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Flächenfraß: Bauwirtschaft sieht „alles im grünen Bereich“

Von Alexander Zens, 18. April 2024, 18:25 Uhr
Albert Brunner (l.), Andreas Kreutzer, Norbert Hartl und Erhard Prugger bei der Pressekonferenz Bild: WKO/Röbl

LINZ. Pro Jahr werden 0,02 Prozent der Fläche Österreichs versiegelt.

In der Debatte über den Bodenverbrauch in Österreich geht Oberösterreichs Bauwirtschaft in die Offensive. Norbert Hartl, Landesinnungsmeister für das Baugewerbe, sieht „alles im grünen Bereich“. Es werde mit falschen Darstellungen agiert, sagte er bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: „Wir sind keine Zubetonierer.“

Dabei war auch Albert Brunner, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz. Er forderte eine „vernünftige Bodenstrategie mit einer emotionslosen und realistischen Betrachtung aller Aspekte. Alle sollten an einen Tisch.“

Zahlen und Analysen präsentierte Andreas Kreutzer vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner – auf Basis von Daten des Umweltbundesamts und des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen.

Demnach sind sieben Prozent von Österreichs Fläche verbraucht (inklusive Gärten, Parkanlagen, Sportplätze). Die Hälfte davon, also 3,5 Prozent, ist versiegelt (luft- und wasserundurchlässige Abdeckung des Bodens mit Asphalt oder Beton).

Von 2018 bis 2022 wurden jährlich im Schnitt 0,02 Prozent der Fläche Österreichs neu versiegelt. „Umgerechnet auf eine Torte ist das ein zusätzlicher Schokostreusel alle drei Jahre“, sagte Hartl. 2023 war die Versiegelung noch geringer, aber vor allem aufgrund der schwachen Baukonjunktur.

Kreutzer sagte, dass Österreich nicht, wie behauptet, Europameister beim Versiegeln sei. Laut Europäischer Umweltagentur liege Österreich auf Platz 15 von 39 Ländern mit einer unterdurchschnittlichen Versiegelungsquote.

Bauen und Arbeitsplätze

Im Regierungsprogramm steht das Ziel, nur noch 2,5 Hektar pro Tag bzw. neun Quadratkilometer pro Jahr zu verbrauchen. Das würde eine Reduktion um rund 80 Prozent bedeuten. „In diesem Fall müssten wir in Oberösterreich mit 33 Prozent weniger Bauproduktion rechnen, und 14.000 Arbeitsplätze wären gefährdet“, sagte Kreutzer. Hartl verwies auf notwendige Bauten für Wohnen, Wirtschaft, Bildung, Gesundheit.

Aber sollte der Bodenverbrauch im Sinne des Klimaschutzes und der nachfolgenden Generationen nicht doch langfristig reduziert werden, auch wenn die Zahlen aktuell noch relativ klein erscheinen? Und wird nicht zu viel fruchtbarer Boden verbraucht?

„Natürlich soll mit der Ressource Boden vorsichtig umgegangen werden, aber wenn wir weiter so viel verbrauchen wie derzeit, hätte Österreich im Jahr 2200 immer noch weniger Versiegelung als etwa Belgien oder die Niederlande heute“, sagte Kreutzer: „Ob die aktuell 3,5 Prozent Versiegelung schon zu viel sind, darüber kann man diskutieren.“ Zwar sei die Ackerfläche bundesweit seit 2012 um 2,5 Prozent gesunken, aber der Hektarertrag sei gleichzeitig um 15,4 Prozent gestiegen.

Hartl sagte, man verwehre sich nicht gegen Maßnahmen zur Reduktion des Bodenverbrauchs. Aber er sei gegen ein fix vorgegebenes Ziel, das würde auch schwierige administrative Fragen aufwerfen. „Die Faustregel lautet: lieber in die Höhe bauen als in die Breite. Der Leerstand soll optimal genutzt, die Zersiedlung möglichst verhindert werden.“ Wichtig sei auch Entsiegelung. „In der Vergangenheit wurden Asphalt und Beton viel zu oft ohne echte Notwendigkeit eingesetzt“, so Hartl.

Erhard Prugger, Leiter der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik in der Wirtschaftskammer: Eine Reduktion des Flächenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag würde „die Bauwirtschaft ins Mark treffen und das Recht der Menschen auf gutes und leistbares Wohnen infrage stellen“.

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Autor
Alexander Zens
Redakteur Wirtschaft
Alexander Zens
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11  Kommentare
11  Kommentare
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schubbi (2.989 Kommentare)
am 19.04.2024 10:29

Typisches Titelbild. Alte Knacker, die den Kropf nicht vollkriegen können und glauben alles läuft ewig so weiter wie die letzten 50 Jahre. Analoges Bild wie in der Politik

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Uther (2.294 Kommentare)
am 19.04.2024 08:55

Das was diese Lobbyisten von sich geben hat den Stellenwert wie wenn bei den Chinesen ein Fahrrad umfällt!

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schubbi (2.989 Kommentare)
am 19.04.2024 08:55

Möcht wissen ob der Hr. Hartl in einer versiegelten Betonwüste wohnt, oder in einem Häuschen im Grünen ?

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schubbi (2.989 Kommentare)
am 19.04.2024 08:52

Da ist wieder der Bock der Gärtner

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Zonne1 (3.662 Kommentare)
am 18.04.2024 19:45

Jetzt müssen wir beim zubetonieren auch noch „Technologieoffen“ sein

Hauptsache, wir können einfach so weiter tun, wie bisher

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schubbi (2.989 Kommentare)
am 19.04.2024 08:53

Und das werden wir auch. Die Wirtschaft muss leben, nicht der Mensch

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Matschak (49 Kommentare)
am 18.04.2024 19:31

Jeder richtet sich seine Argumente wie er braucht. Das ist ein Ergebnis unserer Desinformationsgesellschaft! "am End' weiß keiner nix" (Hobellied)

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kirchham (2.235 Kommentare)
am 18.04.2024 19:30

Es werde mit falschen Darstellungen agiert-richtig Herr Hartl das machen auch sie

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Natscho (4.378 Kommentare)
am 18.04.2024 19:05

Das Problem ist die amerikanisierung des Suburbanen und "ländlichen" (gibt es in OÖ schon selten) Bereich:
Supermärkte, Outlets und Billig-Ketten an die Ortsränder, riesen Parkplatz an der Oberfläche (man kommt ja nur mit dem Auto hin) und breite Stroads (Breite, für Fußgänger gefährliche Straßen mit zu hoher implizierter Geschwindigkeit)
Das sorgt dafür, dass man im Suburbanen Raum dann ein Zweit- oder sogar Drittauto braucht und der Ortskern ausstirbt

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MaxXI (688 Kommentare)
am 18.04.2024 19:01

Kaum wird die Bauwirtschaft, allen voran der Hartl den Bodenversiegelungswahn kritisieren, weil am liebsten würden diese Unternehmer Förderungen kassieren und alles zupflastern....

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dr.haus (254 Kommentare)
am 18.04.2024 18:44

Als Ausgleich zur Werbeeinschaltung der Bauwirtschaft hier die tatsächlich vernichtenden Fakten:
18 Fußballfelder Boden werden täglich vernichtet. Seeufer, Wälder, Wiesen und Felder werden leichtsinnig verbaut und versiegelt. Mit 1,6 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Kopf liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. Der Bau von Shoppingtempeln hat sich zwischen 2000 und 2019 von 113 auf 264 mehr als verdoppelt. Mit rund 14 Metern Straße pro Kopf führt Österreich mit dem dichtesten Straßennetz. Hierzulande sind Landschaften, Wildtier-Routen und Grünflächen mit Straßen zerschnitten wie kaum anderswo in Europa. Das Netz aus Autobahnen, Bundesstraßen usw. streckt sich insgesamt auf 127.500 Kilometer – mehr als drei Erdumrundungen am Äquator!
Mindestens 40.000 Hektar beträgt laut Schätzungen die Summe der leerstehenden und ungenutzten Gebäudeflächen in Österreich, das ist knapp die Fläche von Wien!

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