FTI-Insolvenz trifft heimischen Tourismus - Schadenshöhe noch offen
WIEN. Die Insolvenz des großen deutschen Reisekonzerns FTI trifft auch die heimische Tourismuswirtschaft.
Es sei aktuell, "schwer einzuschätzen", wie viele Hotels von Zahlungsausfällen und -verzögerungen betroffen seien, hieß es von der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) am Dienstag auf APA-Anfrage. Man ermittele "gerade den Status quo", das volle Ausmaß der FTI-Insolvenz sei erst in den nächsten Tagen bezifferbar.
Die EU-Pauschalreiserichtlinie schützte die Gäste bei Reiseanbieter-Pleiten, Hotels würden "im Ernstfall auf dem wirtschaftlichen Schaden sitzen bleiben", so die ÖHV. FTI ist in Österreich der drittgrößte Reiseveranstalter hinter TUI und Dertour. Bei Hotelbuchungen in Österreich spielt FTI laut Branchenbeobachtern auch eine wichtige Rolle.
"Immense Herausforderung für gesamte Reisebürobranche"
Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) hofft, dass die FTI-Insolvenz hierzulande "wenig Auswirkungen auf die bevorstehende Hauptreisezeit im Sommer" haben wird. Ziel aller Verantwortlichen müsse es sein, Kundinnen und Kunden "umfassend zu betreuen und Alternativen anzubieten". "Wenn der drittgrößte Reiseveranstalter Europas, noch dazu kurz vor der Sommersaison Insolvenz anmeldet, ist das eine immense Herausforderung für Kunden und die gesamte Reisebürobranche", so Susanne Kraus-Winkler.
Wie viele österreichische FTI-Kunden - derzeit am Urlaubsort oder mit gebuchter Reise - genau betroffen sind, lässt sich aktuell nur ungefähr abschätzen. Der Reisekonzern hat auf APA-Anfragen seit Montagmittag nicht reagiert. Der Obmann des WKÖ-Fachverbandes der Reisebüros, Gregor Kadanka, schätzte am Montag im Gespräch mit der APA, dass es "eine niedrige fünfstellige Zahl von Betroffenen" geben werde, also von 10.000 Menschen aufwärts.
Bei Pauschalreisebuchungen über FTI Deutschland ist die Deutsche Reisesicherungsfonds GmbH "zur unverzüglichen Erstattung verpflichtet", dies gilt sowohl für Kunden aus Deutschland als auch aus Österreich, wie der Verein für Konsumenteninformation (VKI) informierte. Für Kunden, die bei FTI nur eine individuelle Reiseleistung, also etwa nur ein Hotel, gebucht haben, gelte der Insolvenzschutz jedoch nicht. Der Konsumentenschutz der AK Oberösterreich hat in Erfahrung gebracht, dass für Buchungen bei FTI Österreich eine andere Insolvenzabsicherung gilt, nämlich jene bei der Swiss Re International SE Niederlassung Deutschland. Welche Absicherung greift, finden Betroffene in ihren Reiseunterlagen. Urlauberinnen und Urlauber, die sich derzeit an ihrem Urlaubsort befinden, sollen sich laut AK OÖ an ihr Reisebüro oder an folgende Notfallnummer wenden: +4989710451498.
Dank der Bürokratie (Wettbewerbshüter), der Vorschriften und der langsamen Beamten-Mühlen in der EU und DE schlittert wieder ein Betrieb völlig unnötig und nach Erhalt hunderter Millionen an Fördergeldern in die Insolvenz.
Verständlich ist dieser langsame "Dienst nach Vorschrift" aber manchmal schon.
Am Beispiel der beschleunigten Insolvenzabwendung bei kika/Leiner durch Besitzwechsel bzw. Notverkauf der Steinhoff-Gruppe im Jahr 2018 sieht man, wie undankbar das sein kann und viele parteipolitisches Kleingeld damit nur wechseln. Also ist es aus der Sicht der Beamten meistens besser, eine große Insolvenz in Kauf zu nehmen, um sich selbst zu schützen.