Vier Tage nach dem Drama um ihren Ex-Freund: Sabalenka gewinnt in Miami
Tennis: Die Nummer zwei der Welt trat ganz in Schwarz an und legte beim 6:4, 6:3 gegen Paula Badosa eine enorme Selbstbeherrschung an den Tag
Es gibt kein Patentrezept im Umgang mit einer Tragödie, sondern viele Wege des Trauens. Aryna Sabalenka, die Nummer zwei der Tennis-Welt, hat sich dafür entschieden, zurück in die Arbeit zu gehen. Also auf den Centre Court von Miami, wo sie das tat, was sie hervorragend beherrscht: nämlich gelbe Filzkugeln mit Wucht und Präzision über das Netz zu befördern.
Die 25-Jährige aus Belarus hätte nach dem Drama um ihren Ex-Freund, den ehemaligen Eishockey-NHL-Profi Konstantin Kolzow, der am Montag verstorben ist, eine Pause einlegen, sich in der Öffentlichkeit rar machen können. Doch ihr war nicht danach. Sie wollte erst trainieren, dann spielen. So weit das in dieser Ausnahmesituation möglich war.
Die tausenden Fans im Stadion spendeten warmen Applaus, als sie zu ihrem Zweitrundenmatch antrat. Das Los wollte es, dass Sabalenka ausgerechnet eine ihrer besten Freundinnen auf der Tour gegenüberstehen sollte: Paula Badosa. Auch die Spanierin erschien im schwarzen Outfit und verabschiedete sich später von ihrer leidgeprüften Gegnerin mit einer herzlichen Umarmung.
Kein On-Court-Interview
Sportlich lief alles, wie es unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Sabalenka gewann nach 84 Minuten 6:4, 6:3. Sie hatte ihre Emotionen unter Kontrolle - ein Blick gen Himmel, bei gelungenen Schlägen hin und wieder die geballte Faust, ernste Gesichtszüge, keine Tränen. Die junge Dame aus Minsk hat ihren Job mit einer unglaublichen Selbstbeherrschung erledigt.
Was in ihr vorgeht, darf kein Außenstehender bewerten. Das ist Privatsache und geht niemanden etwas an. Sabalenka setzte das um, was sie vor Turnierbeginn angekündigt hatte: Sie gab kein On-Court-Interview und auch keine Pressekonferenz.
Nur ein kurze Mitteilung, die sie vor zwei Tagen übermittelt hatte, beschrieb ihren Schmerz: "Es ist eine unfassbare Tragödie, und auch wenn wir nicht mehr zusammen waren, ist mein Herz gebrochen."
Führte Alkohol zum Tod?
Kolzow, der für Belarus zwei Mal an Olympischen Winterspielen teilgenommen hatte, stürzte Anfang der Woche vom Balkon seines Hotelzimmers in Miami in die Tiefe. Yulia, die Ex-Frau des Verstorbenen, glaubt an einen Unfall. Sie gab Details preis.
"Wir haben immer noch den alten Familien-Computer. Ich kannte die Passwörter und war in der Lage, einige E-Mails zu öffnen. Konstantin hatte weitere Appartements in einer anderen Gegend gebucht. Er mietete ein Auto für einen langen Zeitraum. Alles Mögliche kann dir durch den Kopf gehen, aber es gab keine Anzeichen für diese Tragödie", sagte sie.
"Höchstwahrscheinlich war er sehr betrunken. In seinem Zimmer wurden leere Alkoholflaschen gefunden. Konstantin war wohl nicht Herr seiner Handlungen."