozulieferer zustande bringen werde. Gestern hat der deutsche Kabel-Spezialist Leoni bestätigt: Die Gesellschaft befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit ihren Finanzgläubigern und Pierer als strategischem Investor. Die bayerische Firma ist ein hochverschuldeter Kabel- und Bordnetzspezialist. Der Umsatz belief sich 2022 auf 5,1 Milliarden Euro. In 28 Ländern sind rund 100.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Geplant ist, dass zuerst das Grundkapital der Leoni AG auf null Euro gesetzt wird. Anschließend bringt eine neu zu gründende Gesellschaft Pierers 150 Millionen Euro ein und erhält dafür neue Aktien. Die Leoni AG verschwindet von der Börse. Die übrigen Aktionäre gehen im Zuge dieses Kapitalschnitts, der bereits erwartet worden war, leer aus.

Pierer übernimmt auch Bankforderungen von 708 Millionen Euro, das entspricht etwa der Hälfte der aktuellen Schulden. Die Banken und Schuldscheingläubiger können darauf hoffen, nach der Sanierung einen Teil des Geldes wieder zurückzubekommen. Deren Zustimmung zum Sanierungsplan gilt als gesichert. Weil die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und der deutsche Bund Bürgschaften übernommen haben, müssen diese noch zustimmen.
„Einzig verbliebene Lösung“
Dieses Sanierungskonzept entschulde Leoni und sichere es bis Ende 2026 ab, teilte das Unternehmen gestern mit. Der Vorstand von Leoni teilte mit, bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handle es sich „um die einzige verbleibende Sanierungslösung“.
Leoni-Vorstandschef Aldo Kamper kündigte zuletzt mitten in der Sanierung an, per Ende März seinen Hut zu nehmen. Der 52-jährige Niederländer war dort seit 2018 Chef. Die Aktien von Leoni befinden sich noch zu etwa drei Vierteln in Streubesitz. Größter Einzelaktionär mit einem Anteil von rund 20 Prozent ist die Pierer-Gruppe seit Februar 2022. Die Pierer-Holding hat ihren Anteil an Leoni über die vergangenen Jahre stetig gesteigert.
Modell Peguform
Im OÖN-Gespräch hat Pierer kürzlich im Zusammenhang mit Leoni einen Vergleich zu seiner Sanierung des Auto-Kunststoff-Spezialisten Peguform gezogen: Diesen hat er 2009 um 110 Millionen Euro der damals kriselnden Polytec abgenommen. 2012 hat er die Mehrheit zu einem nicht genannten Kaufpreis an einen indischen Mischkonzern verkauft.
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