Arbeitszeit: ÖGB will Änderungen, Koalition winkt ab
WIEN. Betriebsversammlungen führten zu 250 Zugausfällen, voestalpine-Mitarbeiter beschlossen Resolution.
Die Bundesregierung dürfte sich von den Protesten der Gewerkschaft gegen den Zwölf-Stunden-Tag unbeeindruckt zeigen. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es, dass keine weiteren Änderungen des Entwurfs geplant seien. Versichert wurde neuerlich, dass künftig niemand unfreiwillig mehr Stunden arbeiten müsse. Mehrarbeit werde weiter abgegolten.
Beschluss am Donnerstag
Heute rücken noch einmal die Klubobleute der Regierungsparteien, August Wöginger (VP) und Walter Rosenkranz (FP), aus, um die geplante Reform zu verteidigen. Am Donnerstag soll das neue Arbeitszeitgesetz im Parlament beschlossen werden: Die maximale Tagesarbeitszeit wird auf zwölf Stunden erhöht, die Wochenarbeitszeit auf 60. Die zusätzlich gearbeiteten Stunden können durch Geld oder Freizeit abgegolten werden.
Bei den Bundesbahnen kam es gestern zu 250 Zugausfällen: Der Betriebsrat hatte in der Früh zu Versammlungen geladen, um die Mitarbeiter über die Auswirkungen des Gesetzes zu informieren.
In einem Schreiben der ÖBB an die Mitarbeiter hieß es unter anderem: "Für die ÖBB wird das neue Gesetz im Betriebsdienst unmittelbar kaum Änderungen bringen." In der ÖVP zeigte man sich deshalb empört. Die Eisenbahner-Gewerkschaft würde den Verkehr beeinträchtigen, obwohl nach Darstellung des Managements keine Arbeitszeit-Änderungen zu erwarten seien.
Auch bei der voestalpine in Linz fand eine Betriebsversammlung statt. Die 2500 Mitarbeiter sprachen sich in einer einstimmigen Resolution gegen den Gesetzesentwurf zum Zwölf-Stunden-Tag aus.
SP-Sozialsprecher Josef Muchitsch drängte auf Änderungen. "Die Jahresarbeitszeit wird erhöht. Offenbar will man nicht mehr Beschäftigte einstellen, sondern die Beschäftigten sollen länger arbeiten, ohne Mitbestimmung und mit weniger Zuschlägen", wetterte er.
Sozialpartner in der Hofburg
Am Vormittag empfing Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Spitzen der Sozialpartner in der Hofburg. Mit der aktuellen Arbeitszeitdiskussion habe dies nichts zu tun, wurde offiziell versichert. Da alle Sozialpartner neue Präsidenten erhalten haben, sei dies ein Termin zum Kennenlernen gewesen.
nur 3 Kommentare bis jetzt. sogar die roten kampfposter, habens geschnallt, dass die Gewerkschafter am Holzweg sind. jene die das öbb chaos am montag angezettelt haben gehören vor gericht gestellt. es kann nicht sein, dass ein hochsubventionierter Staatsbetrieb anständige arbeiter/innen hindert zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen.
Mein lieber Merzedescabrio, vollkommen Falsch!!!
Die haben alle die 12 Stunden laut Betriebsvereinbarung schon überschritten und mussten im Gewerkschaftsheim ausstempeln.
Eine Frage zum Verständnis:
Man spricht immer von den "Sozialpartnern" Arbeiterkammer (=Arbeitnehmervertreter, gesetzliche Zwangsmitgliedschaft), Wirtschaftskammer (=Arbeitgebervertreter, gesetzliche Zwangsmitgliedschaft), Landwirtschaftskammer (Bauernvertreter, gesetzliche Zwangsmitgliedschaft) und Gewerkschaft (=Verein, freiwillige Mitgliedschaft). Welche Funktion hat da der Verein Gewerkschaftsbund, wenn die Arbeitnehmerinteressen ohnedies von der Arbeiterkammer vertreten werden? Ist das nur, weil dieser Verein einen "Präsidenten" hat, oder weil es immer schon so war?
12 Stundentag nicht nötig. Kern verdient ohne 12 Stundentag vierzehneinhalb tausend Euros. Kern ist der lebende Beweis.
Rote Götterdämmerung!