Kokon gibt seit fünf Jahren Kindern neue Perspektiven
19. Oktober 2024, 13:46 Uhr
Kinder-Reha: Psychosoziale Erkrankungen, Adipositas, Entwicklungsverzögerungen sowie Skoliose am meisten gefragt
ROHRBACH-BERG. Seit fünf Jahren gibt es die Kinder- und Jugend-Reha kokon in Rohrbach-Berg und Bad Erlach. Seit 2019 wurden in den Kliniken etwa 17.000 junge Patienten und Begleitpersonen versorgt. Damit decken die beiden Häuser rund die Hälfte der Reha-Betten für junge Menschen in Österreich ab. Die Bilanz fällt positiv aus, denn schon vor der Eröffnung wusste man, dass es für Kinder separate Einrichtungen braucht, in denen man ganz auf die Bedürfnisse der jungen Patienten eingehen kann. Die Kinder- und Jugend-Reha hat sich in der Gesundheitsversorgung etabliert – mit etwas Anlaufschwierigkeiten, die wohl auch der Corona-Pandemie geschuldet waren. Die Nachfrage ist mittlerweile sehr hoch – doch die Behandlung kranker Kinder und Jugendlicher sehr komplex. Finanziell müsse dringend nachgeschärft werden, heißt es immer wieder.
"Wir sind zu einem wesentlichen Teil der Gesundheitsversorge für Kinder- und Jugendliche geworden. Wir therapieren Einschränkungen, die durch akute oder chronische Erkrankungen entstanden sind – und hier steigt der Bedarf laufend. Es profitieren junge Menschen mit Long Covid und Adipositas genauso wie solche mit Entwicklungsverzögerungen, neurologischen, pulmologischen, kardiologischen, psychischen und psychiatrischen Erkrankungen", erklärt die Ärztliche Direktorin im kokon Bad Erlach, Jutta Falger. "Wir wissen aus Studien und aus Erfahrung: Reha wirkt und kann erkrankten Kindern und Jugendlichen zu einem gesünderen, selbstbestimmten Leben verhelfen."
Schwierige Finanzierung
Die Schwierigkeit: Eine Reha ist körperlich und seelisch anstrengend und findet in Kleingruppen statt. Häufig benötigen die jungen Patienten aber sehr individuelle Angebote. "All das wird derzeit finanziell noch nicht abgedeckt. Die Nachfrage nach Reha ist sehr hoch, viele Familien kommen wiederholt, da die Fortschritte bei den Kindern so gut sind. Wir würden aus medizinischer Sicht gerne das gesamte Familiensystem behandeln, was leider aber nicht finanziert wird. Um diese extrem wichtige Versorgung ernsthaft und rasch voranzutreiben, braucht es eine kostendeckende Tagsatz-Finanzierung und den Konsens zur familienorientierten Reha", erklärt die Ärztin. Die Spitzenreiter bei den behandelten Erkrankungen sind die Adipositas, Entwicklungsverzögerungen sowie Skoliose. Das Behandlungsspektrum schätzen nicht zuletzt die Mitarbeiter der kokon-Kliniken: "In der Reha-Medizin ist die Arbeit interdisziplinärer als in jedem anderen Fach. Gleichzeitig ist das Arbeitsumfeld viel planbarer als in der Akutmedizin", sagt Robert Weinzettel, Ärztlicher Direktor im kokon Rohrbach-Berg. "Jeder kann sich mit der jeweiligen Expertise einbringen und entfalten. In einem so jungen Feld gibt es noch immer viel Pionierarbeit zu tun."
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