Argentinien wählt neuen Staatschef

BUENOS AIRES. In Argentinien hat die entscheidende zweite Runde der Präsidentenwahl begonnen.
Bei der Stichwahl am Sonntag trat Wirtschaftsminister Sergio Massa von den regierenden Peronisten gegen den libertären Populisten Javier Milei an. In den jüngsten Umfragen lagen beide fast gleichauf. Rund 35 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen. In dem Land gilt eine Wahlpflicht.
Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise verspricht der selbst ernannte "Anarchokapitalist" Milei eine radikale Kehrtwende: Er will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank sowie viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben kürzen. Regierungskandidat Massa hingegen dürfte die bisherige Politik mit massiven Eingriffen des Staates in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen fortsetzen.
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Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 140 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze. Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.
Im Vorfeld der Stichwahl wurden nach übereinstimmenden Berichten insgesamt fünf Menschen wegen mutmaßlicher Drohungen gegen Massa festgenommen. Nach der Festnahme von drei Männern und einer Frau am Freitag wurde am Samstag Sicherheitsminister Aníbal Fernández zufolge eine 18-jährige Frau in der nordargentinischen Stadt Salta festgenommen. Wie das Nachrichtenportal "Infobae" unter Berufung auf Justizkreise berichtete, soll die Teenagerin in einer Direktbotschaft im Online-Dienst Instagram dem 17-jährigen Sohn von Präsidentschaftskandidat Massa mit dem Tod gedroht haben. Am Donnerstag hatte bereits eine Bundesrichterin Ermittlungen eingeleitet und Personenschutz für Massas Familie angeordnet, nachdem in Online-Netzwerken eine Reihe von Drohnachrichten entdeckt worden war.