"Tag der Lebensmittelrettung": Eine Million Tonnen landen jährlich im Müll

ÖSTERREICH. Etwa eine Million Tonnen Lebensmittel werden hierzulande weggeworfen, oft obwohl sie noch bedenkenlos konsumiert werden könnten. Für mehr als die Hälfte davon sind Privathaushalte verantwortlich.
Weltweit sind es 30 bis 40 Prozent der produzierten Lebensmittel, die entlang der Wertschöpfungskette - also vom Feld bis zum Teller - ungenutzt verlorengehen. Hierzulande werden knapp eine Million Tonnen Lebensmittel pro Jahr entsorgt. Würde man diese Menge zu je 18 Tonnen in Lkw laden und aneinanderreihen, ergäbe das eine Kolonne von Wien bis Zürich.
Großteil an Abfällen durch Privathaushalte
Für etwa 58 Prozent des in Österreich verschwendeten Essens seien Privathaushalte verantwortlich, berichtet der Verein "Land schafft Leben". Nur rund 14 Prozent sollen hingegen aus der Verarbeitung, neun Prozent aus Supermärkten und Großhandel sowie 19 Prozent aus Außer-Haus-Verzehr (Gastronomie und Gemeinschaftsküchen) kommen.
Dass Essen im Müll landet, wäre zu einem großen Teil durchaus vermeidbar. Denn oftmals werden Lebensmittel nicht rechtzeitig verzehrt, sodass sie weggeworfen werden müssen, oder entsorgt, obwohl sie noch genießbar sind. „Um dem entgegenzuwirken, müssen wir bereits im Kindesalter mehr Wissen zu Lebensmitteln aufbauen“, sagt Maria Fanninger, Gründerin von „Land schafft Leben“.
Zwei Monatseinkäufe sparen
"Rund zehn Prozent des globalen Ausstoßes an Treibhausgasen gehen auf das Konto von Lebensmittelverschwendung", so Dominik Heizmann, Sprecher für nachhaltige Ernährung des Worldwide Fund for Nature (WWF) Österreich. Ressourcenintensive Lebensmittel wie Fleisch zu verschwenden, sei laut der Umweltorganisation besonders umweltschädlich.
Ein sorgsamerer Umgang mit Lebensmitteln hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Klima, sondern auch auf die eigene Geldbörse, so der Verein "Land schafft Leben". Ein Durchschnittshaushalt mit 2,2 Personen entsorgt hierzulande jährlich einen Warenwert von etwa 800 Euro. Das sei etwas mehr als im Durchschnitt für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke zuhause in zwei Monaten ausgeben wird, rechnet der Verein vor. Das heißt: Wer weniger verschwendet, spart die Kosten für bis zu zwei Monatseinkäufe.
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Fünf-Punkte-Plan und Meldepflicht
Der WWF fordert zum Tag der Lebensmittelrettung einen Fünf-Punkte-Plan um Lebensmittelverschwendung bis 2030 zumindest zu halbieren: Darunter mehr Aufklärung, den Beschluss verbindlicher Ziele für alle Sektoren der Wertschöpfungskette, eine eindeutige Hierarchie im Umgang mit Lebensmittelüberschüssen, die Förderung von Lebensmittelweitergabe und eine Verbesserung der Datenlage.
Zu Letzterem wurde im Nationalrat am Mittwoch eine Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) beschlossen. Diese sieht vor, dass Lebensmittelhändler künftig beim Umweltministerium alle drei Monate vermelden müssen, wie viele Lebensmittel sie wegwerfen oder an Sozialeinrichtungen spenden. Greifen wird diese Novelle mit Beginn des vierten Quartals. Kleine Firmen oder Direktverkäufer sind davon ausgenommen, die Meldeplicht für Händler gilt erst ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern bzw. ab fünf Verkaufsstellen. Aus Sicht des Handelsverbands ist die Novelle des AWG eine Themaverfehlung und keine Lösung für das "grundsätzliche Problem" der Lebensmittelverschwendung, zu dem der Handel nur zu einem geringen Prozentsatz beitrage.
Lebensmittel spenden, statt verschwenden
Was können Konsumenten in Sachen Lebensmittelrettung tun?
- Bewusst Einkaufen: Das Erstellen von Einkaufslisten und besondere Achtsamkeit bei Mengenaktionen hilft, nur das zu kaufen, was wirklich gebraucht wird
- Auf die eigenen Sinne verlassen, nicht bloß auf das Haltbarkeitsdatum: Bei richtiger Lagerung sind Lebensmittel häufig auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch bedenkenlos zu genießen
- Lebensmittel an Sozialmärkte spenden
- Apps nutzen: Überschüssiges Essen aus der Gastronomie und aus dem Handel lässt sich mithilfe von Apps wie "Too Good to Go" retten
Haben Sie noch weitere Tipps, um Lebensmittel im Alltag zu retten? Lassen Sie uns Ihre Ideen in den Kommentaren wissen.