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Geschickte Hände binden sieben Pflanzen zum Palmbuschen

Von Thomas Fellhofer, 22. März 2024, 02:48 Uhr
Geschickte Hände binden sieben Pflanzen zu einem traditionellen Palmbuschen
In der Senioren-Tagesbetreuung treffen sich Alt und Jung zum gemeinsamen Palmbuschenbinden. Bild: (Fellhofer)

SANKT JOHANN AM WIMBERG. Der Palmbuschen besteht aus Buchsbaum, Efeu, Hasel, Lärche, Wacholder, Salweide, dürrem Eichenlaub sowie bunten Bändern

Früher war das Palmbuschenbinden Männerarbeit. Vom Vater an den Sohn wurde dieses Handwerk weitergegeben. Im Laufe der Zeit wurde es dann das Geschäft der Bäuerinnen. Landwirtin Hedwig Lindorfer kam dieser Tage deshalb in die Hansbergland-Senioren-Tagesbetreuung "AltNa(h)Und" nach St. Johann, um mit den Frauen Palmbuschen zu binden. Diese verbringen dort eine gemeinsame Zeit. Betreut werden sie von Arcus-Mitarbeiterin Anita Leibetseder, die immer wieder Unterstützung von Freiwilligen wie an diesem Tag Hedwig Lindorfer bekommt. Auch die Schüler der Volksschule halfen mit und durften ihren ganz persönlichen Buschen herstellen. "Der Palmbuschen ist bei den Jungen wieder sehr beliebt", weiß Lindorfer. Als Garant für Glück und Segen gilt er allerdings erst, wenn er am Sonntag auch zur Palmweihe getragen wurde.

"Die Palmbuschen werden bei uns im Oberen Mühlviertel aus sieben Pflanzen gebunden, die früher alle eine starke Beziehung zum Volksglauben und zur Volksmedizin hatten", erklärt die Bäuerin. Traditionsgemäß werden die Zweige am Aschermittwoch geschnitten und ins Wasser gestellt. So sollten sie mit der Frühlingssonne schnell zum Grünen gebracht werden. Übrigens war auch das Tragen des Palmbuschens früher Angelegenheit der Burschen. Dabei ging es oft darum, die Hofgröße in der Länge des Palmbuschens widerzuspiegeln.

Was die Segenskraft betrifft, helfen die handlichen Varianten der Häuslleut aber nicht weniger. Wieder zu Hause, wurde der Palmbuschen drei Mal ums Haus getragen. "Hühner einzäunen" nannte man das, zum Schutz vor Fuchs und Habicht.

Sieben Pflanzen mit Sinn

Doch was kommt in den Buschen? Anna Kapfer, eine der fleißigen Seniorinnen, weiß das seit ihren Mädchentagen: Der Buchsbaum ist ein Muss und Symbol des Lebens. Der Efeu oder "Wintergrea" ist als Zeichen für die Ewigkeit sowie für Treue die zweite Komponente. Die Hasel ist Symbol der Weisheit und Fruchtbarkeit und trägt den ganzen Buschen. Die Lärche – im Mühlviertel Lehrbaum genannt – ist ein heiliger Baum, ein Schutzbaum. Die Palmkätzchen, auch Salweide genannt, sind das Zeichen von Auferstehung und Neubeginn. Der Wacholder, besser bekannt als Segenbaum, ist der Lebendigmacher – ein Baum des Lebens. Das dürre Eichenlaub steht für das Vergängliche und muss ebenfalls mit von der Partie sein.

Mit der im Wasser eingeweichten Weidenrute – die Korbweide ist Symbol der unbändigen Lebenskraft –, die abgeschält und in der Mitte gespalten wird, wird der Palmbuschen zusammengebunden, denn Nägel oder Draht haben in einem traditionellen Buschen nichts verloren. Ein wenig grünes Band darf heutzutage aber schon sein. Früher galt es als Ehrensache, dass alles nur durch einen Streifen aus Rinde zusammenhält. Die Ruten mit Messer und Fingernagel zu spalten, verlangt ganz schön viel Geschick.

Die Bedeutung der Bänderfarben gerät allerdings schon immer mehr in Vergessenheit, und es werden verschiedene bunte Bänder genommen: Grüne Bänder sind das Symbol für die Freude über die Auferstehung, rote Bänder symbolisieren den Bluttod Christi, und die weißen Bänder stehen für die Unschuld Christi.

Ein Palmbuschen "wirkt"

Der in der Kirche geweihte Palmbuschen wird an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Wünschen und Bitten aufgestellt. So soll er zum Beispiel auf dem Feld die Ernte schützen. Unter dem Dach bewahrt er die Bauers- und hoffentlich auch "Häuslleute" vor Unwetter und Feuer. Im Stall wehrt er Krankheiten ab, und im Herrgottswinkel wird er zur Ehre Gottes angebracht. Sogar verspeist wurden Teile davon in früheren Tagen: Drei geschluckte Palmkatzerl sollten vor Halsweh schützen.

Reste müssen ins Feuer

Waren nach einem Jahr noch Reste des alten Palmbuschens vorhanden, wurden diese Zweige nicht einfach weggeworfen, sondern fanden eine ehrenvolle Verwendung: Sie wurden in das Feuer geworfen, mit dem zu Ostern das "Weihfleisch" gekocht wurde.

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Autor
Thomas Fellhofer
Lokalredakteur Mühlviertel
Thomas Fellhofer
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