Russland spricht von "Sabotage", die Ukraine feiert eine "Meisterleistung"
KIEW/MOSKAU. Neue Explosionen auf der Krim: Geheimdienste sehen schwere Rückschläge für Moskau.
Es ist bereits der dritte militärische Zwischenfall auf der Krim in nur wenigen Wochen: In einem Munitionsdepot auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kam es gestern zu einer schweren Explosion. Für das russische Verteidigungsministerium in Moskau war die Ursache sofort klar: Es handelte sich um einen "Sabotageakt", hieß es. Über mögliche Täter machte die Regierung in Moskau keine Angaben.
Fest stand nur eines: In einem provisorischen Munitionslager der Militärbasis im Bezirk Dschankoj im Norden der Krim brach gestern früh ein Feuer aus. "Infolge des Brands kam es dann zu einer Explosion der Munition", hieß es. Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS wurden Gebäude, Anlagen der Stromversorgung und eine Eisenbahnlinie beschädigt. Drei Stunden später gab es erneut Feueralarm. Mehr als 3000 Menschen wurden den Behörden zufolge in Sicherheit gebracht.
Experten gehen davon aus, dass die Ukraine einmal mehr einen gezielten Angriff verübt hat. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, bezeichnete die Explosion im Online-Dienst Telegram jedenfalls als eine "Operation ‚Entmilitarisierung‘" und lobte sie als "Meisterleistung der ukrainischen Streitkräfte". Diese würden ihre Arbeit fortsetzen, bis alle ukrainischen Gebiete "vollständig befreit" seien, warnte er die Führung in Moskau.
Für den britischen Geheimdienst zeigen die Angriffe auf die Krim bereits massive Folgen: Die russische Schwarzmeerflotte ist nach Einschätzung Großbritanniens deutlich geschwächt. Die Kriegsschiffe würden derzeit nur in Sichtweite der Krim-Halbinsel patrouillieren, eine größere Kontrolle des Schwarzen Meeres finde nicht statt, verkündete das britische Verteidigungsministerium. Insgesamt seien Russlands Invasionspläne ins Stocken geraten.
Angst vor dem GAU
Unterdessen bleibt die Lage rund um das Atomkraftwerk Saporischschja angespannt. Die Warnungen vor einer Katastrophe werden immer dramatischer: Eine Atomkatastrophe steht im Raum, sollte die Stromversorgung im Kraftwerk unterbrochen werden. Sie ist für die Kühlung der radioaktiven Brennelemente in insgesamt sechs Reaktoren – wovon aktuell zwei in Betrieb sind – verantwortlich. Fällt die Kühlung der Brennstäbe aus, frisst sich das Material durch den Reaktor nach draußen: der größte anzunehmende Unfall, ein sogenannter GAU.
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