Öffnungen trotz hoher Corona-Zahlen fix

WIEN. Auch dritthöchster Wert bei Neuinfektionen gibt Gesundheitsminister Mückstein keinen Anlass zu zweifeln
Drei Tage vor dem Ende fast aller Corona-Einschränkungen stieg die Zahl der Neuinfektionen am Mittwoch auf den von der AGES verzeichneten dritthöchsten Wert seit Pandemiebeginn. Es gab 39.493 gemeldete Fälle, und binnen 24 Stunden starben 47 Menschen mit Corona, steigend ist auch die Zahl der Spitalspatienten, das Plus von Dienstag auf Mittwoch beträgt 69. 2622 Covid-Patienten wurden gestern in Österreichs Spitälern behandelt.
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sieht dennoch keinen Anlass zur "Beunruhigung", wie er gestern sagte, und bekräftigte die Lockerungen ab Samstag. "Wir sehen, dass die Hospitalisierungszahlen, insbesondere jene auf den Intensivstationen, sich weiterhin im Rahmen der Prognosen bewegen und aus aktueller Sicht kein Anstieg zu erwarten ist, der zu einer Systemgefährdung führen würde", so Mückstein.
Das Ende der Semesterferien führe dazu, dass in ganz Österreich "nun wieder an den Schulen und Arbeitsplätzen im Land getestet wird", daher die steigende Fallzahl. Seit Montag gilt, wie berichtet, im Unterricht auch keine Maskenpflicht mehr.
Der gestrige Wert bei den Neuinfektionen übersteigt auch die Berechnungen des Covid-Prognosekonsortiums, das für diese Woche mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit nur ein knappes Überschreiten der 30.000er-Grenze erwartet hat. Niki Popper von der TU Wien schränkt ein, dass ein Tageswert allein nicht aussagekräftig sei. Das Prognosekonsortium, dem er angehört, geht von einem Plateau bei unter 30.000 täglichen Fällen aus. Die Variante BA.2 ist mittlerweile laut Experten in ganz Österreich dominant.
Gecko-Chefin Katharina Reich bekräftigte im OÖN-Gespräch, dass ein "schnelles Abfallen" noch nicht in Sicht sei, aber "wir für den März schon einen deutlichen Trend nach unten erwarten".
Beamte zurück vom Homeoffice
Wie berichtet, fallen am Samstag die G-Regeln für den Zutritt zu fast allen Bereichen (Ausnahme Spitäler, Alten- und Pflegeheime), die Sperrstunde wird abgeschafft, die Nachtgastronomie darf wieder öffnen, auch für Veranstaltungen gibt es weniger Einschränkungen. Nur Wien geht weiter einen strengeren Weg. Die genaue Verordnung Mücksteins ist noch ausständig.
Zudem angekündigt hat die Regierung gestern ein Ende der Homeoffice-Empfehlung im öffentlichen Dienst. Das kommentiert Popper skeptisch: "Ich bekomme deswegen keine Panikattacken, aber ob das sofort überall notwendig ist, weiß ich nicht, weil es wird die Ansteckungen nach oben treiben."
Impfpflicht-Beratungen im Finale
Bis Dienstag haben die vier Experten in der Impfpflicht-Kommission noch Zeit für ihre Beratungen. Denn bis zum 8. März erwartet die Regierung eine Empfehlung, wie mit der Anfang Februar in Kraft getretenen Corona-Impfpflicht weiter zu verfahren ist.
Gecko-Chefin Katharina Reich bestätigte bei einem Auftritt im OÖNachrichten-Forum, dass das Inkrafttreten von Phase zwei und drei „jetzt unmittelbar davon abhängt, wie die Kommission entscheidet“. Phase zwei sollte nach ursprünglichen Plänen ab 16. März den Verstoß gegen die Impfpflicht zum Kontrolldelikt machen. In einer zeitlich noch gar nicht fixierten Phase drei sollten dann Impfstichtage festgelegt werden, an denen Ungeimpfte automatisch an den Stich erinnert und gegebenenfalls zu Strafzahlungen aufgefordert werden.
Sie rechne damit, dass „wir beim Thema Impfpflicht“ nach der Expertenentscheidung „ein Stück vorankommen“. Auch Reich sprach nun von einem „Werkzeugkoffer“, aus dem zu gegebener Zeit das richtige Werkzeug gezogen werden könne. Auf diese Sprachregelung hat sich die Regierung nach einigen Anlaufschwierigkeiten beim heiklen Thema zuletzt verständigt.
Die Impfung sei weiter das beste Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Reich appellierte, „dass auch Schüler zur Impfung kommen, dass die Impfung Teil eines Selbstverständnisses ist, das sie brauchen“. Darüber hinaus warb Reich aber auch für das Maskentragen: Auch wenn diese nicht mehr überall verordnet sein wird, „kann und soll jeder die Maske nehmen, wenn er das für gut und richtig hält“.
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