"Es ist wie ein Märchen": Österreichs Handballer erklärten die Ungarn-Überraschung

Handball: Österreich gelang mit einem 30:29 über Ungarn die nächste EM-Überraschung
Österreichs Handball-Fans kommen aus dem Augenreiben nicht mehr heraus: Das ÖHB-Nationalteam setzte am Donnerstag seinen Erfolgslauf bei der EM in Deutschland mit einem 30:29-Sieg (17:17) über Ungarn fort.
"Es ist wie ein Märchen, was wir da jeden Tag abliefern", spielte Sebastian Frimmel auf das vierte ungeschlagene EM-Spiel der Österreicher in Folge an. "Es ist schwer zu beschreiben, einfach unglaublich", strahlte Teamchef Ales Pajovic über beide Ohren.
Bildergalerie: Österreichs Handball-Herren bezwangen Ungarn 30:29

Dabei hatte die von ihm entworfene 6:0-Deckung, die sich in der Vorrunde gegen Rumänien, Kroatien und Spanien so bewährt hatte, gegen Ungarn ihre Probleme. Die gegnerische Offensiv-Mischung aus dem 2,07 Meter großen sowie 131 Kilogramm schweren Kreisläufer-Koloss Bence Banhidi sowie einem wurfgewaltigen Rückraum vermochte die ÖHB-Sieben zu Beginn kaum zu bändigen. "Er war sehr schwierig zu verteidigen. Dass manche Tore von ihm fallen werden, war uns klar. Aber damit können wir leben", sagte mit Abwehrchef Lukas Herburger ein direkter Gegenspieler von Banhidi, welcher mit vier Toren letztlich nur wenig zur Geltung kam.
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Dass der Rückstand nie größer als vier Tore wurde, war nur einer starken österreichischen Wurf-Ausbeute zu verdanken. Das aus dem Hauptrunden-Aufstieg erwachsene Selbstvertrauen schien bei Rot-Weiß-Rot förmlich greifbar. Trotz Unterzahl gelang den Österreichern in der 23. Minute erstmals der Ausgleich (13:13). Spätestens als Lukas Hutecek praktisch mit der Pausensirene mit einem Gewaltschuss zum 17:17 traf, war das wie ein Fingerzeig.
"Dabei hatte ich bis Mittag noch geglaubt, dass ich gar nicht auflaufen kann", spielte der ÖHB-Spielmacher auf seine gegen Spanien erlittene Knieblessur an. Die Ärzte gaben Entwarnung, dass es sich dabei nur um einen kleinen Bluterguss handelte. Während der ebenfalls am Knie angeschlagene Boris Zivkovic nur phasenweise spielen konnte, waren die erkrankten Janko Bozovic und Moritz Mittendorfer im Hotel geblieben.
Bilyk bewahrt die Nerven
"Ab der ersten Minute hat man gemerkt, dass wir nicht gegen einen Übergegner spielen", sagte Constantin Möstl dem ORF. Trotz einer unterdurchschnittlichen ersten Halbzeit trug der Torhüter, der zum Mann des Spiels gewählt wurde, mit letztlich elf Paraden entscheidend zum zweiten ÖHB-Sieg bei dieser EM-Endrunde bei.
Am Ende war es Kapitän Mykola Bilyk, der 20 Sekunden vor dem Ende Verantwortung übernahm und mit seinem achten Treffer (bester Werfer der Partie) den bärenstarken ungarischen Schlussmann Laszlo Bartucz (41,7 Prozent Abwehrquote) zum Endstand überwand. "Herz, Charakter und unser System" nannte Pajovic als Faktoren, dass sein Team schon wieder in der Entscheidung die Nerven bewahrt hatte.
Am Samstag gegen Deutschland
"Wir sind gerade auf einer Welle", sagte Kreisläufer Tobias Wagner. Nach dem Hauptrundenauftakt mit drei Punkten dazustehen, war nicht zu erwarten und bringt die rot-weiß-rote EM-Überraschung in eine außergewöhnliche Ausgangsposition. Wagner: "Wir spielen am Samstag – jetzt muss man es in den Mund nehmen – gegen Deutschland um das Halbfinale. Dann wird man sehen, ob wir eine Top-Mannschaft sind."
Auch wenn ein Sieg am Samstag in der dann mit 20.000 Zuschauern ausverkauften Kölner Lanxess-Arena noch nicht das Halbfinal-Ticket bedeuten würde, wäre es doch der wahrscheinlich größte ÖHB-Prestigeerfolg in der ÖHB-Geschichte. Ein Wintermärchen eben.

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