„Stuttgart 21“: CDU-Querkopf Heiner Geißler vermittelt
STUTTGART. Im Streit um das deutsche Bahnprojekt „Stuttgart 21“ hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus den früheren CDU-Generalsekretär Heiner Geißler als Vermittler vorgeschlagen.
Heiner Geißler (80) soll die Wogen im Streit um „Stuttgart 21“ glätten und zwischen Befürwortern und Gegnern des umstrittenen Bahnprojektes vermitteln. Der ehemalige Sozialminister gilt als prominentester Querkopf in der CDU. Gleichzeitig ist er Mitglied der globalisierungskritischen Organisation ATTAC. Scharfzüngig setzt sich Geißler für ein gerechteres Wirtschaftssystem ein und hat auch viele Anhänger in linken Kreisen. Die baden-württembergischen Grünen hatten den erfahrenen Schlichter von Tarifkonflikten zuerst ins Gespräch gebracht. Die Gegner des Milliarden-Bahnprojekts akzeptieren zwar Geißler als Mittelsmann, fordern aber weiter den sofortigen Stopp der Bauarbeiten. Sonst würden sie nicht verhandeln.
130 Verletzte
Mappus beharrte in seiner gestrigen Regierungserklärung auf der Umsetzung von „Stuttgart 21“, bot aber einen Dialog mit den Gegnern an. „Es hat im Schlossgarten Szenen gegeben, die sich nicht wiederholen dürfen“, sagte Mappus. Der Streit um ein Eisenbahnprojekt dürfe nicht dazu führen, dass jemand verletzt werde.
Bei der Demonstration vergangene Woche waren rund 130 Menschen verletzt worden. Dietrich Wagner war einer von ihnen. Er hatte zuvor versucht, Jugendlichen zu helfen, die in einen Wasserstrahl der Polizei geraten waren. Dabei habe der Wasserwerfer ihn direkt ins Gesicht getroffen, so stark, dass der 66-Jährige ohnmächtig wurde, wie Wagner dem Magazin „stern“ berichtete. Der Chefarzt des Stuttgarter Katharinenhospitals diagnostizierte bei Wagner „schwerste Augenverletzungen“. Am schlimmsten seien die „beidseitig schweren Prellungsverletzungen“. Die Lider seien zerrissen, der Augenboden eines Auges gebrochen, die Netzhaut vermutlich eingerissen. Die Linsen seien zerstört und müssten durch Kunstlinsen ersetzt werden. Wagner sei „ im Moment erblindet“. Der Chefarzt wisse nicht, wie gut sein Patient in Zukunft je wieder sehen wird können.