Rudi Anschober als Einzelunternehmer und Klimakämpfer
WIEN/LINZ. "Die Klimawende ist keine Aufgabe einer Partei, sondern aller. In allen Parteien gibt es Bündnispartner. Wir brauchen eine breite Klimabewegung – mit den Gewerkschaften, mit den Unternehmern." Vor allem müsse den Menschen wieder Hoffnung gegeben werden, sagt Ex-Minister Rudi Anschober: "Sie haben eine irre Sehnsucht nach Hoffnung."
Das erlebt der 63-jährige gebürtige Schwanenstädter derzeit auf der Lesetour mit seinem neuen Buch ("Wie wir uns die Zukunft zurückholen", Verlag Brandstätter), die ihn durch ganz Österreich führt. Gestartet hat Anschober in Schlierbach, in der alten Heimat, wo er noch immer eine Fangemeinde hat.
"In meinem neuen Leben ist alles anders", erzählt der Ex-Politiker am Rande einer Veranstaltung: "Ich bin jetzt Einzelunternehmer und gewinne ganz neue Erkenntnisse." Das gehe von der Bürokratie mit der Sozialversicherung bis zum Ärger mit Computerpannen. "Als Politiker habe ich in die Hände geklatscht, und ein Team hat sich darum gekümmert."
Büro in der Wohnung
Heute müsse er dazu eine Firma anheuern. Er arbeite nach einem halben Leben in Amtsgebäuden – acht Jahre als Abgeordneter im Parlament, sechs im Landtag und 17 in der Landesregierung – in seiner Wohnung in Wien: "Ein Drittel der Wohnfläche ist mein Büro."
Unverändert geblieben ist sein leidenschaftlicher Kampf gegen den Klimawandel. Das Problem habe sich verschärft. "Klimaerwärmung oder -wandel, das ist heute eine Verharmlosung, und das ist gefährlich." Es brauche einen Klimanotfallplan. Es sei untragbar, dass die G20 erst den Ausstieg aus der Förderung fossiler Energie beschlössen und dann weiter Billionen Dollar dafür ausgäben.
Die Politik müsse klare Ziele vorgeben. Doch es solle nicht mehr mit Vorschriften und Veränderungen gedroht werden. "Nur eine erfolgreiche Klimapolitik wird uns Freiheit geben. Wir brauchen dazu eine Vision, dass wir es gemeinsam schaffen", so der Grüne. Natürlich müssten sich die Menschen an Vorgaben halten, so wie auch an Regeln mit Straßenverkehr.
Vertrauen zueinander
Anschober verlangt aber einen "verantwortungsvollen Umgang miteinander".
Denn: "Die eigentliche und einzige Sicherheit, die wir haben, ist Vertrauen zueinander. Bei meinen Lesungen spüre ich, dass die Menschen etwas beitragen wollen." Mit seinem Buch wolle er Anstöße geben.