Millionenschaden, 40.000 Geschädigte: EXW-Prozess geht ins Finale
KLAGENFURT. Es begann mit hochtrabenden Versprechungen an Investoren und endete für gleich elf Personen auf der Anklagebank.
Am Landesgericht Klagenfurt fällt am kommenden Mittwoch das Urteil im Betrugsprozess um die vermeintliche Krypto-Investmentfirma EXW.
40.000 Geschädigte weltweit
In der Anklage ist die Rede von rund 40.000 Geschädigten in aller Welt. Die Schadenssumme wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt, könnte aber noch viel höher liegen. Von dem Geld fehlt jedenfalls jede Spur.
Neben Betrug werden den Männern Geldwäscherei, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Begonnen hatte alles vor fünf Jahren, als der heute 26-jährige Hauptangeklagte gemeinsam mit anderen das Konzept "EXW" entwarf. Laut seiner Darstellung eine völlige Revolution am Kryptowährungsmarkt, die nicht nur die Firmengründer reich, sondern auch Anleger glücklich machen sollte. Versprochen wurden 0,3 Prozent Gewinn - und zwar pro Tag.
Und schon hier sieht die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine Betrugsabsicht gegeben - das hätte sich niemals ausgehen können. Die hoch angepriesene Währung, der EXW-Token, habe in der angekündigten Form nie das Licht der Welt erblickt. Trotzdem gelang es dem Hauptangeklagten und dessen Team mit gewinnendem Auftreten und Großveranstaltungen Geld einzusammeln. Und zwar Millionenbeträge von Anlegern in aller Welt. Großspurige Ankündigungen, man werde direkt am Kryptomarkt, mit Immobilienprojekten, Patenten, einem Autoprogramm und der Einhebung von Gebühren phantastische Summen einsammeln, die man dann wieder auszahlen könne, verwirklichten sich nie.
Eloquenter Hauptangeklagter im Schlingerkurs
"Umsatz ist gleich Gewinn", habe von Anfang an die Parole gelautet, die Angeklagten hätten stets das Ziel verfolgt, möglichst viel Geld zu machen und sich über die Konsequenzen keine Gedanken gemacht, so die Staatsanwaltschaft. Und hier widersprachen die Angeklagten im Prozessverlauf heftig. Sie gaben mitunter anderen Angeklagten die Schuld - oder jenen Beteiligten, die zwar den Behörden bekannt, aber noch gar nicht gefasst sind. Wortführer war aber besonders oft der 26-jährige Hauptangeklagte. Eloquent, aber nicht immer einleuchtend hielt er im Lauf der mehr als 60 Verhandlungstage regelmäßig ausschweifende Monologe über Kryptowährungen oder keppelte mit der Vorsitzenden des Schöffensenates, Richterin Claudia Bandion-Ortner.
Der auch ebenso regelmäßig der Geduldsfaden zu reißen drohte. So wie im vergangenen Winter, als der Hauptangeklagte ein umfassendes Geständnis ablegte, nur um dieses dann Minuten später wieder zu zerreden, indem er erneut beteuerte, dass ein Betrug eben nicht von Anfang an geplant gewesen sei. Die EXW-Kunden hätten alle gewusst, worauf sie sich einließen, und dass bei so einem Hochrisikoinvestment das Geld auch ganz weg sein könne.
Ebenso kurios wie dessen Schlingerkurs waren auch die Details, die im Prozess zur Sprache kamen. Etwa vom Leben einiger Angeklagter mit Flügen in Privatjets, Partys in Dubaier Nobelklubs, Luxusautos und -uhren, einer Villa samt Haifischbecken und Schuhkartons voller Banknoten. "Investitionsgeld" sei teilweise im Plastiksackerl durch halb Österreich transportiert worden. Dieses wurde so oft in Kryptobörsen hin- und hergewechselt, dass sich jede Spur verlor. Investoren, die unruhig wurden - spätestens als die Finanzmarktaufsicht vor EXW warnte - wurden vertröstet oder eingeschüchtert, so die Anklage.
Turbulenter Prozess
Fad wurde es im Prozessverlauf selten - dafür sorgte die Richterin auch selbst. Einmal schockte sie etwa Angeklagte und Verteidiger gleichermaßen, als an einem als "Videonachmittag" angekündigten Verhandlungstag plötzlich ein bekanntes Gesicht von der Leinwand lachte: Ein EXW-Drahtzieher, der zwar selbst per internationalem Haftbefehl gesucht wird, aber mit gehörigem Respektabstand zur österreichischen Justiz zu einer Zeugenaussage bereit war. Denn Dubai liefert nicht an Österreich aus. Auch sonst war der Prozess für Klagenfurter Verhältnisse höchst international. Einer der Angeklagten wurde noch während des Prozesses aus Brasilien ausgeliefert. Ein anderer weilte auf Bali, bis er sich freiwillig der Justiz stellte.
Mit dem Urteil am Mittwoch dürfte die Causa übrigens noch nicht zu Ende sein. Noch mehr als 20 andere Personen werden in Sachen EXW als Beschuldigte geführt. Und auch von einer anderen Front droht Ungemach - denn einige der nun Angeklagten gelten auch in der Causa "My First Plant" als Beschuldigte. Auch hier seien Anleger um Millionenbeträge gebracht worden, allerdings mit vermeintlichen Erträgen aus Cannabispflanzen, die es nie gegeben habe.
ist immer schlimm wenn die Gier Schaden nimmt 😉