Frau Hruby, wie wird man 105 Jahre alt?
ARBING / PERG. "Darf ich das Foto zuerst sehen, bevor Sie das in die Zeitung geben? Ja, so schau ich aus – das passt!" Ihre Schlagfertigkeit hat Frieda Hruby auch im Alter von 105 Jahren nicht verlassen. Am Sonntag feierte die Arbingerin, die seit elf Jahren im Seniorium Perg lebt, Geburtstag: mit Familie, einer Abordnung des Arbinger Musikvereins und Glückwünschen der Gemeinde. Am Dienstag stellten sich auch Landeshauptmann außer Dienst Josef Pühringer und das Perger Stadtoberhaupt Anton Froschauer als Gratulanten ein. "So ein Aufwand, das bin ich ja gar nicht wert", gab sich die rüstige Frau berührt.
Nur um einen Überblick zu geben: Als Frieda Hruby am 10. März 1919 geboren wurde, liefen in Versailles und Saint-Germain die Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg. In Österreich erlebte die Erste Republik ihre turbulenten ersten Monate. "Ich kann es ja selber kaum glauben, dass jemand so alt werden kann", sagt Frieda Hruby über ihr Alter. "Das Hören funktioniert halt jetzt nicht mehr so gut, aber in meinem Alter muss man sich dafür nicht genieren."
Tatsächlich sei sie, gemessen an ihrem Alter, beneidenswert agil, bestätigt das Pflegeteam im Seniorium Perg. "Frau Hruby ist den ganzen Tag beschäftigt. Sie hat oft Besuch und telefoniert auch sehr viel. Sie plaudert gerne, hört aber auch zu, was andere erzählen. Außerdem liest sie Zeitung und sieht im Fernsehen Nachrichten", sagt Sigrid Lettner, stellvertretende Heimleiterin im Seniorium Perg. Sie beginne jeden Tag mit ein paar Turnübungen und halte eisern an ihrem Frühstück fest, plaudert die Jubilarin im Gespräch mit den OÖNachrichten aus ihrem Alltag: "Da esse ich immer Nüsse, Petersilie und ein wenig Knoblauch. Das gibt Kraft. Dazu gibt es ein Joghurt." Dazu beschließe sie jeden Tag mit einem Gebet. "Und am nächsten Tag pünktlich um sechs Uhr bin ich dann wieder wach, um den neuen Tag zu begrüßen."
Regelmäßig Besuch bekommt Frieda Hruby von ihrem Enkelsohn Manfred Hofer. Der 59-Jährige hat das Haus seiner Großmutter am Arbinger Kirchenberg übernommen. "Wenn ich zu ihr ins Heim komme, möchte die Oma immer wissen, was sich in Arbing gerade so tut." Deshalb habe sie sich an ihrem Geburtstag auch sehr über die Gratulationen aus ihrer Heimatgemeinde gefreut.
Freude gemacht hat Frau Hruby am Dienstag auch, dass Dechant Konrad Hörmanseder den Gottesdienst im Seniorenheim geleitet hat. "Sie ist eine treue Messgeherin. Einmal hat sie zu mir gesagt: ,Herr Pfarrer, wenn Sie kommen, dann ist für mich Sonntag.‘" Zur Feier des Tages legte Hörmanseder am Dienstag dann auch anstelle des für die Fastenzeit üblichen violetten Messgewands ein weißes an: "Weiß ist die Farbe der Freude. Und heute ist ein Freudentag."
Oft denkt Frieda Hruby in diesen Tagen an eine Begegnung aus ihrer Jugend zurück: "Damals hat mir eine Handleserin prophezeit, dass ich einmal sehr alt werde, aber in meinem Leben auch viel aushalten muss – wenn ich so überlege, dann hat sie recht gehabt."