Rechnungshof kritisiert Linzer Medizin-Fakultät
WIEN / LINZ. In einem vertraulichen Rohbericht, der den OÖNachrichten vorliegt, zweifeln Prüfer des Bundesrechnungshofs an zusätzlichem Ärztebedarf.
Der Widerstand – insbesondere aus Wien – gegen eine Medizin-Fakultät in Linz war gewaltig. Der jahrzehntelange Wunsch aus Oberösterreich nach einer Mediziner-Ausbildung im Land ging dennoch in Erfüllung.
Jetzt übt der Bundesrechnungshof (RH) Kritik an der Medizin-Fakultät der Linzer Johannes-Kepler-Uni. In einem vertraulichen Rohbericht, der den OÖNachrichten vorliegt, zweifeln die Prüfer aus Wien, ob überhaupt Bedarf an zusätzlichen Ausbildungsplätzen bestehe.
"Österreich wies eine steigende Anzahl der berufstätigen Ärzte sowie im internationalen Vergleich Spitzenwerte im Bereich der Ärztedichte und der graduierten Mediziner auf", schreiben die Prüfer. Im OECD-Vergleich seien Österreichs Ärzte auch "verhältnismäßig jung".
Die Errichtung einer neuen medizinischen Fakultät sei zu hinterfragen, zumal Ärztebedarfsstudien zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen seien.
Die Prüfer verstehen auch nicht, warum sich das Land Oberösterreich und die Gemeinden bis 2027 mit insgesamt rund 187 Millionen Euro an dem Projekt beteiligen, "obwohl diese Gebietskörperschaften nach der Bundesverfassung für die Finanzierung von Hochschulen nicht zuständig wären". Diese ist Aufgabe des Bundes.
Abwanderung ins Ausland
Insgesamt hätten die Prüfer – wenn schon zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden – lieber einen Ausbau der bestehenden Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck gesehen als eine neue Medizin-Fakultät in Linz.
Das, so argumentieren sie, wäre für die Forschung besser gewesen. Auf die in Linz neu geplanten Forschungs-Schwerpunkte geht der Rechnungshof nicht ein. Zahlen des Wissenschaftsministeriums, wonach die Med-Fakultät Linz günstiger kommt als die Aufstockung der Plätze an bestehenden Med-Unis, seien nicht direkt vergleichbar, so der RH.
Weitere Kritikpunkte des Rechnungshofes betreffen nicht Linz im Speziellen. So etwa die Kritik, dass Österreichs Universitäten eine erhebliche Anzahl von Ärzte für das Ausland ausbilden würden, weil "rund 40 Prozent der Absolventen eines Jahrgangs nicht für die ärztliche Versorgung in Österreich" zur Verfügung stünden.
58 Prozent Oberösterreicher
Konkret auf die Medizin-Fakultät in Linz bezogen, vermerkten die Prüfer, dass im ersten Jahrgang der Linzer Mediziner-Ausbildung 58 Prozent der Studierenden aus Oberösterreich kamen. Den Prüfern ist das offenbar zu wenig: Dies bedeute, dass die "von Oberösterreich getätigten Investitionen" auch Nicht-Oberösterreichern zugute kämen. Dass auch Nicht-Oberösterreicher nach Abschluss ihres Studiums in Linz oder im Land bleiben (und so den Ärztebedarf abdecken) könnten, zieht der Rechnungshof nicht in Betracht.
Insgesamt empfehlen die Prüfer allen medizinischen Universitäten, dem Gesundheitsministerium sowie der Ärztekammer, "Maßnahmen zu ergreifen, um mehr Absolventen in Österreich zu halten". Zudem sollten in Hinkunft "keine neuen medizinischen Ausbildungsinstitutionen in Österreich" mehr finanziert werden.
Die Medizin-Fakultät in Linz hat im Herbst 2014 mit 60 Studenten ihren Betrieb aufgenommen. Die ersten vier Semester absolvieren sie zunächst in Graz, 2016 wechseln sie nach Linz. Im Vollausbau (ab 2021) werden 300 Studierende pro Jahrgang aufgenommen.
Insgesamt empfehlen die Prüfer allen medizinischen Universitäten, dem Gesundheitsministerium sowie der Ärztekammer, "Maßnahmen zu ergreifen, um mehr Absolventen in Österreich zu halten".
Auf wen hat die Politik und die Spitalsträger jahrelang vergessen??
Auf den medizinischen Nachwuchs in diesem Land, gab ja immer genug, die um die Stelle betteln gekommen sind - unsere durchaus bescheidenen Anliegen nach Ausbildung und menschlicheren Arbeitszeiten und leistungsorientierter Bezahlung sind nur auf Arroganz und Ablehnung gestossen.
Dieser Bericht ist ein Desaster für die OÖ Gesundheitspolitik.
die Meinung der Wiener ist irrelevant. Die Meduni in Linz ist sehr wichtig in Verbindung mit der Medizintechnik.
Die Medizin - Uni in Linz, ist der! Stein eines Weisen, oder das Ei des Kolumbus! Ein ganz grosser Wurf, nur gigantisch und wunderbar! Danke Herr LAndeshauptmann!
Therapiepflichtiger Größenwahn wäre eigentlich ein ideales Forschungsprojekt für die Med Uni Linz. Es gäbe ausreichend Patientengut in der Landesregierung sowie bei Begründern und so manchen Exponenten rund um diese zweifelhafte universitäre Projekt. Ob allerdings ausreichend Einsicht bei der Zielgruppe besteht, darf bezweifelt werden.....
DOKTOR JOE leidet an Gigantomanie. Die Absolventen seiner Med-Uni werden nach seinem Kahlschlag im OÖ. Gesundheitssystem das Weite suchen.
Bei den Landtagswahlen wird der LH dafür Verluste einfahren.
Ich bitte die Redakteure Mandlbauer und Staudinger um einen sinnigen Kommentar dieses RH-Befundes:
"Die Prüfer verstehen auch nicht, warum sich das Land Oberösterreich und die Gemeinden bis 2027 mit insgesamt rund 187 Millionen Euro an dem Projekt beteiligen, "obwohl diese Gebietskörperschaften nach der Bundesverfassung für die Finanzierung von Hochschulen nicht zuständig wären". Diese ist Aufgabe des Bundes."
Speziell unter Berücksichtung der Tatsache, dass das Land O.Ö. mit riesigen Geldsummen Förderungen verteilt, die es sich nicht leisten kann.
Gehört die Förderung der Medizin-Uni von Seiten des Landes O.Ö. und der Gemeinden von O.Ö. im gigantischen Ausmass von 187 Mio. Euro nun zum "Förderwesen" des Landes O.Ö. oder eher doch zum "Förder-Unwesen"?
Wer die Förder-Politik des Landes, das mit beiden Händen Steuergeld verteilt, kritisiert, muss auch zu diesem Förder-Thema, bei dem es um einen ganz grossen Brocken geht, eine klare Aussage formulieren!
Gleiches gilt natürlich sinngemäss auch für den "Westring", bei dem Land O.Ö. und Stadt Linz, verhandelt von Pühringer/Dobusch auch riesige Unterstützung leisten, obwohl die Autobahn eine reine Bundessache wäre!
Liest auch Chefredakteur Mandlbauer diese Kritik vom Bundesrechnungshof?
Und was sagt CR Mandlbauer dann dazu, dass der Rechnungshof die Medizin-Fakultät und auch die Finanzhilfe von Land O.Ö. und Stadt Linz dafür zerzaust?
CR Mandlbauer hat mit "seiner" Zeitung ohne Wenn und Aber für die Medizin-Uni in einer regelrechten Kampagne getrommelt, ohne ausgewogen die Pro- und Kontraargumente zu thematisieren. Es war eine lupenreine Medienkampagne pro Medizin-Uni! Vollkommen tendenziös und unseriös, weil unausgewogen.
Auch Fritz Schneider hat man den Auftrag gegeben, das Projekt von seiner schönsten Seite darzustellen.
Wie wird CR Mandlbauer nun diese objektive Sichtweise des Bundesrechnungshofes kommentieren?
Wahrscheinlich auf überhebliche Provinz-Weise a la: "Die bösen Wasserkopf-Zentralisten vom Bund vergönnen der Region O.Ö./Linz keine eigene Medizin-Uni, obwohl wir in O.Ö. sie uns so verdient haben".
Mal sehen. Wenn die Nachrichten nun ganz zu Recht gegen das Förder-Unwesen
Förder-Unwesen:
..des Landes zu Felde ziehen, so müssen sie auch bekennen, dass eben diese Medizin-Fakultät riesige Förder-Summen von der Stadt Linz und dem Land O.Ö. verschlingen wird (so wie auch der Westring) und damit beiden Gebietskörperschaften einen grossen Mühlstein anhängt, der ihnen die Luft zum (finanziellen) Atmen nimmt.
Beide Projekte, Medizin-Uni UND Westring haben jedoch gemeinsam, dass sie originäre Bundes-Angelegenheiten wären, keine der Länder oder Städte!
nach dem musiktheater ist die med. fakultät, das zweite denkmal, dass sich unser herr landeshauptmann setzt. beides wird uns noch viel geld kosten.