Erinnerungen an den Sommer auf einer Alm, die es nicht mehr gibt

Nach unserem vorgestern lancierten Aufruf "Zeitzeugen gesucht: Wer kann sich noch an die Mondseer Hochalm erinnern?", hat sich eine Leserin gemeldet, deren lebendige und spannende Erinnerungen an die Zeit auf der Alm ein Buch füllen könnten.

Rosa Willnauer aus Weyregg am Attersee ist im 90. Lebensjahr und verbrachte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Sommer auf der Almada’schen Hochalpe Mondsee im heutigen Gemeindegebiet von Oberwang. "Ich habe das wirklich genossen", erzählt Frau Willnauer. Die Arbeit sei zwar hart gewesen – Aufstehen um drei Uhr Früh, 16 Kühe mit der Hand melken, ausmisten … Doch die Eindrücke, die sie damals als junges Mädchen bei ihrer Sennerinnentätigkeit aufnahm, seien einzigartig und unvergesslich.

Willnauer hatte vor Kriegsende eine Einladung in die Reichskolonialschule Flensburg (Schleswig-Holstein) erhalten, wollte nach Afrika, doch daraus wurde nichts, worauf sie den ersten Jahrgang der damaligen Landwirtschaftlichen Fachschule in Weyregg absolvierte. "Und dann habe ich mich damit abgegeben: Ich bleibe in der Landwirtschaft, komme aber gar nicht von da her. Aber das war egal, so habe ich mir gesagt, vielleicht schaue ich mir einmal eine Alm an. Und so bin ich auf die Hochalm gekommen."

Sie habe sehr viel erlebt, der Sommer sei anstrengend, aber ereignisreich gewesen, so Willnauer. Die Milch wurde zum größten Teil selbst verarbeitet und Käse daraus erzeugt: "Wir hatten auch einen Reifekeller." Gemeinsam mit ihrem Sohn sei sie viele Jahre später noch einmal zur Hochalm zurückgekehrt, sagt die Seniorin. "Aber da hat man nichts mehr von all dem gesehen." 

Heute, 15.30 Uhr, lädt Andreas Pillichshammer, Initiator einer Reaktivierung der einzigen Alm im Mondseeland ins Schloss Mondsee zu einem Erzählnachmittag. Dabei erzählen ältere Menschen aus ihrer Kinder- und Jugendzeit auf der Alm.