Die neuen Minister im Kurzportrait

WIEN. Sechs Frauen und sechs Männer werden Österreich bis zu den Neuwahlen im September regieren. Die Kurzportraits der neuen Minister.
Wolfgang Peschorn - Anwalt der Republik wird Innenminister
Nach dem Tauziehen zwischen den Parteien um die Besetzung des Innenministers, wurde mit Wolfgang Peschorn offenbar ein Kandidat gefunden, auf den sich alle einigen konnten. Peschorn ist seit 2006 Leiter der Finanzprokuratur, fungiert also als Anwalt der Republik. Peschorn (am 17. Mai 1965 in Wien geboren) studierte Rechtswissenschaften an der Uni Wien. 1991 trat er in den Anwaltsdienst der Finanzprokuratur ein und legte 1995 die Rechtsanwaltsprüfung sowie 1997 die Prokuraturprüfung erfolgreich ab.
Seit Mai 2006 leitet er die Finanzprokuratur, der die anwaltliche Vertretung und Beratung der Republik Österreich obliegt. Unter seiner Leitung wurde die Finanzprokuratur neu strukturiert. Mediale Bekanntheit erlangte Peschorn durch seine Tätigkeit bei der Aufarbeitung der Vorgänge rund um die Pleite der Hypo Alpe Adria oder der Eurofighter-Vergabe.
Ines Stilling - Gleichstellungs-Beauftragte aus dem Kanzleramt
Aus der im Kanzleramt angesiedelten Sektion für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung kommt die neue Frauen- und Familienministerin Ines Stilling (42). Die Juristin machte Karriere unter den roten Ressortchefinnen Doris Bures, Heidrun Silhavy und Gabriele Heinisch-Hosek. Berufliche Erfahrung sammelte sie zudem bei der Arbeiterkammer und der Siemens AG sowie bei einer Wirtschaftsprüfungskanzlei.
Stilling (geboren am 10. August 1976) studierte Rechtswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität in ihrer Geburtsstadt Graz. Danach zog es sie zuerst in die Privatwirtschaft als Personal- und Controlling-Chefin bei einem internationalen Handelskonzern. Von 2003 bis 2007 war sie Referentin der Abteilung Arbeitsrecht mit Schwerpunkt Mutterschutz und Kinderbetreuungsgeld in der Arbeiterkammer Wien.
Der Ruf in die Politik kam für Stilling 2007, als sie Fachexpertin für den Bereich Arbeitsmarkt und Vereinbarkeit im Büro von Frauenministerin Bures wurde. Von 2008 bis 2009 war sie Referentin für den Bereich Arbeitsmarkt und Vereinbarkeit im Büro von Frauenministerin Silhavy, danach unter Frauenministerin Heinisch-Hosek, deren Büro sie bis 2012 leitete. Seitdem ist Stilling Leiterin der Sektion für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung im Bundeskanzleramt.
Maria Patek - Forst-Expertin führt Landwirtschaftsministerium
Maria Patek (60) ist seit August 2018 Leiterin der Sektion "Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit" im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Davor leitete sie die Sektion "Wasserwirtschaft".
Von 1993 bis 2016 hatte sie verschiedene Funktionen im Bereich der Wildbach und Lawinenverbauung im Landwirtschaftsministerium inne. Die seit 1983 im Landwirtschaftsministerium tätige Patek ist Diplom-Ingenieurin, sie hat ihr Studium der Forst- und Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur abgeschlossen. Außerdem hat sie den MBA in Public Management an der Universität Salzburg gemacht.
"Mich begeistern die vielfältigen Wirkungen des Waldes", erklärte Patek, als sie die Sektion Forstwirtschaft im Vorjahr übernommen hatte. Es gehe "um die Sicherstellung einer multifunktionalen nachhaltigen Waldbewirtschaftung, was nur durch einen bestmöglichen Austausch und Ausgleich der vielfältigen Interessen gehen kann". Internationale Vorträge hielt Patek in der halben Welt - von Japan über China bis nach Argentinien. Patek war auch Präsidentin der Plattform Naturgefahren der Alpenkonvention sowie Initiatorin des internationalen Frauennetzwerkes im Naturgefahrenmanagement. Im Landwirtschaftsministerium agierte sie zwei Jahre lang als Beauftragte für Gender Mainstreaming.
Andreas Reichhardt - Hofers Ex-Generalsekretär wird Verkehrsminister
Mit Andreas Reichhardt zieht wohl ein Wunschkandidat der FPÖ ins Verkehrsministerium ein. Der 50-jährige Wiener startete seine politische Karriere als Referent des Zweiten bzw. Dritten Nationalratspräsidenten Thomas Prinzhorn (FPÖ), stieg unter Minister Hubert Gorbach (FPÖ) zum stellvertretenden Kabinettschef auf und wurde 2018 Generalsekretär von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ).
Der am 23. Oktober 1968 geborene Reichhardt begann sein Berufsleben nach Matura und Studium der Rechtswissenschaften in Wien als Beschäftigter bei der Biodroga Cosmetics GesmbH. Seinen Fuß auf die politische Ebene setzte der parteilose Jurist mit seiner Tätigkeit als parlamentarischer Wirtschaftsreferent im Büro des Zweiten (beziehungsweise Dritten) Nationalratspräsidenten Thomas Prinzhorn (FPÖ).
Von 2003 bis 2004 war Reichhardt im Kabinett des ehemaligen Verkehrsministers Hubert Gorbach (FPÖ) als stellvertretender Kabinettschef tätig, zuständig für die Bereiche Innovation und gewerblicher Rechtsschutz. Seit dem Jahr 2005 leitete er dann die Sektion III (Innovation und Telekommunikation) im Verkehrsministerium - und diente dort auch unter SPÖ-Ministern als Sektionschef. Richtig bergauf ging es dann unter der nun abgetretenen türkis-blauen Regierung: Mit Jänner 2018 wurde der Korporierte (Grenzlandsmannschaft Cimbria Wien) dann unter FPÖ-Vizeparteiobmann Hofer Generalsekretär in dessen Ressort.
Thomas Starlinger - vom Adjutanten des Präsidenten zum Minister
Mit Thomas Starlinger übernimmt ein bisheriger Mitarbeiter des Bundespräsidenten die Funktion des Verteidigungsministers. Denn Alexander Van der Bellen machte Starlinger Anfang 2017 zu seinem Militär-Adjutanten. Der 56-Jährige Generalmajor übernahm damit die Aufgabe des Verbindungsorgans des Staatsoberhaupts und Oberbefehlshabers zum Bundesheer.
Zuvor war Starlinger, geboren am 27. Jänner 1963 in Gmunden, vier Jahre lang Vize-Chef des Stabes beim multinationalen Kommando "Operative Führung Eingreifkräfte" in Ulm, wodurch er mit den aktuellen geopolitischen Entwicklungen mit Fokus auf den Balkan, Nahen und Mittleren Osten und Afrika sowie den Flüchtlingsbewegungen aus dem Osten und Süden Richtung EU bestens vertraut war.
Nach Absolvierung der Militärakademie war der Oberösterreicher als Kompaniekommandant in Linz und an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns tätig. Nach dem Generalstabslehrgang von 1997 bis 2000 war Starlinger zunächst bei der 7. Jägerbrigade Chef des Stabes und stellvertretender Brigadekommandant, von 2003 bis 2007 war er bei der österreichischen Militärmission in der Europäischen Verteidigungsagentur Brüssel tätig.
Im Dezember 2007 wurde Starlinger zum Kommandanten der 7. Jägerbrigade in Klagenfurt bestellt. Von November 2008 bis Mai 2009 übernahm er das Kommando über die "Multinationale Task Force Süd" im Rahmen des KFOR-Einsatzes im Kosovo.
Eduard Müller - Ehemaliger Finanzbeamter ganz oben angelangt
Ein einstiger Finanzbeamter ist ganz oben in der Hierarchie angelangt: Der gebürtige Burgenländer Eduard Müller (56) wird Finanzminister. Der Leiter der Sektion 1 im Ressort übernimmt auch die Agenden für öffentlichen Dienst und Sport, die der zurückgetretene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache über hatte. Er war auch Geschäftsführer des Linde Verlages, wo er etwa das "SteuerSparBuch" publizierte.
Müller wurde am 31. August 1962 in Oberwart geboren und besuchte die Handelsakademie. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und einem postgradualen MBA-Studium begann er seine berufliche Laufbahn beim Finanzamt in seiner Geburtsstadt. Weiter ging es über die Finanzlandesdirektion 1997 ins Ministerium. Dort war Müller unter anderem Leiter des Reformteams der österreichischen Steuer- und Zollverwaltung. Von 2013 bis 2015 war Müller zudem Geschäftsführer der Linde Verlag Ges.m.b.H., wo er nach wie vor regelmäßig publiziert. Mit Oktober 2015 holte ihn Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) als Präsidialchef ins Ministerium zurück. Seit 2015 ist Müller auch noch Bundesvorsitzender der Prüfungskommission für Steuerberater in der Kammer der Wirtschaftstreuhänder und stellvertretender Generalsekretär im Finanzministerium.
Elisabeth Udolf-Strobl - Tourismus-Expertin als Wirtschaftsministerin
Mit Elisabeth Udolf-Strobl (63) leitet eine Tourismus-Expertin das Wirtschaftsministerium. Die Spitzenbeamtin in diesem Ressort gilt als Wegbegleiterin des einstigen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel (ÖVP). Aktuell leitet Udolf-Strobl die Sektion V (Kulturelles Erbe). Auch im Außenministerium war sie bereits tätig.
Udolf-Strobl (geboren am 12. April 1956) studierte Rechtswissenschaften sowie Englisch und Spanisch an der Uni Wien. 1986 trat sie als Vertragsbedienstete in das damalige Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie ein. Nach verschiedenen Stationen im Ressort wurde sie 1991 dem Kabinett des damaligen Ministers Schüssel zugeteilt. Ab 1995 arbeitete sie ein Jahr lang im Außenministerium, wechselte danach aber wieder in ihr Stammressort unter Minister Johann Farnleitner (ÖVP).
1999 wurde Udolf Strobl zur Leiterin der damaligen Sektion VII für Tourismus und Freizeitwirtschaft bestellt, 2002 wurde ihr Aufgabenfeld um das der Historischen Objekte erweitert.
Clemens Jabloner - aus der Pension auf den Minoritenplatz
Jabloner gilt als Paradejurist. Der verheiratete Vater von drei Kindern war unter anderem Beamter im Kanzleramt als Sektionsleiter sowie im Verfassungsdienst. 1991 wurde er zum Vizepräsidenten des VwGH, zwei Jahre später Präsident - eine Aufgabe, die er 20 Jahre lang bis zum Erreichen des Pensionsalters tadellos ausfüllte. Nebenbei lehrte der langjährige Geschäftsführer des Hans Kelsen-Instituts an der Uni Wien, habilitiert hat er sich im Öffentlichen Recht.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Jabloner, als er von 1998 bis 2003 Vorsitzender der Historikerkommission der Republik Österreich war. Den Vorsitz hatte er auch im Kunstrückgabebeirat über. Zudem war Jabloner Mitglied des Österreich-Konvents.
Politisch wurde der Sohn eines Impressarios stets der SPÖ zugerechnet, was zu Beginn seiner Karriere in den 1990er-Jahren zu teils heftiger Kritik der Freiheitlichen führte. Seine korrekte Vorgangsweise in so gut wie allen Causen brachten ihm aber längst einen guten Ruf über die Parteigrenzen hinweg. Wobei selbst Jabloner nicht nur Freunde hatte. So war beispielsweise Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) mit dem VwGH-Präsidenten vor allem in Asylangelegenheiten das ein oder andere Mal zusammengeprallt.
Alexander Schallenberg - Karrierediplomat wird Außenminister
Den Politzirkus kennt Alexander Schallenberg nur zu gut. Ins Außenamt kam der Diplomat adeliger Herkunft bereits vor mehr als 20 Jahren. Mit dem Aufstieg von Sebastian Kurz (ÖVP) ins Bundeskanzleramt gelang dem langjährigen Pressesprecher mehrerer Außenminister auch sein größter Karrieresprung. Zuletzt leitete Schallenberg die EU-Koordinationssektion im Bundeskanzleramt.
Die Diplomatie wurde Schallenberg quasi in die Wiege gelegt. 1969 in Bern als Sohn des Botschafters und späteren Generalsekretärs im Außenministerium (1992 bis 1996), Wolfgang Schallenberg, geboren, wuchs er in Indien, Spanien und Frankreich auf. Von 1989 bis 1994 studierte er Rechtswissenschaften in Wien und Paris, danach Europäisches Recht am Europacollege im belgischen Brügge.
Nach Belgien führte ihn auch sein erster Auslandsposten - an die österreichische EU-Vertretung in Brüssel, wo er fünf Jahre lang die Rechtsabteilung leitete. Zurück in Österreich machte sich Schallenberg als Pressesprecher der früheren Außenministerin Ursula Plassnik sowie später deren Nachfolger Michael Spindelegger (beide ÖVP) einen Namen. Als Kurz die Agenden des Außenministers übernahm, beförderte er den Kommunikationsprofi mit Mühlviertler Wurzeln zum Leiter für "strategische außenpolitische Planung".
Brigitte Zarfl - Ernährungswissenschafterin führt Sozialressort
Mit Brigitte Zarfl (56) führt nun eine Ernährungswissenschafterin das Sozial- und Gesundheitsministerium. Derzeit leitet sie die Präsidialsektion des großen Ressorts. Die am 11. August 1962 in Krems geborene Zarfl arbeitete zunächst wissenschaftlich - als Mitarbeiterin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Stoffwechselerkrankungen und Ernährungen sowie als Universitätsassistin am Institut für Ernährungswissenschaften.
Unter Ministerin Lore Hostasch (SPÖ) wechselte die Mutter zweier Töchter Ende 1997 ins Gesundheitsressort, wo sie Fachreferentin für allgemeines Gesundheitswesen im Kabinett der Ministerin war. Ab 2004 war Zarfl in der EU-Sozialpolitik aktiv und vertrat Österreich im EU-Sozialschutzausschuss. 2006 wurde sie Abteilungsleiterin, 2009 Gruppenleiterin und stellvertretende Sektionsleiterin im Sozialministerium.
Mit 1. Mai 2015 wurde sie von Ressortchef Rudolf Hundstorfer (SPÖ) zur Leiterin der Präsidialsektion im Sozialministerium bestellt. "Durchsetzungsstärke, Engagement und einen kollegialen Führungsstil" attestierte Hundstorfer ihr damals.
Iris Eliisa Rauskala - Ehrgeizige Pragmatikerin für die Bildung
Mit Iris Eliisa Rauskala (41), der derzeitigen Leiterin der Präsidialsektion im Bildungsministerium, hat sich Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein eine ehrgeizige Pragmatikerin an die Spitze des Ressorts geholt. Ihre Laufbahn geriet unter dem einstigen ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in Schwung. Geboren ist Rauskala am 14. März 1978 in Helsinki.
Die neue Bildungsministerin studierte Internationale Wirtschaftswissenschaften an der Leopold Franzens Universität Innsbruck, wo sie von 2001 bis 2007 auch beschäftigt war. Ein Studienaufenthalt führte sie an die britische Coventry Business School, 2006 erhielt sie ihren Doktortitel in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Rauskala war unter anderem Referentin im Büro der einstigen ÖVP-Bildungsminister Johannes Hahn, Beatrix Karl und Karlheinz Töchterle. 2015 machte sie Mitterlehner zur Leiterin der Sektion VI des Ressorts, seit 2018 ist sie Leiterin der Präsidialsektion.
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