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70 Jahre Bretton Woods: Als der US-Dollar seine Weltherrschaft antrat

Von Hermann Neumüller, 01. Juli 2014, 00:04 Uhr
70 Jahre Bretton Woods: Als der US-Dollar seine Weltherrschaft antrat
Der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt führte Regie. Bild: Archiv

Stabile Wechselkurse und freier Handel brachten der Weltwirtschaft nach dem Krieg Stabilität; Bindung des US-Dollars an das Gold scheiterte jedoch 1971 - Eine Analyse.

Der Zweite Weltkrieg war noch längst nicht zu Ende. Europa lag in Trümmern, Frieden und Wohlstand schienen unerreichbar. Dennoch wagten es Vertreter aus 44 westlichen Ländern, bereits gemeinsam an der Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit zu arbeiten.

Das Ziel hatte US-Präsident Franklin D. Roosevelt ausgegeben: Freier Handel und stabile Wechselkurse sollten die Welt aus ihrem wirtschaftlichen Elend befreien. Wie genau, darüber stritten Politiker und Volkswirte vom 1. Juli 1944 an in dem beschaulichen Feriendorf Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire.

Nach 22 Verhandlungstagen gab es eine Lösung und gut ein Jahr später wurde das historische Abkommen unterzeichnet. Ab damals galt ein System fester Wechselkurse mit dem US-Dollar als Leitwährung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank zur Stützung des Systems wurden gegründet.

Beispielloser Wohlstand

Es folgten Jahre beispielloser Wohlstandsvermehrung, auch in der Bundesrepublik Deutschland, die 1949 dem Bretton-Woods-System beitrat. Der Welthandel nahm rasant zu, vor allem in Europa und Japan stieg der Lebensstandard rapide.

Rückblickend klingt das einfach: Doch Bretton Woods war ein harter Machtkampf zwischen den Alliierten USA und Großbritannien. Auf britischer Seite stritt der Ökonom John Maynard Keynes, damals Berater des Schatzamtes, für den endgültigen Abschied vom Goldstandard und eine Art Welt-Zentralbank mit eigener Währung.

Auf der US-Seite wollte der Verhandlungsführer Harry Dexter White den Dollar ins Zentrum stellen, dessen Wert schon seit Jahren an das Gold gebunden war. Der Amerikaner setzte sich durch, die anderen Währungen wurden fest an den Dollar gekoppelt, so dass sie indirekt auch zu "Goldwährungen" wurden. Die USA verpflichteten sich, auf Anfrage das Dollar-Guthaben anderer Länder in Gold einzutauschen.

Beide Systeme hatten einen gravierenden Unterschied: Keynes wollte die Länder dazu bringen, mit Hilfe von Auf- und Abwertungen ihrer Währung stets ihre Zahlungsbilanzen auszugleichen. Der Plan von White, dessen Land damals eine Exportmacht war, erlaubte hingegen allein den Importnationen, ihre Währungen entscheidend abzuwerten.

Resultat war ein starres, einseitiges System, das mit den raschen Veränderungen in der Weltwirtschaft nicht mithalten konnte. Während Länder wie Deutschland bei den Exporten zulegten, rutschte die US-Zahlungsbilanz tief ins Minus. Das Land überschwemmte die Welt mit dem überteuerten Dollar. Die Empfänger beklagten die "importierte Inflation".

Im August 1971 löste der damalige US-Präsident Richard Nixon schließlich seine nicht zuletzt durch die Kosten des Vietnam-Krieges aufgeweichte Währung vom Gold. Ursprünglich war nicht geplant, damit ein System flexibler Wechselkurse zu schaffen. Doch die Versuche, den Dollar erneut an das Gold zu binden, scheiterten. Im März 1973 brach dieser Teil des Bretton-Woods-Systems zusammen. Doch der IWF und die Weltbank überlebten, sind mit 188 Mitgliedsländern – unter ihnen auch Österreich – größer denn je und feiern nun ihren 70. Geburtstag.

Europas "Währungsschlange"

Mit dem Zusammenbruch von Bretton Woods entstand in Europa zunächst die "Währungsschlange", in der die damaligen EG-Länder Bandbreiten für Kursschwankungen zwischen den Währungen festlegten. Doch dabei gerieten viele Währungen gegen die starke D-Mark unter Druck. Österreich band den Schilling an die deutsche Währung, was als "Hartwährungspolitik" bezeichnet wurde.

1979 entstand dann das Europäische Währungssystem (EWS). Ziel war es, die Schwankungen der Wechselkurse in engen Grenzen zu halten. Das gelang nicht immer. 1992 drohte der Kollaps, als der aus Ungarn stammende US-Investor George Soros in großem Stil gegen das britische Pfund wettete und die Briten zum Ausstieg aus dem EWS zwang.

Nach der deutschen Wiedervereinigung drangen vor allem die Franzosen darauf, das EWS zu einer Währungsunion weiter zu entwickeln. 1999 schlug dann die Geburtsstunde des Euro als Buch- und 2002 als Bargeld.

Seither können die Länder der Eurozone ihre Währungen nicht mehr abwerten, was mit dazu beitrug, die Währungsunion im Laufe der jüngsten Finanzkrise in schwere Bedrängnis zu bringen. Wirtschaftlich erfolgreiche Länder wie Deutschland oder Österreich stehen schwächeren Staaten im Süden der Union gegenüber. Gab es vor dem Euro immer wieder Abwertungsrunden, um dies auszugleichen, ist das jetzt nicht mehr möglich.

Andererseits schützt der größere Währungsraum – mit inzwischen mehr als 330 Millionen Menschen in bald 19 Ländern – Unternehmen vor Kursschwankungen bei ihren Geschäften innerhalb der Eurozone. Nach innen ist es der Europäischen Zentralbank bisher gelungen, den Euro stabil zu halten. Nach außen ist er fast zu stark. Gegenüber dem US-Dollar hat er seit seiner Einführung deutlich an Wert gewonnen.

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