Größte Bankraubserie mit 26 Taten geklärt
WIEN. Die Polizei konnte in Wien die größte Bankraubserie des Landes klären. Zwei Mazedonier, die als „Moneymaker“-Bande bekannt wurden, sollen 26 Überfälle auf Banken verübt haben. Einer wird sich auch wegen versuchten Mordes verantworten müssen.
Die verdächtigen Mazedonier Vulnet H. (34) und Nuri N. (33) sollen in den Jahren 2004 bis 2011 für 26 Überfälle – davon 24 in Wien und jeweils eine Tat in Graz und Wiener Neudorf – verantwortlich sein.
Nuri N. wurde am 6. Februar in Berlin festgenommen und am 17. August nach Österreich ausgeliefert. Vulnet N. wurde wegen Bankraubes bereits zu neun Jahren Haft verurteilt und sitzt in Stein in Haft.
„Einer der Männer steht auch im Verdacht, einen Mordversuch begangen zu haben“, sagte Robert Klug vom Landeskriminalamt Wien: Bei einem Coup am 20. September 2006 in Mariahilf hatte der Verdächtige aus dem Fluchtwagen auf einen sie verfolgenden Radfahrer geschossen. Die Projektile verfehlten den Radfahrer nur knapp und durchschlugen einen geparkten Pkw.
„Moneymaker“ heißen die Täter nicht nur wegen der Vielzahl der ihnen zur Last gelegten Überfälle – von der Beute wurde übrigens nichts mehr gefunden: „Sie haben das Geld nicht gewinnbringend angelegt, sondern in Bordellen, Spielsalons und auch für Suchtgift ausgegeben“, sagte Klug. „Moneymaker“ vor allem deswegen, weil Vulnet H. (34) und Nuri N. (33) bei einem Bankraub im Jahr 2006 in Favoriten das Geld in einer Plastiktasche mit „Moneymaker“-Schriftzug verstaut hatten.
Der Sack riss, die Banknoten fielen zu Boden, die Männer trugen ihre Beute mit vollen Armen davon. „Wie Kandidaten in der Gelddusche bei der Fernsehsendung, sagte Klug.
Jahrelange Ermittlungen
Dass sie es mit Serientätern zu tun hatten, war den Fahndern des Landeskriminalamtes Wien bald bewusst. Der erste Erfolg gelang aber erst am 9. Juni 2009: Streifenbeamte nahmen in der Thaliastraße in Ottakring Vulnet H. und mehrere Komplizen unmittelbar nach einem Banküberfall fest. Damals wurden ihm drei Überfälle zur Last gelegt, für die er neun Jahre Haft erhielt.
Die Ausforschung von Nuri N. verlief generalstabsmäßig: Zunächst erhielt die österreichische Polizei Hinweise aus Mazedonien, Kroatien und Slowenien, wonach ein Mann nach Komplizen für einen Überfall in Österreich suche – die Tat fand 2009 in Wien-Liesing statt.
Ein weiteres Puzzleteil war die Überprüfung eines Mannes in Slowenien, dessen DNA zu einem Raub in Mariahilf im Jahr 2006 „passte“: Damals hatte einer von zwei Tätern auf einen Radfahrer geschossen. Ein im Fluchtfahrzeug gefundener Sweater lieferte den „genetischen Fingerabdruck“.
Außerdem erkannten Kriminalisten in der LKA-Außenstelle Wien-Mitte, dass ein von ihnen wegen Drogen observierter Verdächtiger auf Bildern aus der Überwachungskamera von einem Banküberfall in Graz auftauchte: Nuri N. Über das LKA Steiermark wurde der aktuelle Aufenthaltsort ermittelt, am 6. Februar 2011 konnte Nuri N. in Berlin festgenommen werden. Die Auslieferung nach Österreich erfolgte kürzlich am 17. August.
Unterdessen „besuchte“ Bezirksinspektor Harald Maderbacher vom LKA Wien den in der Strafanstalt Krems-Stein einsitzenden Vulnet H. „Dabei legte er eine Lebensbeichte ab“, sagte Klug. Vulnet H. gestand, selbst 24 Banküberfälle begangen zu haben. Als Duo verübten die Verdächtigen 15 Raube, H. war neunmal allein „unterwegs“, Nuri N. zweimal. Insgesamt gab es fünf Mittäter, die abwechselnd dabei waren und erst teilweise ausgeforscht sind.
Die Mazedonier hatten sich auf Filialen der Erste Bank spezialisiert. „Sie dachten, ‘erste Bank’ heißt größte Bank und dass sie dort am meisten Beute machen“, sagte Klug. Die beiden Verdächtigen kennen einander von Kindheit an. Vulnet H. war als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Niederösterreich gekommen, aber kurz nach dem Abschluss seiner Lehre abgeschoben worden. Nur wenige Wochen später war er „illegal“ zurück und wurde schließlich immer wieder straffällig, sagte Klug. Im April 2004 habe er Nuri N. zum ersten Raub überredet. (luke)