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Wenn in Europa die nächste Hölle wartet

Von nachrichten.at/apa, 13. August 2017, 14:42 Uhr

ROM. Weil die Geschichte so brutal ist, erinnert sich Alice Gautreau besonders gut an die der 16-jährigen Blessing aus Nigeria.

Sie geht so: Das Mädchen wird in einem Dorf außerhalb von Benin-Stadt gekidnappt. Mit Voodoo-Ritualen gezwungen, ihrer Zuhälterin zu gehorchen. Schließlich an einen Nigerianer in Libyen verkauft, der sie mehrmals vergewaltigt, bis sie schwanger wird. Er verkauft sie an einen anderen Mann weiter. Der bringt sie in ein Lager. Eines Morgens wird sie zum Strand geschleppt und in ein Boot gesetzt, später auf dem Mittelmeer gerettet.

Seit Gautreau als Hebamme für Ärzte ohne Grenzen auf dem Rettungsschiff "Aquarius" der Hilfsorganisation SOS Mediterranee im Einsatz ist, hört sie Geschichten wie die von Blessing immer öfter. Die 16-Jährige, da ist sich die Hebamme sicher, ist Opfer von Menschenhändlern zur sexuellen Ausbeutung geworden - wie sie immer häufiger auf den Flüchtlingsbooten landen, um in Europa zu Prostituierten gemacht zu werden. "Bevor ich an Bord gegangen bin, habe ich über sexuelle Gewalt und sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge gelesen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Aber ich muss sagen, dass Menschenhandel vorher kein großes Thema in meinem Kopf war", sagt Gautreau.

75 Prozent der Nigerianerinnen, die voriges Jahr im Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht wurden, sind der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge potenziell Opfer von Menschenhändlern zur sexuellen Ausbeutung geworden. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl um 600 Prozent gestiegen.

Gautreau versucht innerhalb der Stunden zwischen der Rettung der Menschen und der Ankunft der "Aquarius" in Italien, ihre "Ladies" zum Reden zu bewegen. Sie betreut sie im "Shelter". In dem Raum dürfen sich nur Frauen und Kinder aufhalten, abgeschottet von den Männern an Deck. Nach einer Rettung Ende Juni ist jeder Zentimeter auf dem Fußboden besetzt. 99 Frauen wurden gerettet, 72 von ihnen kommen aus Nigeria. Neun sind schwanger.

Fulfilment und Tracy saßen etwa 16 Stunden auf einem Schlauchboot, bis sie gerettet wurden. Auch sie kommen aus Nigeria. Die 23-jährige Tracy sagt, sie sei Waisenkind. Fulfilment ist erst 16, blickt schüchtern auf den Boden, während sie spricht.

"Sie haben mir versprochen, dass ich in Europa zur Schule gehen kann", sagt Fulfilment. "In Afrika haben sie uns wie Sklaven behandelt." Wie sie von Nigeria nach Libyen gelangt sind, wissen sie nicht mehr, sagen beide. Haben sie etwas für die Fahrt mit dem Boot, für die die Schlepper normalerweise horrende Summen verlangen, bezahlt? "Nein, nichts", sagt Fulfilment.

Für die IOM sind all das Hinweise darauf, dass eine Person in die Fänge von Menschenhändlern gelangt ist. "Ich wollte nach Italien, weil sie mir gesagt haben, ich kann in einem Friseursalon arbeiten, sobald ich ankomme", zitiert IOM eine 17-Jährige aus Nigeria. "Der Job war eine Lüge. Sie zwangen mich, eine Prostituierte zu werden." Das sei der einzige Weg gewesen, ihre Schulden für die Reise zu bezahlen. Die "Schulden" liegen laut IOM zwischen 25.000 und 35.000 Euro.

Meistens sind die Betroffenen Frauen, zwischen 13 und 24 Jahren alt. Wenn sie in Gruppen unterwegs sind, sind sie laut IOM meist die schüchternsten, lassen andere Migranten für sie reden. Oft geben sie an, Waisenkinder zu sein oder aus kinderreichen Familien zu kommen.

Italienische Anti-Mafia-Ermittler gehen davon aus, dass es mafiöse Organisationen sind, die bereits in Nigeria planen, wie die Mädchen in Europa verteilt werden. Ende Juli nahm die Polizei auf Sardinien mehrere Verdächtige fest, die Nigerianerinnen in die Prostitution gezwungen haben sollen. Sie sollen den Frauen nach der Ankunft in Italien geholfen haben, die Aufnahmezentren zu verlassen, und sie nach Turin gebracht haben. Dort sei ihnen gesagt worden, dass sie nur mit Prostitution "Schulden" begleichen können.

"Das ist auch bei uns seit Jahren immer mehr ein Thema", sagt Barbara Eritt von IN VIA, einer Berliner Beratungsstelle für vom Menschenhandel betroffene Frauen. "Das größte Problem mit den Nigerianerinnen ist, dass sie keine Aussagen gegen die Täter machen wollen." Sie habe gedacht, Voodoo-Rituale hätten ihre Macht verloren. "Aber wenn die Mädchen versuchen, Ihnen zu erzählen, was sie dabei erlebt haben, bekommen Sie schon Respekt vor der Macht des Schwurs."

Bevor eine Frau vor einem Priester schwören muss, dass sie mit niemandem über ihre Erlebnisse sprechen wird, muss sie sich oft zunächst ausziehen, erzählt Eritt. Der BH oder die Unterhose würden in einem Gefäß aufbewahrt. Ein Mädchen habe ihr berichtet, dass sie eine übelriechende und -schmeckende Flüssigkeit trinken musste. "Die durfte sie nicht zurückspucken oder hochwürgen. Es sei das Wasser ihrer Ahnen, was sie stark mache. Sie hat uns das als unerträglich beschrieben. Dann musste sie ein Herz von einem Huhn essen, das vor ihren Augen geschlachtet worden war."

Die Kraft, die der Schwur innerlich entwickle, sei für Außenstehende nicht nachzuvollziehen, sagt Eritt. Sie werde aber sehr wohl sichtbar. "Das Mädchen bekam über Tage und Wochen Monatsblutungen, nachdem sie mit der Polizei geredet hat, und nahm ab", erinnert sich Eritt. Wohl eine psychosomatische Reaktion: Die Frauen hätten Angst, wahnsinnig zu werden oder keine Kinder mehr zu bekommen, wenn sie das Versprechen brechen.

Auch Alice Geautrau sind auf der "Aquarius" die Hände gebunden. Sie hat meist nur wenig Zeit, die Frauen zum Reden zu bringen, bevor sie in Italien an Land gehen. Wenn sie erfährt, dass eine Frau vergewaltigt wurde, kann das an die Behörden weitergegeben werden. Ohne zu wissen, wie es dann für die jungen Frauen weitergeht, verliert sie die meisten aus den Augen. Wie Blessing.

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17  Kommentare
17  Kommentare
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Gugelbua (31.951 Kommentare)
am 14.08.2017 12:04

solche und weitere Erzählungen gibt es zu genüge, sie zeigen nur auf wie rückständig diese Völker gehalten werden, dank Religion.
hab selber erlebt wie in christlichen Kirchen Blutopfer dargebracht wurden, so viel zum Hokuspokus traurig

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metschertom (8.067 Kommentare)
am 14.08.2017 08:52

Solche Berichte von den selbsternannten NGOs sind immer mit Vorsicht zu lesen da mindestens die Hälfte den kranken Gehirnen dieser Personen entstammt mit dem Hintergrund ihr tun zu rechtfertigen und Spendengelder zu lukrieren.
Dass dort unten einiges schief läuft ist unbestreitbar nur werden wir in Europa dieses Problem nicht lösen können. Und mit dem "Menschenimport" im großen Stil aus diesen Ländern werden die Probleme nur verlagert bzw. verdoppelt.

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LASimon (11.337 Kommentare)
am 14.08.2017 09:55

Entweder wir lösen ein Problem oder wir lassen uns von ihm einholen. Einen dritten Weg gibt es nicht.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 15.08.2017 07:55

Und die NGOs sind schon eine Schattenregierung, die sitzen schon mit am Tisch bei den Verhandlungen. Sehr aufschlussreich der Bericht von Karin kneissl in der Krone kürzlich.

Auch gut nachzuvollziehen, wenn man sich ansieht, wer im parlamentarischen Prozess der Gesetzgebung Stellungnahmen abgeben darf.

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Motzi (4.918 Kommentare)
am 13.08.2017 19:39

Ich sehe immer nur Männer auf den Flüchtlingsbooten.

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gutmensch (16.724 Kommentare)
am 13.08.2017 20:23

Ideologische Scheuklappen?

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Selten (13.716 Kommentare)
am 13.08.2017 16:03

„Potentiell“ zum Opfer werden, heißt auf gut Deutsch, jemand KÖNNTE zum Opfer werden.

Knaus´ IOM (InternationalOrganisierteMigration) behauptet, dass 75% der einwandernden Nigerianerinnen MÖGLICHERWEISE OPFER werden könnten!

Frau Gautreau assistiert dabei mit Voodoozauber, damit der D(e)uropäer (dumme EUropäer) eher frisst, dass „diese Zahl in den vergangenen drei Jahren um 6 0 0 % gestiegen“ ist!!!

Immerhin wissen wir jetzt, warum MSF keine Polizei an Bord haben will.

Dieser Voodoo-Schmarrn ist ein neuer Versuch, das Treiben im MM zu rechtfertigen und Spenden zu lukrieren.

Nebenbei kann man dem Konstrukt der sexuellen Verfolgung die Einwanderungschancen der nigerianischen Frauen erhöhen. Asylgründe haben sie nämlich so wenig vorzuweisen, dass elbst unser Jasager-Staat ihre Anträge großteils abweist.

Das kann man hier ganz gut sehen:
http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_asylwesen/statistik/start.aspx

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gutmensch (16.724 Kommentare)
am 13.08.2017 20:25

Einfach nur erbärmlich und zynisch dein Beitrag.

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metschertom (8.067 Kommentare)
am 14.08.2017 08:48

Kannst die Wahrheit nicht vertragen? Da sind die Gutis alle gleich!

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Selten (13.716 Kommentare)
am 13.08.2017 21:27

Den Knaus hab ich ich versehentlich dem IOM zugerechnet, der Herr ist ja ESI!

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SRV (14.567 Kommentare)
am 14.08.2017 09:33

Na Hr. Selten (oder doch "Herr Sellner II"), pi-news, unzensuriert & Co lassen grüßen:

https://www.aerzte-ohne-grenzen.at/presse/aerzte-ohne-grenzen-unterzeichnet-italienischen-verhaltenskodex-nicht-wird-aber-weiter-leben?utm_source=Spender+von+%C3%84oG+%28RN%29&utm_campaign=3aa2262f18-EMAIL_CAMPAIGN_2017_08_04_Spender+von+%C3%84oG&utm_medium=email&utm_term=0_101484636b-3aa2262f18-224998365

http://derstandard.at/2000062612365/Weitere-NGO-setzt-Rettungseinsaetze-aus

http://derstandard.at/2000062601063/Aerzte-ohne-Grenzen-setzen-Mittelmeer-Rettungsmission-aus?ref=rec

http://derstandard.at/2000062583031/Libyens-Marine-faehrt-harten-Kurs-gegen-NGOs?ref=rec

http://diepresse.com/home/ausland/aussenpolitik/5266036/Oxfam_EU-darf-Menschen-nicht-an-Flucht-aus-Libyen-hindern

Ein politisch Verantwortlicher in der EU sagte sinngemäß: "Am Ende des Tages ist für Wahlen entscheidend, dass die Ankunftsszahlen erniedrigt werden, egal wie...".

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SRV (14.567 Kommentare)
am 14.08.2017 09:34

daher auch die Unterstützung der teils zwielichtigen lybischen Küstenwache

http://derstandard.at/2000062174859/Fluechtlinge-Der-Warlord-hinter-der-libyschen-Kuestenwache

und bei der Schaffung der neuen lybischen, deutlich erweiterten Such- und Rettungszone – wenn dort Menschen ersaufen, dann ist eben die lybische Küstenwache zuständig…

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SRV (14.567 Kommentare)
am 14.08.2017 09:39

Im Übrigen:

https://kurier.at/politik/ausland/mittelmeer-reportage-viele-wollen-gar-nicht-nach-europa/276.510.512

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 13.08.2017 15:54

Der größte Feind dieser Menschen ist NICHT der weiße Mann !

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Zaungast_17 (26.401 Kommentare)
am 13.08.2017 15:00

Traurige Realität ...

warum setzt man nicht in den afrikanischen Ländern die Hebel an?
Für vieles ist Geld vorhanden ...

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il-capone (10.388 Kommentare)
am 13.08.2017 17:28

... wenn schon das Beschneidungsverbot nichts gilt, was dann?

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Zaungast_17 (26.401 Kommentare)
am 13.08.2017 19:33

und, kann jetzt Westeuropa alle Mädchen importieren, weil das so ist?

... bei aller Liebe. die USA und Westeuropa ziehen genug Rohstoffe ab, pulvern haufenweise Mittel in die Rüstung, dieser humanitären Fragen und Probleme nimmt sich niemand an ...

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