Ein "Blutdruckmessgerät" für die heimische Logistik
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LINZ. Corona, Kriege und Handelskonflikte haben die Anfälligkeit der internationalen Lieferketten deutlich vor Augen geführt. Das Institut für Lieferkettenforschung hat einen Index entwickelt, mit dem Störungen frühzeitig angezeigt werden können. Dieser soll als Entscheidungsbasis für Unternehmen und die Politik dienen und die Widerstandsfähigkeit erhöhen.
Seit der Coronapandemie, den geopolitischen Konflikten und Handelskriegen sind Lieferengpässe allgegenwärtig, die Anfälligkeit der Lieferketten ist offensichtlich geworden. Um Lieferengpässe vorherzusehen, zu analysieren und in weiterer Folge daraus lernen zu können, hat das 2023 gegründete Institut für Lieferkettenforschung (ASCII) heute, Dienstag, im Rahmen der Eröffnung des Österreichischen Logistiktags in Linz einen neuen Index (Austrian Supply Chain Pressure Index, ASCPI) präsentiert, um Unternehmen auf künftige Krisen besser vorzubereiten.
"Wir möchten mit den ASCPI zeigen, wie sehr Lieferketten Druck und Stress ausgesetzt sind und ob Unterbrechungen drohen", sagte Klaus Friesenbichler, Wifo-Ökonom und stellvertretender ASCII-Direktor. Basis für den Index sind einerseits Lieferindikatoren, die von bis zu 2000 österreichischen Unternehmen eingemeldet werden (Auftragsbestände, Materialengpässe...), andererseits internationale Indikatoren, etwa bezüglich Seefahrt und Zuständen in den Häfen. Ergebnis ist ein Ampelsystem: Bewegt sich der Chart im grünen Bereich, sind keine Probleme zu erwarten, im gelben sind Störungen möglich. Im roten Bereich treten die Probleme tatsächlich auf. Ein Anstieg des Lieferkettendrucks führe zu einer starken Erhöhung der Erzeugerpreise, die dann auf die Verbraucherpreise durchschlage, so Friesenbichler. Gleichzeitig würden die Industrieproduktion und das Bruttoinlandsprodukt gedämpft.
"Mit diesen Daten soll Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft ein Mehrwert und eine Entscheidungshilfe geboten werden", sagte ASCII-Präsident Franz Staberhofer. "Und wir werden mit den Unternehmen diskutieren und versuchen, schnell zu Lösungen zu kommen." Firmen könnten kurzfristige Maßnahmen setzen, etwa die Anpassung der Lagerbestände oder das Nutzen alternativer Transportmittel. Bei längeren Stressperioden müsse die Resilienz erhöht werden, etwa durch eine Verkürzung der Lieferketten, den Wechsel zu alternativen Lieferanten oder den Aufbau zusätzlicher Transportrouten. Mit diesem Index sei man europaweit Vorreiter, so Friesenbichler. Der ASCPI wird monatlich auf der Webseite des ASCII (www.ascii.ac.at) aktualisiert.
Zwei von drei Euro im Export
Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner bezeichnete die Logistik als "Blutkreislauf der Wirtschaft": "Wir haben erfahren, was es heißt, wenn die Lieferketten nicht funktionieren." Nun sei es gelungen, für diesen Blutkreislauf ein Blutdruckmessgerät zu entwickeln. Ziel sei, die Resilienz und Widerstandsfähigkeit der heimischen Wirtschaft, die zwei von drei Euro im Export verdiene, zu erhöhen.
Das ASCII, gegründet vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (75 Prozent) gemeinsam mit dem Land Oberösterreich (25 Prozent), hat für Forschungstätigkeiten zehn Millionen Euro für fünf Jahre zur Verfügung.
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