Panne in ORF-Kochshow: Wie der Frauennerfling international Schlagzeilen machte
In einer ORF-Sendung wurde eine streng geschützte Spezies zu Fischlaibchen verarbeitet – sogar in Indien wurde über die "Panne in der Pfanne" berichtet.
Da wird doch der Fisch – pardon – Hund in der Pfanne verrückt! In einer ORF-Kochsendung wurde kürzlich ein streng geschützter, weil vom Aussterben bedrohter, Fisch zubereitet. Zu dem Faux-Pas kam es in der wöchentlichen Rubrik "Köstlich kulinarisch", die zu "Niederösterreich heute" gehört: Irrtümlich verarbeitete Wirt Roland Lukesch einen sogenannten Frauennerfling zu Fischlaibchen. Zuschauer wiesen den ORF auf den Fehler hin, die Verantwortlichen haben sich mittlerweile entschuldigt.
"Es tut uns fürchterlich leid"
Doch wie konnte es zu diesem Irrtum kommen? Gekocht wurde nach einem alten Rezept, nach dem man auch sehr grätenreiche Fische zubereiten kann. "Ich habe einen bekannten Fischer ersucht, weil es ein traditionelles Weißfischgericht ist, einen Weißfisch zu bringen. Er hat sich geirrt und hat einen Frauennerfling gebracht, das war unser Missgeschick", erklärt Lukesch. Zur Verwechslung kam es auch, weil der Fischer den Frauennerfling irrtümlich den Entnahmevorgaben des – nicht geschützten – Nerflings zugeordnet hat. "Der Fehler tut uns fürchterlich leid. Allen, mir und dem Fischer", sagt der Gastwirt zerknirscht.
Im Rezept, das auf der Website zur Sendung weiterhin abrufbar ist, wird keine spezielle Fischart empfohlen, die Rede ist dort lediglich von "35 dag Fischfilet". Nachsatz: "Am besten vom Fischer Ihres Vertrauens". Zu den "faschierten (Fisch-) Laberln für die Fastenzeit" reicht man "einbrennte Hund", heißt es weiter.
Großes Medien-Echo
Das Missgeschick vor laufenden Kameras hat jedenfalls hohe Wellen geschlagen: Große Medien im In- und Ausland berichteten über den kulinarischen Fehltritt. Nicht nur ZDF, Bildzeitung und Spiegel griffen die Geschichte auf, sogar nach Amerika und nach Indien schwappte die Geschichte. So titelte etwa die "Times of India" mit einem Wortspiel: "Austria fishermen fume over protected fish fried on public TV". Auch die amerikanische Nachrichten-Plattform CBS News widmete dem pikanten Vorfall einen längeren Bericht.
Erheiterung in sozialen Medien
Auch in sozialen Medien erheiterte der Vorfall – wohl hauptsächlich aufgrund der Bezeichnung "Frauennerfling" – zahlreiche Nutzer. "Habe jüngsten Nachrichten entnommen, dass es nur sehr selten noch den Frauennerfling gibt, der daher besonders geschützt ist. Zur Beruhigung teile ich Euch mit, dass es den gemeinen Frauennervling, vulgo Mann, noch ausreichend gibt", lautet nur eines der zahlreichen Kommentare. Kabarettist Alex Kristan brachte mit einer Parodie zum Thema seine Fans zum Lachen:
Woher kommt der Name "Frauennerfling"?
Wie der Frauennerfling tatsächlich zu seinem Namen kommt, erklärte Gregor Gravogl, Geschäftsführer des NÖ Landesfischereiverbands, kürzlich in einem ORF-Beitrag. Nerfling leitet sich ursprünglich vom lateinischen "Orphus" (poetisch für Fisch) ab und wurde über die Jahre über Orfe zu Örfling, Nörfling und schließlich Nerfling. Zudem laicht der karpfenartige Fisch im "Frauenmonat" Mai. In Niederösterreich findet man die geschützte Spezies hauptsächlich in der Donau und im Marchfeldkanal. Die Bestände sind wegen Gewässerverschmutzung und wasserbaulichen Maßnahmen stark rückläufig, weshalb der Frauennerfling auf der roten Liste der geschützten Arten steht.
Beim ORF wundert mich nichts mehr
Sorgen haben wir, das ist schon unglaublich.