Verschwundene Studenten: Staat behindert Aufklärung
MEXIKO-STADT. Internationale Ermittler haben dem mexikanischen Staat vorgeworfen, die Aufklärung des Verschwindens von 43 Studenten vor mehr als eineinhalb Jahren zu behindern.
In einem am Sonntag vorgelegten Abschlussbericht forderten die unabhängigen Ermittler zudem, das Verhalten von Bundespolizisten und Militärs am Abend des Verschwindens der Studenten im September 2014 zu untersuchen.
Die Ermittler aus Kolumbien, Chile, Guatemala und Spanien schrieben in ihrem 605-Seiten-Report, der mexikanische Staat habe während ihrer einjährigen Untersuchungen "wenig Interesse" daran gezeigt, neue Ermittlungsansätze zu verfolgen. Zudem sei es ihnen "unmöglich" gemacht worden, 17 in Haft sitzende Verdächtige zu befragen. Mit einer Medienkampagne sei versucht worden, die Arbeit der internationalen Ermittler zu diskreditieren.
Die Regierung in Mexiko-Stadt hatte dagegen stets betont, sie arbeite mit der Ermittlergruppe zusammen. Die internationalen Ermittler sind seit März 2015 auf Bitten der Angehörigen der Verschwundenen im Land.
Im Fall der verschwundenen Studenten gibt es starke Zweifel an der offiziellen Version der Behörden. Ende 2014 hatte der damalige Generalstaatsanwalt Jesus Murillo Karam erklärt, die Polizei von Iguala habe die 43 Lehramtsstudenten mit Beamten aus dem benachbarten Cocula entführt und sie an die Drogenbande Guerreros Unidos ausgeliefert. Bandenmitglieder gaben an, die Studenten seien auf einer Müllkippe ermordet und verbrannt worden.
Demnach soll das Feuer 14 Stunden lang gebrannt haben, bevor die Asche in einen Fluss geworfen wurde. Bisher wurden aber nur die verkohlten Überreste eines Studenten in einer Tüte in dem Fluss gefunden. Die Hypothese, dass die Leichen eingeäschert wurden, wird daher von mehreren Seiten stark angezweifelt. Die internationalen Ermittler betonten in ihrem Bericht, es gebe keinen wissenschaftlichen Beweis für das angebliche Großfeuer.
Zu Untersuchungen in dem Fall waren österreichische Experten herangezogen worden. Am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) wurden sterbliche Überreste untersucht. Forensiker identifizierten zwei Opfer anhand von Leichenteilen, die auf der Abfalldeponie gefunden worden waren.