Frauenmorde: Behörden sollen sich besser vernetzen
WIEN. Nach einer Häufung von Frauenmorden Anfang dieses Jahres hat eine Expertengruppe vollendete und versuchte Tötungsdelikte minutiös untersucht.
Arbeitslosigkeit sowie Trennungen rangieren als Risikofaktoren an der Spitze, hieß es bei der Vorstellung des Berichts im Innenministerium. Die vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen setzen bei Gefährdungserkennung, Behördenvernetzung und Täterarbeit an. Die eingesetzte Screening-Gruppe rollte alle Mordfälle auf, die von 1. Jänner 2018 bis 25. Jänner 2019 begangen wurden. In 92 Prozent der Fälle kannten Opfer und Täter einander – 54 Prozent waren verwandt oder bekannt, 38 Prozent lebten entweder in einer Intimbeziehung oder in Trennung.
Leitfaden für Polizei gefordert
Alle Opfer der in einer Beziehung verübten Tötungsdelikte waren weiblich, die Täter waren zu 50 Prozent fremde Staatsbürger. In 47 Prozent der Fälle war die Beziehung bereits beendet. Arbeitslosigkeit oder Frühpensionierungen (48 Prozent) sowie Trennungen (46 Prozent) sind die häufigsten Risikofaktoren, gefolgt von Alkohol- oder Drogenmissbrauch (30 Prozent). Ein weiteres Alarmzeichen: In 44 Prozent der Fälle war bereits ein Betretungsverbot verhängt worden.
Die Experten fordern einen Leitfaden für die Polizei für Vernehmungen nach Gewalt in der Partnerschaft, eine bessere Zusammenarbeit der Behörden und eine Adaptierung der Gewaltschutzdatei im Hinblick auf die Risikoeinschätzung von Tätern.
Unter der Prämisse "Täterarbeit ist Opferschutz" wird für eine Ausweitung der sogenannten Gefährderansprachen sowie für verpflichtende Anti-Aggressionstrainings nach Betretungsverboten votiert. Erste Schritte zur Umsetzung der neuen Maßnahmen würden schon in den nächsten Wochen gesetzt und an die kommende Regierung weitergereicht, versicherten Innenminister Wolfgang Peschorn und Frauenministerin Ines Stilling.
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